Popmusik fand in den frühen 80ern auch immer mehr Popularität in Deutschland. Und nicht nur die landeseigene Musik, gerade englischsprachige Lieder bahnten sich seit den 70ern ihren Weg in den deutschen Kommerz. Die Pop-und Rockelemente aus den USA und Großbritannien hatte auch enormen Einfluss auf die deutsche Musik.
Eine neue Welle
Britischer Punk und New Wave und amerikanischer Pop kamen der rebellierenden Jugend gerade recht, Disko- und elektronische Musik waren neben fragwürdiger Mode der absolute Renner. Was musikalisch entstand, nannte sich die „Neue Deutsche Welle“. Für Plattenfirmen war die NDW allerdings vorerst zu unkommerziell und ließ sich nur schwer vermarkten. Was also tun, wenn man aufstrebender Musiker eines neuen Genres ist, die Musik aber keine Massen erreicht?
Quintessenz: Schlager
Wir ahnen es bereits, denn es hat sich auch in der Vergangenheit bewährt: Schlagermusik schien der Schlüssel für die Popularität der NDW zu sein. Nur hatte der 60er- oder Volksmusikschlager, wie wir ihn auch heute kennen, wenig mit der Musik von Falco oder Hubert Kah gemeinsam. Allein thematisch bewegten sich die Songs aus der NDW in einem kraftvolleren Terrain. Schmachtfetzen à la Connie Francis gehörten nicht unbedingt zur Tagesordnung. Allerdings, und hier liegt der Knackpunkt, waren die Lieder textlich sowie musikalisch von einschlägiger Natur. Die Melodien und Texte blieben schnell im Kopf. Künstler und Interpreter der NDW machten sich also die Hauptelemente des Schlagers zunutze, indem sie sie modernisierten und teils auch mit einem hohen Maß an Ironie versahen.
Schlagerlegenden
Die 80er Jahre waren auch die Geburtsstunde großer heutiger Schlagerstars wie Roland Kaiser, Michael Holm oder Roy Black. Viele von ihnen wählten auch den Weg des Rock-Schlagerstars, wie zum Beispiel Peter Maffay, der auch heute noch im Musikbusiness präsent ist. Ihr seht also, der Erfolg von damaligen Künstlern spricht auch heute noch für sich.
Das Jahrzehnt der Evergreens
Jeder, aber auch wirklich jeder, der die 90er Jahre miterlebt hat, kann bei Matthias Reims niemals langweilig werdenden „Verdammt, ich lieb‘ dich“ mitsingen! Ein Meilenstein, den der Sänger in der Musikgeschichte des deutschen Schlagers gelegt hat. Und der ist so beliebt, dass er sogar von Musikliebhabern gefeiert wird, die in den 90ern noch nicht einmal in den Windeln steckten. An diesen Evergreen kann sich noch ein weiterer reihen. „Verlieben, Verloren, Vergessen, Verzeihen“ von Wolfgang Petry ging mit ähnlichem Erfolg durch die Decke. Ein Grund, warum gerade Deutsch-Rock-Schlager dieser Zeit so erfolgreich waren, lag zum Großteil auch an den Texten. Diese waren rockig, umgangssprachlich und drückten die Partystimmung aus, die in den 90ern ihren musikalischen Höhenpunkt fand.
Für immer Schlager!
Schlager steht auch heute noch für Party und gute Laune. Es grenzt an ein Phänomen, was Schlagermusik ab den 2000ern bewirkt hat. Einer der Party-Gurus schlechthin war zu dieser Zeit schon DJ Ötzi. Er ließ Bruce Channels Song „Hey Baby“ von 1961 im Jahr 2000 in neuem Glanz auferstehen und kreierte damit eine der größten Partyhymnen aller Zeiten! Zu den heutigen Schlagerstars gehören natürlich Vertreter wie Andrea Berg oder Helene Fischer , deren Lieder sich viel um das Thema Liebe drehen. Klingelt’s da? Genau, wie schon damals in den 50ern handelt es sich dabei um eins der Schlagermerkmale schlechthin. Und wie auch schon in den 90ern bedient sich der Schlager mittlerweile auch anderen Musikrichtungen. Ein Beispiel dafür ist Andreas Gabalier. Sein Musikstil aus Schlager, Volksmusik und Rock’n’Roll hat ihm nicht umsonst den Beinamen VolksRock’n’Roller eingebracht. Ähnlich packen es auch die Jungs von voXXclub an. Mit „Rock mi“ machten sie dem Titel und dem Mix aus Schlager und Pop-Rock alle Ehre. Ihr seht also, es ist weitaus mehr als Schlager zu bezeichnen, als bisher gedacht.
So unterschiedlich die Schlagermusik in all den Jahrzehnten gewesen ist, eines hat sich dennoch nicht verändert. Seit fast einem Jahrhundert zählt Schlager zu der Musik, die große Massen erreicht und verbindet. Wir sind gespannt, wie er sich auch in den nächsten Jahrzehnten weiterentwickeln wird.