Wir treffen Heino Backstage bei der TV-Aufzeichnung von Sat. 1 Gold am Brandenburger Tor. SchlagerPlanet erzählt er von neuen Projekten, seinem Auftrittsverbot in der DDR und auch, warum er überhaupt Rock macht. Was ist sein Erfolgsrezept und wie kommt er auf den Rock-Geschmack? Das erzählt er uns in einem spannenden Interview.
SchlagerPlanet: Heino, Sie sind jetzt hier beim Festival im Rahmen des „Tag der deutschen Einheit“. Wenn Sie denn Begriff hören, woran denken Sie?
Heino: Ich sehe mich noch ungläubig vor dem Fernseher sitzen, beobachtend wie alle jungen Leute die Mauer gestürmt haben. Da habe ich tatsächlich den Fernseher ausgeschaltet und wieder neu an gemacht, weil ich das gar nicht glauben wollte, dass das wirklich passiert. Ja und was soll ich Ihnen sagen, ich war sehr sehr glücklich und habe echt von früh bis spät vor dem TV gesessen. Ich wollte es immer noch nicht glauben. Ich muss sagen: Toll das es so ist!
SP: Und heute stehen Sie hier und feiern kräftig mit, an solch einem historischen Ort...
Heino: Ja, früher bin ich gar nicht vorgedrungen zu den alten, neuen Bundesländern. Ich durfte ja nicht auftreten durch meine Volkslieder. Bis heute ist mir das schleierhaft – aber wie gesagt, es ist ja alles nochmal zum Guten gekommen und es ist schön, dass es so ist. Das einzige, was ich nicht so mag, sind die Bezeichnungen „Ossis“ und „Wessis“. Da bekomme ich immer unangenehme Gefühle. Wir sind ein Volk, wir leben hier zusammen und das ist schön! Die jungen Leute verstehen sich untereinander. Wenn wir die jungen Leute nicht gehabt hätten, wäre die Mauer vielleicht nicht einmal gefallen! Die jugendliche Masse hat das für uns alles geregelt und man kann froh sein, dass es unblutig ausgegangen ist.
SP: Bei Ihnen ist ja auch eine Art Zusammenführung passiert. Sie machen ja Schlager mit Rock – welche Songs haben Sie heute dabei?
Heino: Ich habe „Junge“ dabei und einen Song von den „Prinzen“. Die Jungs kenne ich sehr gut, die kamen ja so gesehen von der anderen Seite. Dann habe ich noch einen Song von „Cro“ dabei namens „Einmal um die Welt“. Von den „Prinzen“ habe ich „Alles nur geklaut“ dabei – es stimmt ja, es ist ja wirklich alles nur geklaut. Es gibt ja nichts Neues mehr in der Musik, was man noch erfinden kann. Aber das sind meine neuen drei Titel, die sind auch auf dem neuen Album drauf – das erscheint am 18. Oktober. Und wie man eben bei der Probe hören konnte, draußen am Brandenburger Tor ist ja wirklich eine satte Stimmung.
SP: Und Sie machen jetzt auch weiter mit Rock, wenn man das so verstehen darf....
Heino: Also jetzt kommt erst einmal noch die Zusammenfassung, mit insgesamt 18 neuen Titeln. Und dieses Album kommt am 18. Oktober raus. Dann mal gucken wie es weitergeht. Die erste Rockplatte aufnehmen und so viele Auszeichnungen bekommen – mehr kann man fast nicht machen.
SP: Dann auch noch einmal so einen Hype zu erleben. Sie haben ja bereits eine große Karriere gehabt und jetzt so spät nochmal einen starken Aufstieg. Was ist denn das für ein Gefühl, wenn viele junge Menschen verrückt nach Ihnen sind?
Heino: Ja, das war echt ein riesen Hype. Im Grunde genommen habe ich mich noch einmal um 45 Jahre verjüngt. Und ich muss sagen, hier hat nochmal eine Integration stattgefunden – im Gegensatz zu dem was Bushido sagt. Jung und Alt habe ich zusammengeführt und das ist schön und das freut mich. Vor einigen Tagen haben ich wieder eine Auszeichnung bekommen, den internationalen Volksmusikpreis in Passau und hier waren viele ältere Semester da. Wenn man vorne steht, merkt man das erst richtig. Ich habe jetzt ungefähr 40 Rockkonzerte gemacht und es sind alles nur junge Leute. Da steht dann die Zahnspangen-Abteilung und ich bekomme Höschen und BHs zugeschmissen. Das große Problem ist: Hannelore passen die nicht mehr. Aber ich muss sagen, ich bin sehr sehr glücklich mit der Entscheidung, die ich da getroffen habe. Dass das so ein großer Erfolg wird, das habe ich ja selber vorher nicht geglaubt! Ich habe schon gedacht, dass da ein paar Medien schreiben werden und ich ein paar CDs verkaufen würde an Menschen die neugierig sind und mal gucken wollen, was der Heino da produziert hat. Aber dass ich ein Download-König werde, hätte ich nie gedacht.
