Semino Rossi bringt am kommenden Freitag, 05. Juli, sein neues Album „So ist das Leben“ heraus. Mit SchlagerPlanet sprach der österreichisch-argentinische Schlagersänger über seine neuen Lieder, seine Tournee, wie wichtig ihm seine Familie ist und wie sich sein Leben seit der Geburt seines Enkelsohnes im April dieses Jahres geändert hat.
SchlagerPlanet: Sie waren gerade auf Latino-Tour. Welche Erlebnisse haben Sie besonders beeindruckt?
Semino Rossi: Faszinierend war, wie begeistert die Fans waren. Ich hätte nie damit gerechnet, dass es so ein Erfolg wird. Obwohl ich zu 80 Prozent in spanischer Sprache gesungen habe. Die Leute haben mitgetanzt, mitgesungen. Ich habe schon davon geträumt, als ich noch auf der Straße gesungen habe. Mit 56 Jahren hat sich mein Wunsch endlich erfüllt, so etwas tun zu können. Jetzt kann ich sagen: Meine Reise hat sich gelohnt. Es war eine Herzensangelegenheit. Das hat auch meine Familie sofort gespürt. Am 15. Mai haben mich meine Frau und meine Töchter beim Tour-Konzert in Innsbruck besucht. Sie saßen wie immer irgendwo ganz hinten, nie in der ersten Reihe, sonst werde ich nervös. Nach der Zugabe kamen sie hinter die Bühne, haben mich umarmt und mir einen Kuss gegeben. Meine Frau hat gesagt: „Das ist das erste Mal, dass ich den wahren Omar auf der Bühne gesehen habe, den Mann, den ich damals kennengelernt habe.“ [Semino Rossi heißt mit bürgerlichem Namen Omar Ernesto Semino, Anmerkung der Redaktion] Sie hatte von der ersten Sekunde an verstanden, warum, ich das machen wollte, als ich anfing, diese Tour auf die Beine zu stellen.
SchlagerPlanet: In welcher Hinsicht sind Sie am meisten Latino?
Semino Rossi: Das sind wohl Leidenschaft, Liebe und Respekt – vor allem zu meiner Mama. Ich liebe meine Mama. Sie kommt jetzt wieder vom 14. bis 21. September aus Argentinien, wir machen zusammen eine Schiffsreise, bei der auch meine Fans dabei sein werden.
Semino Rossis Mutter
SchlagerPlanet: Wie geht es ihr denn?
Semino Rossi: Es geht ihr gut, sie ist schon 84. Bei ihr bin ich noch immer Kind. Auch wenn ich vor 40 Jahren von zu Hause weggegangen bin, um Sänger zu werden, sind wir uns noch immer so vertraut wie damals. Erst war ich selber Vater, heute bin ich Opa und sehe Familie dadurch nochmal ganz anders. Meine Mama wird bei ihrem Besuch im September auch ihren Urenkel zum ersten Mal persönlich erleben. Wir haben ihr natürlich schon viele Fotos und Handyvideos geschickt und ihr unseren kleinen Leonardo auch über Facetime vorgestellt. Mein Neffe hilft ihr dann mit der Technik.
SchlagerPlanet: Sie waren während Ihrer Tour im Wohnmobil unterwegs…
Semino Rossi: Das ist für mich die praktischste und bequemste Möglichkeit zu reisen. Ich brauche immer meine Sachen bei mir, meine Kleidung und so weiter. Manchmal fahre ich selber, manchmal habe ich einen Chauffeur. Für mich ist das fast wie Urlaub. Wenn ich was Schönes unterwegs sehe, halte ich einfach an, steige aus und mache eine Pause. Ich mache auch gerne in den Probepausen eine kleine Siesta im Wohnmobil.
SchlagerPlanet: Sie haben ein neues Album. Worauf dürfen wir uns freuen?
