„Rot wie der Mund, so ist die Liebe.“ Mit diesen Worten beginnt der Grandseigneur des Romantik-Schlagers Semino Rossi den Konzertabend um 19:30 Uhr in der Kölner Lanxess-Arena. Galant und von fächernden Tänzerinnen und Tänzern umgeben schwebt Semino die beleuchtete Show-Treppe herunter. Leicht verspätet betreten drei Konzertsänger zu den Takten der deutschen Version von Edith Piafs „La Vie En Rose“ die in den vorderen Reihen besiedelte Halle. Liebe ist das Bonmot Rossis. „Wer nur Liebe gibt, kann auch Liebe bekommen“, haucht er seinen Fans entgegen. Und Semino Rossi wird geliebt, wie das Klatschen des Publikums zeigt. Mit der Hand auf dem Herzen bedankt er sich argentinisch-charmant für zwölf Jahre Treue. Für ihn ist Liebe der Antrieb auf der Bühne zu sein. Dem setzt er ein Denkmal mit einer deutschen Version von Cat Stevens „Morning Has Broken“, die bei Semino „Schön ist der Morgen“ heißt.
Reise nach Mexiko
Geigerin Sonja führt die Konzertbesucher auf eine „Reise nach Mexiko“, die Semino mit den Worten „Wir Männer sind bereit, alles für Frauen zu tun.“ Pause. „Oder?“ einleitet. Das Publikum lacht und klatscht. Voll, bombastisch und gleichwohl ausgewogen klingt der Mariachi-Sound der Big Band, die durch die Bläser-Sektion besticht. Visuell unterstreicht eine Videoprojektion die Bilder von malerischen Berglandschaften Südamerikas. Zum Walzer bittet Semino mit „The Last Waltz“ vom letzten Album, das die älteren Konzertbesucher noch in der Version von Roy Black aus den 60er Jahren kennen.
Schokolade und eine Paella-Pfanne
Auch zu seinen Schwächen bekennt sich Semino an diesem Abend. Bei anderen sind es Autos. Bei ihm ist es Schokolade. Davon bekommt er an diesem Abend reichlich, denn Fans strömen immer wieder zwischen den Liedern an den Bühnenrand und reichen ihm Geschenke. Neben der Schokolade sind es Blumensträuße, prall gefüllte Tüten und sogar eine Paella-Pfanne. Immer wieder setzt Semino ungeahnte Bewegungsenergie im Publikum frei, wenn er zum Mitmachen anregt: „Können sie einhaken, links und rechts? Schunkeln und ganz laut mit viel temperamento, por favor?“ Was folgt, ist sein zum Klassiker gewordenes Erkennungslied „Bella Romantica“. Alles wirkt wie aus einem Guss. Die Choreographie wurde über drei Jahre hinweg entwickelt und läuft reibungslos, während Semino elegant über die Bühne flaniert.
Ein Abend voller Humor
Das Publikum horchte auf, als Semino ein „Geständnis“ machte. Vor zwei Jahren habe er etwas gemacht, das viele ins Krankenhaus brachte. „Können sie alle aufstehen?“, fragt er das Publikum. Tatsächlich handelt es sich bei der Frage um eine Mittanz-Bitte. „Das Lied dauert 23 Minuten, ist aber schnell vorbei“, witzelt Semino charmant. Das Lied ist zur Freude des Publikums „Arja“, das er dieses Jahr auch beim Semperopernball zelebrierte. Während in Dresden Walzer-Variationen getanzt wurden, herrscht in Köln Seminos vorgegebene Choreographie für das Publikum: Hände zum Herz über den Kopf geformt. „Aber jetzt bitte!“ ist seine Ansage, den Saal immer wieder zu Höchstleistungen anzuspornen.
Duett mit Michelle
Als Höhepunkt des Abends gilt das Duett mit Michelle, die auf einer Leinwand zugeschaltet ist. Die Arbeit an ihrem neuen Album verhinderte einen Live-Auftritt mit Semino. Gemeinsam singen sie „Bleib doch heut Nacht“ von seinem letzten Album. Immer wieder bringt Semino das Publikum zum Lachen: „Eine liebe Frau hat mir bei Facebook geschrieben, dass, immer, wenn sie nicht schlafen kann, sie meine Musik hört. Sie schläft dann sofort.“
Trotz 30 Jahren in Österreich trägt Semino weiter die Sehnsucht nach Argentinien in seinem Herzen. Einzig das Singen spanischer Lieder hilft ihm dabei ein wenig. So beginnt er die Zugabe mit einem Medley aus Stücken wie „Baila Me“ und „Bandolero“, während sich um die Bühne eine immer größer werdende Traube bildet. Semino bedankt sich zur Freude des Publikums mit „Rot sind die Rosen“ und schüttelt die Hände seiner treuen Fans, bevor er den Abend mit seiner Version von „La Bamba“ beschließt.