Jan Delay pöbelt gerne. Diesmal geht er Heino an den Kragen – und die Vorwürfe sind gravierend: Heino sei ein „Nazi“, provoziert der 37-jährige Hip Hopper, der sich nun auch als Rocker probiert. Aktuell hat er sich mit „Hammer & Michel“ auf dem Chart-Thron platziert – und setzt sich zudem die Pöbel-Krone auf.
Jan Delay findet musikalische Freiheit schön und gut, aber nicht grenzenlos. Der 37-Jährige mag sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass Volksmusiker Heino mit deutschen Pop-Songs begeistert und mit Rammstein auf einer Bühne steht. Jan Delay sehe darin die absolute Freiheitsgrenze erreicht.
„Das war wirklich schlimm. Wir haben extra nichts gesagt, weil wir ihm kein Forum geben wollten. Alle sagten plötzlich: Ist doch lustig, ist doch Heino. Nee, das ist ein Nazi.“ Das sagte Jan Delay kürzlich im Gespräch mit der Tageszeitung „Die Presse“.*
Dass Jan Delay kein Fan von Schlagermusik ist, wurde bereits Mitte April bekannt, als er lauthals verkündete: „Ich finde, Leute wie Helene Fischer machen Musik für Leute, die sonst keine Musik hören.“
Spricht da blanker Neid? Gut möglich, hat Jan Delay die negative Publicity angesichts seiner derzeitigen Chartplatzierung gar nicht nötig.
Strafanzeige wegen übler Nachrede
Informationen der BILD zufolge habe Heino nun wegen Verdachts der Beleidigung, übler Nachrede und Verleumdung Strafanzeige gestellt. Der Anwalt des 75-Jährigen habe zudem die Abgabe einer Unterlassungserklärung und eine Geldentschädigung gefordert. Diese wolle er dann spenden.
„Ich bin in meinem Leben ja schon viel beschimpft worden, aber was sich dieser Herr herausnimmt, ist eine Unverschämtheit“, entrüstete sich Heino.
Heino in der Kritik
Heino stand schon öfter im Fokus, wurde wegen seiner Texte kritisch beäugt. Im Januar 2013 hatte sich Heino zu den Anschuldigungen, zu sehr rechts zu stehen, geäußert. Zu seiner Verteidigung ließ der 75-Jährige damals gegenüber der BILD verlauten:
„Meine Volkslieder sind ein Bestandteil unseres deutschen Kulturguts – auch wenn einige davon im Dritten Reich missbraucht wurden. Ich bin weder extrem rechts noch extrem links, sondern sehe mich politisch in der demokratischen Mitte.“
Letztendlich ist es Ansichtssache. Als Heino 1978 sein „Deutschlandlied“ auf Schallplatte aufnahm, sang er in der ersten Strophe „Deutschland, Deutschland über alles“. Doch „das war eine Auftragsproduktion für die Schulen in Baden-Württemberg. Für den Geschichtsunterricht, also eine Dokumentation“, rechtfertigte er sich.
Heinos Auftritte in Afrika
Anfang dieses Jahres gab Heino sein Konzert in Namibia. Doch schon 1983 stand er in Südafrika auf der Bühne. Damals sang er vor dem kleinen Teil der wohlhabenden Bevölkerung des Landes. 1983 herrschte jedoch noch Apartheid, Südafrika wurde nach Ethnien separiert.
„Ja, ich bin da aufgetreten. Aber das haben auch James Last, Udo Jürgens, Julio Iglesias und viele andere gemacht. Nur mir hält man das immer wieder vor. Ich bin kein Rassist, Schwarze und Weiße sind für mich gleich. Die Apartheid habe ich immer abgelehnt“, zitierte BILD den Sänger.
