Im Innenhof des neogotischen Wiener Rathauses standen die Menschen gestern Schlange. Einige hatten Rosen und Blumen mitgebracht, einige sogar kleine Kränze, die sie vor der Urne von Udo Jürgens ablegen wollten. Auch heute noch haben die Menschen in Wien die Möglichkeit, sich von dem österreichischen Entertainer zu verabschieden.
Fast, als komme er gleich wieder
Im Hintergrund waren leise und sanft die Klaviermelodien von Udo Jürgens zu hören. Ein schwarzer Flügel, bedeckt mit Rosen, stand unter dem großen Schwarz-Weiß-Bild des Sängers. Es scheint so, als wäre er gerade erst aufgestanden und würde jeden Moment im Bademantel noch einmal kommen, einzig die Urne erinnerte an den schmerzlichen Verlust. An mehreren Tischen lagen große Bücher mit schwarzem Einband. Hier konnten die Wiener dem Sänger die letzte Ehre erweisen.
Er war immer da
Die meisten Anwesenden nahmen in stiller Trauer Abschied. Teilweise brachten die Menschen kein Wort heraus – einige Augen schienen von Tränen bedeckt. „Er hat uns die letzten zig Jahre musikalisch begleitet und war einer der größten Entertainer Österreichs. Ich entscheide spontan, was ich ihm schreiben will“, sagte Brigitte aus Wien, kurz bevor sie die große Halle betrat. Viele Fans stellten sich mit Vornamen vor, denn sie verabschiedeten sich von einem Freund: „Ich bin heute hier, weil Udo Jürgens mich seit meiner Kindheit begleitet hat und ich einfach seine Lieder und seine Texte sehr geschätzt habe. Er war ein großartiger Mensch, ein Entertainer und er hat für Unterhaltung gesorgt“, sagte Irene. Doch nicht nur aus Wien waren die Menschen gekommen. Aus ganz Österreich und auch aus Deutschland kamen die Fans gepilgert.
Die Familie nimmt Abschied
Bevor die Öffentlichkeit kondolieren konnte, gab es in der Volkshalle des Rathauses bereits eine Trauerfeier, zu der die Spitze der österreichischen Politik und die Familie des Sängers und Komponisten gekommen war. Mit einem Streicherensemble und Reden wurde der Sänger im kleinen Rahmen verabschiedet. Im Anschluss trugen sich auch seine Familie und die österreichische Staatsspitze in ein Kondolenzbuch ein.
Berührende Feier
Auch Wegbegleiter, Freunde und Kollegen nahmen an der Trauerfeier teil. Die Sopranistin Eva Lind ist immer noch traurig über den Tod des geschätzten Kollegen: „Ich fand die Feier, die Reden und die Musik sehr berührend, obwohl sie so einen offiziellen Rahmen hatte. Es war sehr eindrucksvoll und würdevoll und ist Udo sehr gerecht geworden.“ Im Anschluss an die Abschiedsfeier kondolierte Eva Lind, die sich gern an die Momente mit Udo Jürgens zurück erinnert: „Udo Jürgens war ein Freund, ein Vorbild, ein unglaublich großer Künstler und ein Mensch, den ich in meinem Leben nicht hätte missen wollen.“
Letzte Ruhestätte
Die Urne wird später unter Ausschluss der Öffentlichkeit im engsten Familienkreis am Wiener Zentralfriedhof in einem Ehrengrab beigesetzt. Der genaue Zeitpunkt wird nicht bekannt gegeben. Fest steht aber schon der genaue Ort: Es wird Platz 85 in der Gruppe 33G sein. In der Nähe ist auch Schauspieler Fritz Muliar beerdigt, der vielen noch durch die Fernsehserie „Kommissar Rex“ in Erinnerung ist.