Gottlieb Wendehals
Im Jahr 1941 startete in Thorn eine der größten Schlagerbiographien der deutschen Nachkriegsgeschichte. Mit der Geburt Gottlieb Wendehals, der laut seinem Steckbrief mit bürgerlichem Namen Werner Böhm heißt, hatte sich das deutsche Musikbusiness auf neuen Wind einzustellen. Die Karriere Gottlieb Wendehals' begann laut seines Wikis aber eher klassisch. Als Jazzpianist verdiente er sich die ersten Sporen in der Musik. Mit den Cabinet Jazzmen war er Teil einer der größten und bedeutendsten Jazz Bands der Republik. Später sollte Gottlieb Wendehals begleitend für internationale Megastars spielen wie Ella Fitzgerald, Louis Armstrong oder Erroll Garner. 1974 gründete er dann seine eigene Band. Die Zusammensetzung liest sich wie ein Who is Who der deutschen Musiklandschaft: Udo Lindenberg, Lonzo Westphal, Knut Kiesewetter und sogar Otto Waalkes war um eine Ecke beteiligt. 1979 schuf Werner Böhm dann die Kunstfigur Gottfried Wendehals. Und brach mit dieser durch. Kleinere Versuche im Parodistischen, Humorvollen hatte er zuvor auch bereits getätigt und dabei, laut des Gottlieb Wendehals Wikis, gespürt, dass das Publikum genau das an ihm schätzte, dass er humoristisches Talent besaß. Der Gottlieb Wendehals Steckbrief listet als seine unverkennbaren Eigenschaften und Requisiten den Mittelscheitel, den mit Konfetti gefüllten Aktenkoffer und natürlich das alberne Gummihuhn auf. Hierzu das schwarz-weiße Jackett, das irgendwie zu groß schien, sowie die etwas dumpfe Art. Unverwechselbar wurde der Spaßmacher der Nation innerhalb weniger Jahre. Bald nämlich begann er auch Musik zu machen, seine Discographie konnte direkt mit seiner ersten Single „Herbert“ einen Erfolg verbuchen: Platz vier in den deutschen Charts.
Doch der größte Hit sollte noch folgen. Der Hit, den heute jeder kennt, der auf keiner Party fehlt, der Hit, der Gottlieb Wendehals unsterblich machte: „Polonäse Blankenese“. Gefühlt ewig hielt sich der Dauerbrenner auf Platz eins, ewig sollte er im Gedächtnis der Partypeople der Republik bleiben. 1982 scheiterte Gottlieb Wendehals beim Vorentscheid zum Grand Prix, aber das war nicht so schlimm, denn trotzdem war er zu der Zeit einer der größten Stars Deutschlands. Schauspielrollen, Deutschland-Tournees und Groupies soweit das Auge sah. Diese wurden ihm auch zum Verhängnis. Später sollte er zugeben, keiner seiner drei Frauen treu gewesen zu sein. Die Schlagersängerin Mary Roos erwischte ihn sogar beim Ehebruch. Auch Drogen und Alkohol waren Gottlieb Wendehals nicht fremd. Zu Beginn der Neunziger begann er, seiner Discographie klassische Schlager hinzuzufügen. Diesmal sogar unter seinem bürgerlichen Namen, doch Gottlieb Wendehals blieb der Teil seiner Biographie, der in Sachen Erfolg unschlagbar bleiben sollte. Im neuen Jahrtausend schaffte es Gottlieb Wendehals vor allem durch Auftritte in diversen Reality-TV Formaten nicht in der Versenkung zu verschwinden. Vielleicht nicht der glücklichste Abgang eines Megastars, aber wer weiß: Sag niemals nie, sagen die Briten gerne in Bezug auf ihre Geheimagenten, warum sollen die Deutschen das nicht in Bezug auf ihre Partykracher sagen?