Doch Jan Delay ist empört:
„Der Typ hat in Südafrika während der Apartheid in Sun City gesungen. Und sein Repertoire: „Schwarzbraun ist die Haselnuß“, Soldatenlieder... Es ist schrecklich, wenn so jemand einen Song von Dir singt.“
Heino greift Hitler-Parolen auf
2013 folgte der nächste Aufreger: „Ich bin hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder und flink wie ein Windhund“, sagte Heino im Jahr 2013 gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Es ist die Aussage, wie sie Adolf Hitler auf einer Rede des Reichsparteitages 1935 vor rund 50.000 Anhängern gebraucht hatte.
Mit jenem Hitler-Zitat erregte Heino international Aufsehen. So schrieb die britische Zeitung „The Guardian“, sie sehe in Heino einen rechtsgerichteten Einschlag. Der Zeitung zufolge sei ebenso Heinos rollendes „R“ ein Zeichen der rechten Einstellung.
„Die Redewendung war mir so im Kopf. Mir war nicht klar, woher sie kam. Ich hätte das nie gesagt, wenn ich den Ursprung gekannt hätte. Hitler war der schlimmste Verbrecher der Menschheitsgeschichte. Und dass ich das R rolle, das tun Rammstein auch und die sind auch nicht rechts“, zitierte die BILD Heino.
Gespaltene Meinungen der Fans
Auf der offiziellen Facebook-Seite von Jan Delay scheiden sich die Geister. Die einen finden es super, dass endlich mal einer den Mund aufmacht und offen sagt, was er denkt, die anderen finden das Verhalten einfach nur lächerlich und dumm.
„Ich find's ne riesen Schweinerei, dass jemand direkt als Nazi beschimpft wird, nur weil er Volkslieder singt und nicht ins Micro stottert wie andere... einfach nur dumm sowas“, so ein Facebook-User auf der Seite von Jan Delay.
Viele Leute teilen diese Meinung: „Lieber Jan Delay, weil jemand eine Äußerung von sich gibt, die einem nicht passt, diesen gleich als Nazi zu bezeichnen, zeugt nicht grad von geistiger Reife, auch wenn die Äußerung ein Zitat von der Witzfigur und Massenmörder Hitler ist... Mit der Aktion biste mich als Fan los!“
Doch es gibt auch viele Fans die zu Jan und seiner Meinung stehen. „Heino hat erst im letzten Jahr in einem Interview öffentlich aus einer Rede Adolf Hitlers zitiert. Das ist nun mal Fakt und das kann jeder nachlesen. Desweiteren war er sich nicht zu schade im rassistischen Südafrika seinerzeit in Sun City aufzutreten... Ich hätte auch absolut keinen Bock drauf, dass der Typ meine Lieder singt“, so ein anderer Kommentar.
Dennoch ist zu sagen, dass das Verhalten von Jan Delay einen Shitstorm auf seiner Facebook-Seite ausgelöst hat - und ob das negativ oder positiv für sein aktuelles Album sein wird, wird sich sicher im Laufe der Zeit noch zeigen.
Halbherzige Entschuldigung
Nun merkte wohl auch Jan Delay, dass er sich im Ton vergriffen hat und entschuldigte sich halbherzig. In der ZDF-Sendung „Apsekte“ sagte dieser Kleinlaut _„Natürlich bereue ich das.“ Weiter dazu wollte er sich allerdings nicht äußern, da das Verfahren noch läuft. „Ich sage dazu jetzt nichts außer, dass ich mich ein bisschen im Ton vergriffen habe“, so der Rapper im Interview.
Heino ist über die Aussage einfach nur empört: „Ich bin 1938 geboren - ich habe meinen Vater selbst im Krieg verloren, und da kann ich von daher schon gar kein Nazi sein“, sagte der Sänger im Interview mit dem NDR.
Küsntlerkollegen sind entsetzt
Prominente Kollegen zeigen sich ebenfalls entsetzt und wütend über die Aussage von Jan Delay gegenüber Heino. So auch das bekannte Duo der Volksmusik Marianne und Michael: „Unser Freund Heino ist der toleranteste und friedlichste Mensch, den wir kennen."
Wir dürfen also weiterhin gespannt sein, wie dieser Streit enden wird.