Mit seinen Liedern war Ralph Siegel nicht nur beim „Eurovision Song Contest“ erfolgreich. Er entdeckte und produzierte viele Namen, die noch heute in aller Munde sind. Um die deutsche Musiklandschaft macht sich der 70-Jährige jetzt große Sorgen. Seiner Ansicht nach habe die deutsche Musik im Radio keine Chance mehr. Seinem Ärger machte er auf der Pressekonferenz zu seiner Autobiografie Luft.
„Wenn Sie nach Frankreich gehen, dann hören Sie französische Musik“, dies vermisst er in Deutschland. „Wenn 62.000 Menschen nach Berlin kommen, um Helene Fischer zu sehen, ist das doch toll. Das zeigt doch, dass der Wille da ist, deutsche Musik zu hören!“
Kein Programm für deutsche Unterhaltungsmusik
Die Radiosender werden dieser Entwicklung seiner Ansicht nach nicht gerecht: „Rufen Sie doch mal beim bayerischen Rundfunk an und fragen, wann Helene Fischer oder Beatrice Egli gelaufen sind. Vielleicht an Fasching einmal!“ Eine Fehlentscheidung der Sender, meint Ralph Siegel. „Wenn ich fünf Programme habe, kann ich doch ein Programm der deutschen Unterhaltungsmusik geben!“
Unheimlich schwer haben es die deutschen Autoren seiner Ansicht nach: „Wenn ich heute Dschinghis Khan gemacht hätte, hätte ich keinen Sender, der es spielt“, beklagt er. „Wissen Sie, dass über 60 Prozent der GEMA-Einnahmen nach Amerika gehen? Da müssen Sie sich nicht fragen, warum es den deutschen Autoren schlecht geht. Wenn Sie heute als deutscher Komponist ein Album schreiben, es wird ein paar Mal gedudelt. Wissen Sie, was dabei rauskommt? Ein paar 100 Euro. Da sitzen sie aber Wochen und Monate dran!“
Der Auftrag der öffentlich-rechtlichen Sender
„Ein öffentlich-rechtlicher Sender hat auch einen Auftrag sich um das zu kümmern, was kulturell in diesem Land passiert. Das macht man überall auf der Welt – nur bei uns macht man es umgekehrt“, klagt Ralph Siegel an. „Wir brauchen einfach eine klare Ausrichtung aller Sender, dass eben deutsche Musik ihren Platz hat“, fordert er.
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Deutsche Musik im Radio
Eine Quote für deutsche Musik gibt es derzeit nicht. Bei den Programmen des Bayerischen Rundfunks liegt der Anteil der deutschsprachigen Musik bei 15 und 20 Prozent, wie nach Anfrage von SchlagerPlanet mitgeteilt wurde. Im Webradio findet der Schlager heute ein neues Zuhause. SchlagerPlanet bietet seit Ende Juni vier Radiosender für deutschsprachige Musik, darunter auch ein Schlager-Radio und ein Volksmusik-Radio.