Das waren noch Zeiten, als Dieter-Thomas Heck von 1969 bis 1984 regelmäßig die Zuschauer in den deutschen Wohnzimmern an die Fernsehgeräte lockte. Die „ZDF-Hitparade“ zeigte nicht nur jede Woche aktuelle Stars und Newcomer - wer einen Schlagerhit landen wollte, musste in diese Sendung.
Hier wurden die Helden von Morgen geboren. Von 1985 bis 2000 führten Viktor Worms und Uwe Hübner das Erbe des ersten Hitparaden-Moderators weiter. Doch in den letzten Jahren hatte die Show schon deutlich an Bedeutung verloren, bevor das ZDF sie endgültig einstellte. Seit mittlerweile mehr als 15 Jahren ist die Ära der Musikshow nun schon vorbei. Doch was wurde aus den Helden der „ZDF-Hitparade“?
Bernhard Brink: Bis heute erfolgreich und ein „ESC“-Negativrekord
Bernhard Brink gehört zu den bekanntesten Schlagersängern, die die „ZDF-Hitparade“ hervorgebracht hat. Bis heute gehört er zu den Stars der Branche. Seine letzten zehn Soloalben erreichten alle die Media Control Album Charts. Zu Hitparaden-Zeiten gelang ihm dies übrigens mit keinem Einzigen.
Seit Anfang des Jahres ist das neue Best-of-Album „Unendlich“ erhältlich und ist erneut bis in die Top 30 der Charts vorgedrungen. Weniger erfolgreich waren Bernhard Brinks Versuche, am „Eurovision Song Contest“ teilzunehmen. Insgesamt sechsmal scheiterte er im Vorentscheid – ein letztes Mal im Jahr 2002 kurz nach dem Ende der „ZDF-Hitparade“.
Roland Kaiser
Noch erfolgreicher als Bernhard Brink ist aber ein anderer: Roland Kaiser. Beim Open-Air-Event „Kaisermania“ strömen jährlich zig Tausend Fans nach Dresden. Für sein 2014 erschienenes Album „Seelenbahnen“ erhielt der Sänger eine Goldene Schallplatte – zum ersten Mal seit dem „Gefühle sind frei“ aus dem Jahr 1983. Gemeinsam mit Maite Kelly kletterte Roland Kaiser mit „Warum hast du nicht nein gesagt“ auch in den Single Charts bis auf Platz 55.
Vor wenigen Jahren erschien das allerdings noch undenkbar: Im Jahr 2000 erkrankte der Sänger an einer chronischen Lungenkrankheit. 2010 half nur noch eine Lungentransplantation. Es war ein Neuanfang und sein Leben in Folge wie „Auf den Kopf gestellt“. So heißt auch das neue Album des Schlagerstars, das er im Februar erfolgreich veröffentlicht hat.
Jürgen Drews & Costa Cordalis wurden zu „Königen“
Bei den Plattenverkäufen können Jürgen Drews und Costa Cordalis zwar nicht ganz mit Roland Kaiser mithalten, aber dafür haben beide Sänger in den letzten Jahren Adelstitel erhalten. Auch wenn diese nicht ganz echt sind, zeigt es zumindest, dass die zwei Schlagerstars noch immer genügend Fans haben.
Jürgen Drews avancierte am Ballermann zum „König von Mallorca“. Auch mit fast 71 Jahren gehört er auf der spanischen Insel noch immer zu den Highlights in den Discotheken. Costa Cordalis hat seine Krone hingegen von den RTL-Zuschauern erhalten. In der ersten Staffel von „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“ wählten sie ihn 2004 zum „Dschungelkönig“. Musikalisch lief es für ihn im Gegensatz zu Jürgen Drews in den letzten Jahren jedoch nicht mehr ganz so gut.
Mary Roos mit komödiantischem Programm über die Schlagerbranche
Mary Roos setzte ihre Karriere als Sängerin bis heute erfolgreich fort. 2013 veröffentlichte sie sogar ihr erstes Album abseits des klassischen Schlagergenres und ging anschließend auch erstmals auf Clubtour. Seit dem letzten Jahr hat der Schlagerstar zudem ein neues Projekt: Gemeinsam mit dem Kabarettisten Wolfgang Trepper hat sie das komödiantische Programm „Nutten, Koks und frische Erdbeeren – Die Geschichte des Schlagers“ entwickelt. Darin berichtet Mary Roos unter anderem zahlreiche Anekdoten aus ihrer Hitparaden-Zeit. Auch dieses Jahr bringt das Duo die Show wieder auf die Bühnen.
Schlagerlegenden live auf Tournee mit dem ZDF-Orchester Otti Bauer
Einige der Helden von damals sind derzeit sogar gemeinsam auf Tournee. Peggy March, Ireen Sheer, Lena Valaitis, Michael Holm und Graham Bonney treten gemeinsam mit dem ZDF-Orchester Otti Bauer als „Schlagerlegenden live“ auf.
Noch fünf Termine stehen auf dem derzeitigen Tourplan. Heute Abend singen die alten Helden in Delbrück. In den nächsten vier Tagen folgen dann noch Gera, Hamburg-Harburg, Wetzlar und Siegen. Die ZDF-Hitparade war eben nicht nur eine TV-Sendung, sondern bis heute ein Nährboden für die vielfältige Schlagerszene in Deutschland.