Heino und Hannelore sind noch immer ein Traumpaar.
SP: Wie kam es eigentlich zu dieser Idee?
Heino: Ich habe immer schon viele Open-Airs gemacht, wo junge Leute waren. Ganz anders als es geschrieben wurde „bei Heinos Volksliedern, da interessieren sich nur die Alten“. Und die Medien schrieben das so, es war aber alles nie der Fall – das war der große Knackpunkt. Mein Manager macht ja auch noch so große Eventveranstaltungen, da sind wir dann auf Schalke gewesen mit ungefähr 40.000 Zuschauern. Da standen 15.000 im Innenraum und die sangen dann „außer Heino können alle nach Hause gehen“. Und da dachte ich mir, ich habe in meinem Leben nicht ganz so viel falsch gemacht! Das war für mich der ausschlaggebende Punkt: Jetzt möchte ich für die jungen Leute produzieren, denn bis dato habe ich das nicht getan.
SP: Da ist man ja dann gespannt, was mit der nächsten Platte kommt...
Heino: Ja, also jetzt kommt erst einmal der Aufschlag. Danach darf man dann auch gespannt sein, was kommt. Die übernächste CD ist geplant für September und da habe ich auch schon konkrete Pläne. Die jungen Leute rufen mir ja auf die Bühne zu, was sie haben wollen. „Enzian“ oder „Schwarze Barbara“ - das werde ich dann im nächsten Jahr machen! Sechs neue Songs von meinen großen Hits und dann versuche ich neue Titel komponieren zu lassen von jungen Leuten, die jüngere Gefühle haben wie ich - musikalisch und textlich. Und vielleicht covere ich auch wieder den ein oder anderen aktuellen Song, der zu der Zeit ein Hit ist. Es gibt genug zu tun und ich bin da ganz optimistisch.
SP: Zusammenfassend könnte man sagen: Ihr Erfolgsrezept besteht daraus, sich wieder dem jungen Publikum zu widmen. Man nimmt junge Experten und geht ganz konkret auf das Publikum zu.
Heino: Jaja klar, denn ich höre es ja ganz direkt, wenn ich auf der Bühne stehe. „Enzian! Enzian!“ - dann weiß ich: DAS wollen sie hören. Da ich die aber nicht in der modernen Fassung habe, werde ich dies jetzt in der modernen Fassung machen. Ich hab ja Musik studiert und weiß wovon ich rede. Es ist im Grunde nicht schwer die Dinger zu machen, man muss nur die Idee dazu haben!
SP: Gibt es bei Ihnen sonstige Neuigkeiten?
Heino: Im November mache ich eine Kirchentour – das heißt Schubert, Bach, Tschaikowski und Brams! Also die klassische Art in den Kirchen zu singen, mit einem kleinen Essemble, mit einem Gitarristen und einem Drei-Mann-Chor und natürlich einem Organisten. Das ist wieder eine schöne Sache, ist aber natürlich auch erneut etwas ganz anderes. Es wird nicht langweilig.
SP: Es klingt so, als wollen Sie das auch noch ein paar Jahre machen...
Heino: Ja, ich versuche das natürlich. Der liebe Gott bestimmt, wie lange ich das noch machen kann. Solange er mir meine Stimme noch so lässt wie sie ist, werde ich auch noch weiter singen.
SP: Da haben wir ja noch echt Freude mit Ihnen...
Heino: Ja, ich versuche mein Bestes.
SP: Wir haben bei SchlagerPlanet rund 360.000 Fans. Was haben Sie als „Message“ an unsere Leser und für SchlagerPlanet?
Heino: Ja, als „Message“ kann ich ihnen sagen: SchlagerPlanet ist eine neue Welle die raus kommt und das ist eine sehr gute Idee. Für mich ist es auch immer eine Art Trotzreaktion gewesen, in den 60ern. Das einzige was ich nur gehört habe, waren die Nachrichten – ich muss mal wieder anfangen in der Blütezeit des „Beats“ neue deutsche Lieder zu singen!
Man muss da jetzt dran bleiben und hart arbeiten, damit SchlagerPlanet sehr erfolgreich wird und ich gehe davon aus, dass das auch so kommt!
Junge Leute lieben deutschen Schlager, ältere Menschen lieben deutschen Schlager. Ich wünsche Ihnen viel viel Erfolg und alles Glück – immer dran bleiben!