Deutschland nimmt in diesem Jahr als einer der gesetzten Finalteilnehmer beim „Eurovision Song Contest“ teil – mit einem englischen Song. Jamie-Lee Kriewitz tritt mit der Pop-Nummer „Ghost“ an. Schon in den vergangenen Jahren hatte Deutschland mit englischsprachigen Songs kaum Glück. Ist „Ghost“ der Weg zum Ziel oder wäre ein Song in der Landessprache das Erfolgsrezept? Das hat Deutschland zuletzt 2007 mit dem verstorbenen Roger Cicero gewagt…
Aktuell dürfen die Künstler ihre Songs in jeder Sprache singen, die ihnen gefällt – von der Landes- bis hin zur Fantasiesprache. Das war aber nicht immer so: Mehrmals in der Geschichte des Contests waren die Musiker gezwungen, in ihrer eigenen Amtssprache zu singen. Seit 1998 gilt diese Einschränkung jedoch als endgültig aufgehoben.
Unentschieden auf Bundesebene
Schaut man auf die Siege, dann ist aus deutscher Sicht der Sprachenkampf zwischen Englisch und Deutsch noch unentschieden. 1982 gewann Nicole mit dem deutschsprachigen Song „Ein bisschen Frieden“. 2010 holte Lena den Titel mit dem englischen Song „Satellite“. Damit hat Deutschland je einen Sieg mit einem englischen und einem deutschen Titel errungen.
Ebenso sieht es bei den österreichischen Nachbarn aus. Auch Österreich hat zwei Mal den „ESC“ gewonnen. Udo Jürgens sang den Song „Merci Chérie“, neben diesen zwei französischen Wörtern, auf Deutsch. Conchita Wurst gewann 2014 hingegen mit dem englischsprachigen „Rise Like a Phoenix“ – auch hier steht es also unentschieden.
Deutschland hat bei den Sprachen schon immer Mut bewiesen: 1957 war Margot Hielschers die erste Teilnehmerin, die während ihrer Performance ein paar Wörter einfließen ließ, die nicht aus ihrer Landessprache stammten. Nicole konnte ebenfalls einen Rekord für sich verbuchen: Sie sang nach dem Sieg den Song in sieben Sprachen und so ist „Ein bisschen Frieden“ der Siegertitel in den meisten Sprachen.
International sieht es anders aus
Werden alle Nationen betrachtet, ergibt sich jedoch ein anderes Bild. Insgesamt wurde beim Contest in fast 60 Sprachen gesungen: 29 Mal gewann ein englischer Song den „Grand Prix“. Auf Platz zwei wartet die französische Sprache. Auf Platz drei folgen Niederländisch und eine Überraschung: Hebräisch.
Das Dilemma in der richtigen Sprache zu singen, hat Belgien 2003 mit „Sanomi“ und 2008 mit „O Julissi“ interessant gelöst. Sie sangen die Lieder in einer konstruierten Sprache – also keiner offiziellen Sprache. Ob das auch für Deutschland funktioniert? Oonagh könnte es mit der elbischen Sprache ja zumindest mal versuchen…