Die Regeln und Teilnahmebedingungen für den „ESC“ haben sich auch in der Vergangenheit immer wieder verändert.Genau so vielfältig wie der rege Regelwechsel zeigten sich auch die Teilnehmer, die Deutschland entsendete.
Premiere mit Mysterium
1956 sendete Deutschland einen Komponisten als Interpreten nach Lugano zum ersten „Eurovision Song Contest“. Walter Andreas Schwarz hatte „Im Wartesaal zum Glück“ geschrieben und sang das Lied am 24. Mai 1956 auch selbst. Mit ihm fuhr Freddy Quinn und „So geht das jede Nacht“ als zweites Lied. Wie genau die Künstler zu dieser Ehre kamen, ist ein Mysterium. Zwar war ein Vorentscheid zwingend vorgesehen und dieser wurde auch angekündigt, aber Künstler, die teilgenommen haben sollen, können sich nicht an eine solche Veranstaltung erinnern.
Der zweite Streich: Das Heimspiel
Überraschenderweise war der zweite „Grand Prix“ ein Heimspiel für Deutschland. Eine genaue Regel, wo denn das Festival ausgetragen werden soll, gab es damals noch nicht. Die Schweiz, die im vergangenen Jahr gesiegt hatte, wollte die Veranstaltung nicht erneut austragen. Deutschland – in Form des hessischen Rundfunks - erklärte sich bereit. In den großen Sendesaal nach Frankfurt am Main reiste Margot Hielscher. Sie versuchte mit einem Telefon auf der Bühne, passend zu ihrem chansonartigen Titel „Telefon Telefon“, die Jurys zu überzeugen.
Noch mal nicht geklappt
Nachdem es bereits 1957 mit Margot Hielscher nicht geklappt hatte, wurde die Sängerin, die schon einen Heiratsantrag von Schauspieler Heinz Rühmann abgelehnt hatte, 1958 erneut zum Liederwettbewerb gesendet. Diesmal sang sie „Für zwei Groschen Musik“. Erneut versuchte sie mit ein paar Utensilien die Jury zum Sieg zu bewegen. Mit einem Krönchen und einer Schärpe wedelte sie als die erfundene Figur „Miss Judebox“ im Refrain mit mehreren Schallplatten. Diesmal gewann jedoch Andre Claveau für Frankreich.
Doppelte hält besser
1959 versuchte man es mit doppelter Anstrengung und sendete Alice und Ellen Kessler mit ihrem Titel „Heute Abend Wollen wir tanzen Geh’n“ nach Cannes, die sich nicht nur zum Verwechseln ähnlich sahen, sondern auch zu ihrem swingenden Song perfekt synchron tanzten – selbst die Verbeugung am Ende war synchron.
Berühmte Konkurrenz
Beim deutschen Beitrag 1960 sind vor allem die Konkurrenten das Interessante. Wyn Hopp setzte sich gegen Heidi Brühl durch. Heute ist aber nicht mehr sein Song „Bonne nuit, ma cherié“ in den Ohren der Menschen, sondern ihr Titel „Wir wollen niemals auseinander gehen“. Auch in London stellte sich Wyn Hopp heute berühmter Konkurrenz: Unter seinen Gegner war damals der junge Rudi Carell mit seinem Song „War en geluk“, Camilo Felgen für Luxemburg und Siw Malmquist für Schweden, die vier Jahre später mit „Liebeskummer lohnt sich nicht“ einen Hit landete.
Die Grand Dame des Soldatenliedes
Lale Andersen war bereits 1958 beim Vorentscheid angetreten. 1961 schaffte es die Sängerin, deren Soldaten-Lied „Lili Marleen“ in den 40er Jahren an der Front und in der Heimat die Liebenden verband, mit ihrem Lied „Einmal sehen wir uns wieder“ zum Liederwettbewerb.
Lied mit Heimweh
Cornelia Froboess war schon als Kind ein Star in Deutschland. 1962 fuhr sie mit dem heute noch allseits beliebten Schlager „Zwei kleine Italiener“ nach Luxemburg. Damit hatte sie schon die Deutschen Schlager Festspiele 1962 in Baden-Baden gewonnen. Aus Italien gab es aber überraschenderweise keine Punkte und auch sie konnte keinen Sieg für Deutschland verbuchen.
Eine Frau und fünf Songs
1963 wurde Heidi Brühl zum Song Contest geschickt. Die Sängerin stand von Anfang an fest. Auswählen konnten die Zuschauer per Postkarte, mit welchem Lied sie Deutschland vertreten solle. Mehr als 80.000 Karten wurden eingesendet und am Ende gewann „Marcel“ mit dem Deutschland in nun den neunten Platz in London belegte.
Schlechte Jahrgänge
Ein Jahr nach Heidi Brühl musste Deutschland noch schlechtere Platzierungen einstecken. Insgesamt null Punkte erhielt das Land für „Man gewöhnt sich so schnell an das Schöne“ gesungen von Nora Nova. Wenigstens etwas hat das Lied doch geschafft: Der ausgeschriebene Titel ist auch der Längste in der „ESC“-Geschichte. Zum zweiten Mal in der Geschichte des Liederwettbewerbs bekam Ulla Wiesner mit „Paradies wo bist du“ 1965 nach Nora Nova ebenfalls null Punkte.
Lieder mit Folgen
Nach den schlechten Ergebnissen in den Jahren zuvor wurde nun wieder ein Künstler gesetzt. Margot Eskens war die Auserwählte. Aus 85 Songs suchte eine Jury den Titel „Die Zeiger der Uhr“ aus. Dafür bekam Deutschland insgesamt sieben Punkte, aber das Lied erreichte trotzdem nur den 10. Platz.
Historisches Ambiente
Wie 2015 war auch bereits 1967 Wien Gastgeber des „ESC“, nachdem Udo Jürgens im Vorjahr gewonnen hatte. In die Hofburg fuhr Inge Brück mit „Anouschka“. Auch sie war bereits vorab als Interpretin festgehalten worden.