Semino Rossi: Auf ganz tolle Lieder, zum Beispiel auch auf Duette mit Nino de Angelo und Rosanna Rocci. Aber auch auf ein Lied, das ich für meine Mama komponiert habe: „Mütter sind die wahren Engel“, das habe ich für ihren Geburtstag komponiert. Und ich singe auch „Einmal sehen wir uns wieder“ von Andreas Gabalier mit einem spanischen Text, weil mich dieser Song persönlich sehr berührt.
SchlagerPlanet: Haben Sie auch wie Andreas Gabalier beim Singen Ihre Gedanken bei Menschen, die Sie vermissen?
Semino Rossi: Klar, mein Papi ist auch früh gegangen, mein bester Freund, Oma und Opa. Jeder hat jemanden, der früh gegangen ist. Irgendwo werden wir uns alle wieder treffen, hoffe ich.
SchlagerPlanet: Die Single aus dem Album heißt Das verflixte 7. Jahr. Gab es das auch in Ihrer Ehe?
Semino Rossi: Ich glaube, das hat jeder. Jeder kommt aus einer anderen Kultur, aus einer anderen Familie. Jeder mag was anderes. Es ist nicht immer leicht, auf einer Linie zu sein. Zwei verschiedene Menschen können nicht in allen Dingen zusammenkommen. Man lernt ja auch aus schlechten Tagen. Ich war vor vielen Jahren sechs Monate allein in Mexiko, um mich zu finden. Als ich zurückkam war auch unsere Beziehung stärker, ich habe in diesen Monaten noch meinen Weg als Musiker gesucht. Meine Frau war damals mit Vanessa schwanger, sie konnte nicht mit nach Mexiko kommen. Und sie hatte ja auch ihren Job als Hebamme, den sie nicht einfach aufgeben konnte und wollte. Sie blieb mit Laura hier. Das Leben ist wie eine Herzfrequenz, mal auf, mal ab, das bedeutet Leben. Sonst wäre es langweilig. Ich habe auch gelernt, dass man einen Partner nie an die Kette legen sollte. Jeder hat das Recht auf ein eigenes Leben. Gabi liebt die Berge, das Skifahren. Ich nicht, ich friere im Schnee immer. Ich koche gerne, spiele Gitarre in kurzen Hosen. Ich mag es, wenn es warm ist wie in Kuba oder Argentinien. Ich schaue auch gern Fußball mit Freunden, sie geht lieber ins Theater.
Optische Veränderungen
SchlagerPlanet: Sie haben sich in letzter Zeit optisch verändert. Woran liegt das?
Semino Rossi: Ich habe zugenommen (lacht). Den Ohrring habe ich, seit ich von Laura erfahren habe, dass ich Opa werde. Und meinen Ring, den habe ich bei Florian Silbereisen gesehen und fand ihn gut. Ich bin mit 57 ja kein alter Mann, der nicht mit der Mode gehen dürfte.
SchlagerPlanet: Käme für Sie auch Haare färben oder sogar eine Beauty-Op in Frage?
Semino Rossi: Das ist nicht meine Welt. Ich wollte auch nie eine andere Frisur. Jeder ist wie er ist. Wenn jemand ein Problem mit einer großen Nase hat, soll er das machen. Ich habe auch eine große Nase und große Ohren, aber ich bin zufrieden.
SchlagerPlanet: Ihr Enkel ist jetzt ihre ganz große Liebe…
Semino Rossi: Als Ich mit Blumen ins Krankenhaus gekommen bin, habe ich das erste Mal meine Tochter mit dem Baby gesehen, und ich musste vor Freude weinen, dass dieses neue Familienmitglied da ist. Ich habe mir vorgenommen: Die ersten drei Monate soll es ganz eng mit seinen Eltern sein, aber nach spätestens sechs Monaten kommt dann der Opa. Leonard wiegt 4100 g bei der Geburt, ich selbst damals sogar 4500 Gramm. Das wichtigste ist, dass er gesund ist. Und er soll in seinem Leben glücklich sein. Ich werde ihm Schwimmen beibringen. Gitarre mit ihm spielen und singen, wenn er Freude daran hat, Schokolade, Eis, Kekse mit ihm naschen. Ich darf ihn verwöhnen. Meine Tochter soll erziehen. Das ist der Vorteil, wenn man Opa und kein Papa ist.
