Der „Eurovision Song Contest“, der 1956 ins Leben gerufen wurde, war eigentlich als Komponisten-Wettbewerb gedacht. Aber auch für die Interpreten bietet der „ESC“ viele Möglichkeiten. Nicht nur, dass sie mit ihrem Lied einen Hit landen können: Die über die Grenzen Europas hinaus ausgestrahlte Veranstaltung ist auch eine Bühne, auf der die Grundlage für eine lebenslange Karriere gelegt werden kann.
Von Null auf 100
Eine Paradegeschichte des „ESC“ hat Lena 2010 geschafft. Die Schülerin kannten vor dem Song Contest trotz einiger Gastauftritte als Laiendarstellerin im Privatfernsehen nur wenige. Durch die Castingshow „Unser Star für Oslo“, und das Konzept die Sendung auf mehreren Sendern auszustrahlen, wurde Lena auch in verschiedenen Altersschichten bekannt. Nachdem sie das Ticket nach Oslo gewonnen hatte, schoss ihr Song „Satellite“ binnen weniger Tage an die Spitze der Charts. Fast 15 Millionen Menschen sahen allein in Deutschland das „ESC“-Finale – die höchste „ESC“-Einschaltquote seit Einführung des Privatfernsehens. Selbst in Norwegen, Schweden, Finnland, und Dänemark stieg der Song an die Spitze der Charts. Auch finanziell dürfte sich der Song für Lena – besonders nach den vielen folgenden Werbeverträgen – gelohnt haben. Ein noch besserer Karrierestart war der „ESC“ für die Schwedische Pop-Gruppe ABBA. Mit ihrem Song „Waterloo“ gewannen sie 1974 den „ESC“. Das war der Start für die Karriere der vier, selbst als Musical gibt es die Hits der zwei Pärchen mittlerweile.
Dabei sein ist alles
Um erfolgreich zu sein, muss das Lied den Wettbewerb nicht gewinnen. Vicky Leandros trat 1967 in Wien mit „L’amour est bleu“ für Luxemburg an. Sie musste sich aber Sandie Shaw mit „Puppet on a String“ geschlagen gegeben und belegte nur den vierten Platz. Ihr Lied wurde trotzdem international ein Hit, wurde oft gecovert und ist heute noch auf zahlreichen Wellen zu hören. Doch auch „Puppet on a String“ - der Siegertitel hat es geschafft und ist ein Evergreen geworden.
Gar nicht im Finale
Aber es geht noch kurioser. Marianne Rosenberg durfte 1975 nicht nach Stockholm zum „ESC“ fahren. Sie erreichte in der Vorentscheidung lediglich den zehnten Platz. Vor ihr landeten Beispielsweise Jürgen Marcus mit „Ein Lied zieht hinaus in die Welt“, Mary Roos mit „Eine Liebe ist wie ein Lied“ auf Platz drei. Peggy March landete auf Platz zwei mit „Alles geht vorüber“ und zum „ESC“ fuhr Joy Fleming mit „Ein Lied kann eine Brücke sein“. In den Discos und den meisten Schlagerpartys ist heute aber die Liebeserklärung des damals nur zehnten Platzes zu hören: „Er gehört zu mir“.
Erfahrt hier mehr über die schlechtesten Songs beim „Eurovision Song Contest“
„ESC“-Erfahrung
Einer der erfolgreichsten „ESC“-Teilnehmer ist der Ire Johnny Logan. Dreimal hat er den Liederwettbewerb gewonnen: 1980 in Den Haag mit dem Titel „What’s Another Year“, 1987 verließ er nach seinem selbst geschriebenen Titel „Hold Me Now“ ebenfalls als Sieger die Bühne und 1992 gewann Linda Martin mit „Why me“ aus der Feder von Logan den Wettbewerb. Ein Jahr zuvor war sie mit dem Logan-Song „Terminal 3“ bereits mit Platz 2 auf dem Treppchen gelandet. Damit ist Johnny Logan an der Spitze: Keiner hat so oft den „ESC“ gewonnen, wie Johnny Logan.
Lange nicht Schluss
Doch mit diesen Beispielen ist lange nicht Schluss. Die Liste der Songs, die durch den „ESC“ zum Hit wurden, ist genau so lang, wie die Anzahl der Künstler, die wir dank des Liederwettbewerbs kennen. Brotherhood of Man ist mit „Save Your Kisses For Me“ einer der finanziell erfolgreichsten Songs und Céline Dion kennen wir seit den 80ern und ihrem Auftritt beim „ESC“. Auch für die internationalen Karrieren von Udo Jürgens und Cliff Richard war der „ESC“ sehr hilfreich.