Mit Schlager verbinden die meisten Leute hauptsächlich Künstler wie Andrea Berg, Helene Fischer, Hansi Hinterseer oder schlichtweg den Ballermann. Schlager galt zudem lange als eine altmodische oder sogar langweilige Musikrichtung. Allerdings ist Schlager weitaus mehr, als leicht mitzugrölende Ballermann-Musik. In den nächsten Wochen möchten wir Euch die Geschichte des deutschen Schlagers etwas näher bringen. Beginnend mit den ersten Anfängen in den 20er Jahren...
Schlager: eine kleine Begriffsklärung
Der Begriff „Schlager“ lässt sich von dem „einschlagenden Erfolg“ eines Musikstückes herleiten. Diese Art des Erfolgs lässt sich wohl darauf zurückführen, dass sich die Musik durch ihre sentimentalen und einfachen Texte und die tanzbare Musik bei den Leuten Anfang des 20. Jahrhunderts großer Beliebtheit erfreute. Daher galt Schlager als leicht eingängige Unterhaltungs- und Tanzmusik. Wenn wir uns heutige Hits wie „Atemlos durch die Nacht“ oder „Hulapalu“ ins Gedächtnis rufen, klingt das auch gar nicht so weit hergeholt. Mitsingen und -tanzen kann das schließlich jeder!
Aller Anfang
Wusstet Ihr, dass die ersten deutschsprachigen Schlager in Operetten zu finden sind? Zumindest boten beliebte Operettenmelodien den musikalischen Grundstein. Denn auch die Operette, was so viel bedeutet wie „kleine Oper“, galt vom inhaltlichen und musikalischen Niveau als sehr einfach und sprach somit eine viel breitere Masse an. Um die frühen 1900er Jahre herum entwickelte sich zudem in Europa eine Kaffeehauskultur, die dafür sorgte, dass die ersten Unterhaltungsprogramme in Form von Gesangsdarbietungen eine Bühne fanden.
Gold und Schellack
Mit den Goldenen 20ern kam auch die Schellackplatte. Verglichen mit heutiger MP3-Tonqualität eine Zumutung für die Ohren, aber damals eben der letzte Schrei! Zusammen mit dem Aufkommen des Rundfunkbetriebs, trug die Verbreitung der Schellackplatte zu einem großen Einfluss auf den Schlager bei. Denn ab sofort waren Schlagerlieder und Melodien einem weitaus breiteren Publikum zugänglich. Hauptmerkmal der damaligen Schlager war vor allem, dass ihre Texte immer etwas Freches, Frivoles oder gar Unverschämtes beinhalteten. So waren die Comedian Harmonists mitunter die wichtigsten Repräsentanten der ersten deutschen Schlager. Ihre Lieder sind so bekannt, dass sie sich sogar noch rund 90 Jahre später großer Beliebtheit erfreuen und wir alle wissen, dass einer von ihnen gern ein Huhn wäre. Ihre Songs haben von diversen Kabarettisten und Musikern eine Neuauflage erhalten. Und kein anderer interpretiert die lustigen Lieder so authentisch wie Max Raabe und sein Palastorchester, immerhin könnte man meinen, er wäre direkt aus den 20er Jahren entsprungen. Kleine Kostprobe gefällig?
Und auch die Frauen der Schöpfung trugen einen wesentlichen Teil zum Repertoire des deutschen Schlagers bei. So galt Marlene Dietrich mit „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ als Zeichen der Emanzipation und zählt bis heute zu den bedeutendsten Ikonen ihrer Zeit.
Dranbleiben!
Der deutsche Schlager fand seine Anfänge also Anfang des 20. Jahrhunderts und erlebte Mitte der 20er im wahrsten Sinne des Wortes goldene Zeiten. Allerdings sorgte die Machtergreifung 1933 dafür, dass immer mehr Schlager nicht mehr verkauft wurden. Was das für die Schlagermusik bedeutete und wie sich die Geschichte des Schlagers weiterentwickelt hat, erfahrt Ihr in der nächsten Folge der Reihe „Schlager im Wandel der Zeit“!