SchlagerPlanet: Stehen Sie im Sommer auch mal am Grill, wenn die Familie kommt?
Semino Rossi: Vor ein paar Tagen haben wir gegrillt. Mein Enkel war auch dabei. Da hat er schon gemerkt, wie das Familienleben ist.
SchlagerPlanet: Haben Sie auch ein Spezialrezept, dass zum Grillen einfach dazugehört?
Semino Rossi: Ja: Liebe, was du machst. Chimichurri, das ist mein Rezept. Das ist eine typisch argentinische Sauce. Ein Familienrezept. Ich habe da auch eine Anekdote, dazu: Ich bin ja Pate von zwei Ziegen auf Gut Aiderbichl. Die habe ich Chimi und Churri genannt.
SchlagerPlanet: Stehen Sie denn auch öfter am Herd?
Semino Rossi: Klar, ich koche gerne, Paella, Wiener Schnitzel, Spaghetti, ich werde alleine nicht verhungern. Aber meine Gabi hat die besten italienischen Rezepte von ihrer Oma.
SchlagerPlanet: Ist Ihr Wohnmobil auch mal zu Hause ein Zufluchtsort, wenn Sie Ihre Ruhe wollen?
Semino Rossi: Ich brauche keine Ruhe vor meiner Familie. Wenn ich nicht Semino Rossi sein will, fahre ich mit dem Motorrad los. Keiner weiß dann, wer ich bin, und ich genieße die Auszeit und die Freiheit, einfach nur auf schönen Strecken unterwegs zu sein.
SchlagerPlanet: Machen Sie auch mal eine Männertour im Wohnmobil?
Semino Rossi: Das haben wir schon gemacht, jetzt planen wir eine Motorradtour im August nach Andalusien.
SchlagerPlanet: Und dann campen?
Semino Rossi: Nein, ins Hotel. Die Zeit von Campen ist für mich vorbei. Aber es muss kein Luxus-Hotel sein, eine einfache Pension reicht mir.
Semino Rossi und seine Frau Gabi
SchlagerPlanet: Sie sind gerade extrem erfolgreich. Aber denken Sie trotzdem manchmal schon an die Rente?
Semino Rossi: Solange das Publikum mich will, bleibe ich. Ich bin geboren, um auf einer Bühne zu stehen. Ich würde acht Monate auf Tour sein und vier bei der Familie sein, wenn man sich das einteilen könnte. Aber wenn man mich nicht mehr will, sage ich danke und tschüss.
Derzeit ist die schönste Zeit meiner Karriere. Ich habe Platin für mein letztes Album erhalten, wir planen eine große Tour, eine Schiffsreise. Ich bin extrem glücklich. Vor allem auch privat. Wenn ich nach Hause komme, bin ich nicht Semino Rossi, sondern Omar.
SchlagerPlanet: Ihre Frau zeigt sich nicht so gerne in der Öffentlichkeit?
Semino Rossi: Das mochte sie noch nie. Sie fühlt sich da nicht wohl. Sie hat schon so viele Einladungen bekommen, aber sie wollte nie. Sie ist lieber hinter den Kulissen.
SchlagerPlanet: Aber zu Ihren Konzerten kommt sie mindestens einmal pro Tour?
Semino Rossi: Beim Tour-Konzert in Innsbruck hat meine Familie mich besucht. Aber jetzt ist Leonhard erstmal viel wichtiger. Opa nicht mehr so (lacht).
SchlagerPlanet: Hat Ihre Frau eine noch eine engere Beziehung zu Leonhard, weil sie bei der Geburt dabei war?
Semino Rossi: Gabi hat schon über 3000 Kinder zur Welt gebracht, aber der eigene Enkel war schon sehr emotional. Sie hatte ihn zuallererst im Arm.
SchlagerPlanet: Lieber Semino Rossi, vielen Dank für das Gespräch!