Dorfrocker: über stille Helden und begrenzte Toleranz

Dorfrocker Interview: neues Album „Heimat-Land-Liebe“

Interview

Morgen erscheint das neue Dorfrocker Album „Heimat.Land.Liebe“. Im Interview mit SchlagerPlanet sprach das Trio über die neuen Songs und den abgesagten Auftritt beim „Wacken Open Air“.

Dorfrocker Interview SchlagerPlanet
Die Dorfrocker beim Interview mit SchlagerPlanet.

Dreierkonstellationen sind schon seit langem ein Erfolgskonzept der Unterhaltungsbranche. Das Frankenland bietet eine Party-Rock-Band, die zu dritt in unbändige Feirlaune versetzt: die Dorfrocker! Im letzten Jahr feierten die Brüder Philipp, Tobi und Markus ihr zehnjähriges Dorfrocker-Bestehen und noch immer sind die drei Männer fleißig, fleißig und nochmals fleißig. Morgen veröffentlichen sie bereits ihr achtes Album, mit dem Titel „Heimat. Land. Liebe“. Wir trafen die drei Musiker zum Interview.

Ungewöhnlich emotionale Klänge

Besonders beliebt sind die drei Brüder mit Songs wie „Tiefkühlpizza“ oder „Freibierotto“ auf Schlagerpartys. Doch befinden sich auf dem neuen Album Songs, die auch textlich mehr Tiefgang bieten. „Stille Helden“ ist beispielsweise poppiger, als die meisten anderen Dorfrocker Lieder und widmet sich den stillen Alltagshelden dieser Welt. Doch wer sind die persönlichen stillen Helden der drei Brüder? Sicherlich sind das vor allem auch unsere Eltern, die uns von frühester Kindheit an immer unterstützt haben. Die im Hintergrund auch viel tätig waren, gerade als wir noch Kinder waren. Unser Vater hat uns zu Auftritten gefahren, als wir noch zu jung waren und keinen Führerschein hatten. Oder unsere Mutter, die uns zum Musikunterricht in die Musikschule nach Bamberg gefahren hat. Das waren die ganzen Anfänge. Und nach wie vor sind unsere Eltern jetzt Fans. Das sind stillen Helden.“


Mit dem Song „So soll es bleiben“ ruft die Band zusätzlich noch etwas nostalgisch anmutende Klänge auf das sonst so partylaunige Album. Es hat den Anschein, als würde man mit dem Song einen wundervollen Moment in der Beziehung zu einem anderen Menschen einfangen und versiegeln wollen. Sich selbst sehen die drei Männer aus Kirchaich jedoch nicht unbedingt als nostalgisch an: „Nostalgisch ist vielleicht etwas zu extrem ausgedrückt, aber traditionell, traditionsbewusst. Vielleicht auch konservativ. Das bedeutet ja auch, Bewährtes zu bewahren – also etwas Gutes.“

„Wacken Open Air“: Toleranz mit Grenzen?

Für etwas gänzlich Neues und gleichzeitig Gutes hätten die Dorfrocker beinahe auf dem diesjährigen „Wacken Open Air“ sorgen können. Seit 1990 findet in der Gemeinde Wacken in Schleswig-Holstein das jährliche Heavy-Metal-Festival am ersten August-Wochenende statt. Im Dezember 2015 gab die Band auf ihrer Facebook-Seite bekannt, dass sie dieses Jahr auf dem Metal-Festival auftreten wird. Mit dieser Entscheidung eckte der Veranstalter jedoch bei einigen „Wacken“ Fans an und es wurde noch im Dezember eine Online-Petition gegen den Auftritt der Band ins Leben gerufen. Insgesamt unterstützten diese Petition 27 Menschen und der Veranstalter reagierte mit der Streichung der dreiköpfigen Combo aus dem Programm.

Über die erhaltene Absage zeigen sich Dorfrocker hauptsächlich erstaunt: „Wir waren nicht enttäuscht, aber sicher verwundert, weil wir die Heavy Metal Leute bisher immer als sehr tolerant empfunden haben, aber in dem Fall ist offensichtlich die Toleranz mit Grenzen verbunden gewesen. Es ist halt so wie es ist. Was wollen wir groß dazu sagen? Es war für uns eine Lehre. In jedem Fall war die Nummer, die da mit uns abgezogen wurde, objektiv betrachtet einfach nicht fair.“ Die Reaktion des Veranstalters auf eine Petition mit nur 27 Leuten können die Dorfrocker außerdem nicht nachvollziehen: „Wenn die Vereinbarung wegen einer Petition von nicht mal 30 Menschen von insgesamt 75.000 nichts mehr wert ist, dann ist das schade, zumal es für die paar Leute auch viele andere Bühnen in Wacken gibt, die sie hätten besuchen können während unseres Auftrittes. Aber nun herzugehen und rum zu jammern wäre in dem Moment auch nicht zielführend, da wir das ja eh nicht ändern können.“

Auf die Frage, ob sie an „Wacken“ teilnehmen würden, wenn man sie wieder fragen würde, antwortete die Band aus Unterfranken: „Wir sind nicht nachtragend. Es stellt sich aber zumindest die Frage, ob es Sinn macht, hier Vereinbarungen zu schließen, die hinterher möglicherweise wieder auf einmal nichts wert sind - wie soll man da planen?“

Viktoria Vokrri
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