Der „Eurovision Song Contest“ als Lebensaufgabe
Er steht für den „ESC“ wie kein anderer: Ralph Siegel. Der Komponist, Texter und Produzent schrieb nicht nur den Siegertitel für Nicole, sondern ist seit den 1970er Jahren beim Gesangswettbewerb vertreten. In zwei Tagen feiert er 70. Geburtstag.
Es gibt womöglich keinen Komponisten, der mehr mit dem „Eurovision Song Contest“ in Verbindung gebracht wird, als Ralph Siegel. Ganze 21 Mal schafften es Titel von Ralph Siegel in ein Finale des Gesangswettbewerbs. Bei zwei Liedern reichte es immerhin für das Halbfinale. Zusätzlich nahm er etliche Male mit teilweise mehreren Liedern am Vorentscheid teil. Und mit „Ein bisschen Frieden“ (Nicole, 1982) schrieb der Texter, Komponist und Produzent einen von zwei deutschen Siegertiteln.
Die größten Erfolge
Unter allen seinen „ESC“-Titeln war „Ein bisschen Frieden“ bis heute sein größter Erfolg. In den beiden Jahren zuvor landeten aber auch die deutschen Beiträge „Theater“ in der Interpretation von Katja Ebstein und „Johnny Blue“, gesungen von Lena Valaitis, auf dem jeweils zweiten Platz. 1987 bescherte, die bis heute beliebte Gruppe, Wind dem Komponisten mit dem Lied „Lass die Sonne in Dein Herz“ erneut Platz zwei. Zuvor waren Ralph Siegel 1974 („Bye, Bye I Love You“, Iren Sheer) und 1979 („Dschinghis Khan“, Dschinghis Khan) bereits zwei vierte Plätze geglückt und „Dschinghis Khan“ avancierte sogar zum Nummer-Eins-Hit in Deutschland. Ende der 1980er Jahre galt er endgültig als Erfolgskomponist des „Eurovision Song Contest“. Im darauffolgenden Jahrzehnt reichte es noch zweimal für den Treppchenplatz. Der Auftritt von Mekado mit „Wir geben ’ne Party“(1994) und der international anmutende Song „Reise nach Jerusalem“, gesungen von der Band Sürpriz (1999), kamen beim Publikum an. Doch Ende der 1990er Jahre machte ihm bereits ein anderer Komponist den inoffiziellen Titel als bedeutendster deutscher Kreativkopf für den Gesangswettbewerb streitig: Stefan Raab.
Kritik am Erfolgsproduzenten
Trotz der Erfolge beim Gesangswettbewerb verstärkte sich die Kritik an Ralph Siegel: Er würde bei der Songauswahl bevorzugt oder der Wettbewerb sei auch durch ihn immer weichgespülter. Die Krise des „ESC“ wurde auch ein Stück weit mit Ralph Siegel verbunden. Das Gesicht der Neuzeit war hingegen Stefan Raab. Auf einmal schrieb der TV-Entertainer die Songs der deutschen Beiträge, trat selber auf oder castete die Teilnehmer. So sorgte er auch indirekt für den Sieg von Lena Meyer-Landrut im Jahr 2010. Ralph Siegel hingegen schrieb nach der Jahrtausendwende nur noch in den Jahren 2002 („I Can’t Live Without Music“, Corinna May) und 2003 („Let’s get happy“, Lou) die deutschen Songs für den Gesangswettbewerb. Das Ende für seine „ESC“-Karriere bedeutete dies aber keinesfalls.
Malta, Schweiz oder Montenegro – Ralph Siegel schreibt für ganz Europa
In den letzten Jahren bescherte er stattdessen anderen Ländern ihre Lieder für den „Eurovision Song Contest“. Dazu gehörten Malta (2004), die Schweiz (2006), Montenegro (2009) und San Marino (2012-2014). Schon in den 1970er und 80er Jahren komponierte er dreimal den Beitrag für Luxemburg. Vor allem die Teilnahmen für San Marino seit 2012 hätten kaum weniger erfolgreich sein können: Dreimal in Folge trat die Sängerin Valentina Monetta an. Zweimal scheiterte sie im Halbfinale auf dem 14. beziehungsweise 11. Platz. Bei ihrer ersten Finalteilnahme im Jahr 2014 landete die Sängerin auf dem drittletzten Platz.
„ECHO“ für das Lebenswerk
Obwohl Ralph Siegels große Zeit beim „Eurovision Song Contest“ womöglich vorbei ist, bleibt sein Gesamtwerk beeindruckend: Er schrieb auch außerhalb des „ESC“ zahlreiche Hits für die beliebtesten Schlagerkünstler (z.B. Rex Gildos „Fiesta Mexicana“) und produzierte Lieder für Größen wie Udo Jürgens. Bereits 2007 erhielt er den „ECHO“ für sein Lebenswerk. Und in den Annalen des Gesangswettbewerbs hat Ralph Siegel auf jeden Fall einen Ehrenplatz sicher.
Ralph Siegel – Ein Leben auf 480 Seiten
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