Die Volksmusik ist im Wandel: Dem „Musikantenstadl“ wurde eine Verjüngungskur verordnet und es wird immer freizügiger zwischen den Genres gemixt. Doch Marc Pircher ist mit seiner poppigen volkstümlichen Musik seit rund zwei Jahrzehnten konstant erfolgreich. In seinem Heimatland Österreich mutiert er zur Ikone der Idylle zwischen Kuhglocken und Kuhstall. Doch auch für den 37-Jährigen ist der Wandel der Branche kaum zu übersehen: Mit dem Wandel kommen Ängste aber auch viel Hoffnung für die Zukunft
„Ich habe große Angst“
Für Andy Borg ist es mit dem „Musikantenstadl“ nun endgültig vorbei. Auch Marc Pircher wurde, wie dieser, einst als Nachfolger des verstorbenen Karl Moiks gehandelt. „Das finde ich für ihn sehr hart und ich hoffe, dass er diese Situation gut übersteht. Das ist natürlich scheiße, in so einer Situation fühlt man sich als Verlierer.“ Marc Pircher und Andy Borg können nun nur mit ansehen, wie das TV-Format in ein neues modernes Glitzerkleid gezwängt wird, während so viel noch nach bunter Tracht verlangt. „Ich hab große Angst, dass die Sendung mit dem, wie sie war, nichts mehr zu tun hat. Ich hab einfach Angst, dass er modern wird, wie andere Shows, die es sowieso schon gibt“, meint Marc Pircher.
Ihr seid „Musikantenstadl“-Fans? Stimmt für Eure Sendung ab!
„Den Nobelpreis werden sie damit nicht kriegen“, witzelt Marc Pircher angesprochen auf den neuen Namen „Stadl Show“. Und nicht nur der Name wird belächelt, die Moderatorenwahl mit Francine Jordi und Alexander Mazza löste im Netz einen regelrechten Shitstorm aus. „Das ist ja eine super Ausgangslage für eine neue Sendung, oder? Hart gesagt ist es so: Die ersten zwei Sendungen müssen gut sein, sonst ist es vorbei“, stellt der Volksmusiker klar. Angeblich laufen die Verträge des Duos auch nur für die ersten zwei Sendungen.
„Wer ihn nicht schaut, schaut ihn nicht“
„Es gibt leider Gottes beim Fernsehen Leute, die heilfroh wären, wenn es vorbei wäre. Es gibt viele, die mit dem ‚Stadl‘ einfach nichts anfangen konnten“, überdenkt der Österreicher. Das erklärte Ziel jüngere Personen anzusprechen, rückt für den Musiker in weite Ferne. „Der 20-Jährige, den Carmen Nebel nicht vor den Fernseher zieht, wird auch den neuen ‚Musikantenstadl‘ nicht schauen: Wer ihn nicht schaut, schaut ihn nicht, das ist einfach so.“
Der Musiker gesteht sich ein, dass die Volksmusik zwischen Synthesizer und E-Gitarre keinen leichten Stand hat. „Man kann mit unserer Art von Musik viel mehr bewegen. Und glauben Sie mir eines: Es wird die Zeit kommen, wo die Öffentlich-Rechtlichen alle den Hahn zugedreht haben und die Privaten wieder mit diesen Sendungen beginnen“, blickt der 37-Jährige in die Zukunft. „‚Bauer sucht Frau‘ ist ein mega-erfolgreiches Format und liegt sehr nahe an einer volkstümlichen Sendung!“
„Leute wie Andreas Gabalier tun uns gut“
Der Begriff Volksmusik scheint in der heutigen Zeit stark vorbelastet zu sein. „Viele haben einfach mit dem Begriff Volksmusik ein Problem. Andreas Gabalier, ist das ein Volksmusiksänger, ist das ein Popsänger, ist das ein Countrysänger? Er hat ein cooles Image, den finden viele cool, weil er nicht so im Thema Volksmusik drin ist“, philosophiert der Familienvater. „Leute wie Andreas Gabalier oder Helene Fischer tun uns einfach gut. Helene Fischer hat in denselben Fernsehsendungen begonnen wie ich auch, genau wie Andreas Gabalier.“
Auch Deutsch-Pop-Künstler wie Andreas Bourani sind in den Augen vieler cooler als Andy Borg oder Florian Silbereisen: „Das ist, wenn man das hart sagt, die Volksmusik von heute. Das, was in den Charts vorn ist mit der deutschsprachigen, poppigen Schlagermusik, das ist Volksmusik 2015.“
„Volksmusik und Schlager wird man niemals töten“
Marc Pircher macht sich trotz der poppigen Konkurrenz keine Sorgen um seinen Standpunkt im Business. „Ich hab jetzt in der Schweiz mit Semino Rossi darüber gesprochen und der hat gesagt, ‚Volksmusik und Schlager wird man niemals töten können‘, auch wenn dich kein Mensch mehr im Radio spielt und ins Fernsehen einlädt“, erinnert sich der 37-Jährige. Vor allem das florierende Live-Geschäft erfüllt den gebürtigen Zillertaler. „Was mich sehr freut und die Hoffnung am Leben hält ist, dass das Live-Geschäft immer besser wird“, äußert er.
Über 200 Auftritte absolviert er im Jahr. „Ich bin sehr stolz, dass ich so gut von meiner Musik und meinem Hobby leben kann und das zum Beruf machen konnte“, schließt der volkstümliche Musiker ab.
Sein neues Album „Leider zu gefährlich“, das am 24. Juli erscheint, wurde bereits vor Veröffentlichung mit Gold ausgezeichnet. „Dieses Jahr haben wir es zum ersten Mal in 23 Jahren geschafft, dass ich Gold habe, obwohl die CD am 24. Juli erst erscheint. Der Vorverkauf ist jetzt schon höher als die Goldhürde in Österreich“, strahlt der Künstler. „Und wenn alles so bleibt, wie es jetzt ist, dann bin ich glücklich!“