Deutschland beim „ESC“: Treppchenplätze gepachtet?
Wer war und ist Deutschland beim „ESC“? Dieser Frage stellt sich unsere Serie aus mehr als einem halben Jahrhundert „ESC“. Heute an der Reihe: die Jahre 1979 bis 1989.
Schon 59 Mal zelebrierte die Musikwelt über die Grenzen Europas hinaus den „Eurovision Song Contest“. Die 60. Ausgabe des Liederwettbewerbs steht am 23. Mai in Wien ins Haus. Dieses Jahr wird mit Ann Sophie Deutschland in der rot-weißen Metropole vertreten. Doch in welche Fußstapfen tritt die gebürtigen Londonerin, die durch den Rücktritt des eigentlichen Gewinners Andreas Kümmert auf die ganz große Bühne darf?
SchlagerPlanet wagte schon in den vergangenen Wichen einen Blick auf die deutschen „ESC“-Beiträge der Vergangenheit. Heute an der Reihe: 1979 bis 1989.
1979: Mongolische Musikbande für Deutschland
Eigentlich vereinte der mongolische Khan Dschingis schon im Mittelalter verschiedene Völker. Sollte dies 1979 auch der Combo „Dschingis Khan“ gelingen? Eine ausgeflippte Show präsentierte der „wild gewordene Haufen“ alle Mal. Letztendlich sollte dies für sie und ihren gleichnamigen Titel für den vierten Platz und 86 Punkte genügen. Die „ESC“-Trophäe ging jedoch an den Vorjahressieger Israel, der mit Gali Atari & Milk and Honey und „Halleluja“ für einen „ESC“-Ohrwurm sorgte.
1980: viel Theater und ein Treppchen
Das „ESC“-Jahr 1980 bedeutete für Deutschland nochmals eine Steigerung des Dagewesenen: Mit Katja Ebstein, die zuvor bereits zweimal an dem Liederwettbewerb teilgenommen hatte, war der zweite Rang sicher. Mit ausdrucksstarkem aber reduziertem Bühnenbild brachte sie das „Theater“ näher, wie auch im Vorjahr stammte der Titel von „ESC“-Titan Ralph Siegel. Nur gegen den Iren Johnny Logan musste sich die heute 70-Jährige geschlagen geben.
1981: Lieder eines Blinden
Diesen Rang zu toppen gelang Lena Valaitis 1981 nicht, jedoch erreichte auch sie mit einem Titel von Ralph Siegel den zweiten Platz. „Johnny Blue“ war ihr Song: ein Lied über einen blinden Jungen, der zuerst verspottet wird, aber bald Respekt für sein musikalisches Talent erntet. 132 Punkte und damit nur vier weniger als die Sieger aus Großbritannien sackte die Sängerin mit litauischen Wurzeln ein.
1982: Sieg für den Frieden
Das „ESC“-Jahr 1982 ist Geschichte: Nicole holte erstmals den Sieg nach Deutschland. „Ein bisschen Frieden“ von Ralph Siegel berührte das Eurovisionherz. Zu Zeiten des kalten Krieges wurde die Botschaft der damaligen Schülerin gerne gehört. Auch für Ralph Siegel war es der einzige „ESC“-Siegertitel seiner Karriere.
1983: „Rücksicht“ bedeutet nicht Rücklicht
Platz 5: Das ist das Fazit von der „ESC“-Teilnehmer des Bruder-Duos Hoffmann und Hoffmann. Immer wieder als die deutschsprachige Version der Musiklegenden Simon und Garfunkel gehandelt – der Optik wegen, brachten somit ein solides Ergebnis ein. Zuvor hatten sie sich unter anderem gegen Wencke Myhre und Costa Cordalis durchgesetzt.
1984: dennoch „Aufrecht geh´n“
Mary Roos war auch 1984 kein neues Gesicht beim „Eurovision Song Contest“. Jedoch sollte ihr Auftritt mit „Aufrecht geh’n“ diesmal keine schönen Erinnerungen prägen, anders als 1972, als sie in Edinburgh den dritten Platz holte. Nur der 13. Rang, Kritik an ihrem Outfit und private Schicksalsschläge: Kurz vor ihrem Auftritt erfährt sie, dass ihr Mann Werner Böhm ein Kind mit einer anderen erwartet.
1985: frischer Wind für Deutschland
Dass aus der Band Wind fast schon eine „ESC“-Legende erwachsen sollte, hat wohl kaum einer erwartet, als sie 1985 erstmals für Deutschland antraten. „Für alle“ hieß ihr Titel, den Hanne Haller komponiert hatte und dieser kam bei fast allen gut an. Sie schrammten mit ihrem zweiten Platz nur knapp am Siegertreppchen vorbei. Offenbar hatte Wind bei diesem Ereignis Blut geleckt.
1986: eine dritte Chance für Ingrid Peters
Schon zum dritten Mal hatte Ingrid Peters am „ESC“-Vorentscheid teilgenommen. 1986 hieß ihre Nummer „Über die Brücke geh’n“, die in Zusammenarbeit von Ralph Siegel und Bernd Meinunger entstanden war. Ihr großer Auftritt in Bergen rührte die Sängerin, die auch als Sportlehrerin arbeitete zu Tränen.
1987: Déjà vu beim „ESC“
1987 war aus deutscher und irischer Sicht ein Déjà vu. Für Deutschland trat wiederum Wind an und erreichte einen zweiten Platz. Und auch der irische Sieger war ein alter Bekannter: Johnny Logan. Was ihm gelang, konnte noch keiner nachmachen: Zweimal holte er den Sieg als Interpret für sein Heimatland und auch als Komponist fuhr er Erfolge ein.
1988: Ode an einen Freund
Im Jahr 1988 erhielt Ralph Siegel wieder Einzug in den „Eurovision Song Contest“. Das Mutter-Tochter-Duo Maxi und Chris Garden sang „Ein Lied für einen Freund“. Im Jahr zuvor waren sie noch mit „Frieden für die Teddybären“ an Wind gescheitert. Jedoch war ihre Teilnahme nicht von Erfolg gekrönt: Platz 14 und 48 Punkte waren das Fazit.
1989: Gestürzter Flieger in der Schweiz
Der „Flieger“ von Nino de Angelo flog 1989 in Lausanne nicht ganz so hoch. Nur den 14. Platz erreichte der Schlagerstar und das obwohl der Titel aus der Feder von Pop-Titan Dieter Bohlen stammte. Zuvor wurde er als Favorit gehandelt. Doch der Sänger mit italienischen Wurzeln gab nicht auf und versuchte des Anfang des neuen Jahrtausends nochmals und scheiterte diesmal schon im Vorentscheid.
Gute Platzierungen und musikalische Highlights häuften sich in den gerade dargelegten Jahren. Wie sollte es für den „ESC“ in Deutschland weitergehen? Das erfahrt Ihr in den nächsten Beiträgen unserer ausführlichen Reihe.
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