„Herzilein, du musst nicht traurig sein“ – bei diesen Zeilen kann wohl nahezu jeder mitsingen. Sie sind die bekanntesten Pfundskerle der Republik: Die Wildecker Herzbuben. Die sympathischen Sänger Wolfgang Schwalm und Wilfried Gliem haben uns in der SchlagerPlanet-Redaktion besucht und uns Rede und Antwort gestanden. Lest hier im exklusiven Interview Wissenswertes über das aktuelle Album „Sommer, Sonne, Herzilein“, wie es ist ein Herzbube zu sein und was die beiden sonst noch so vorhaben.
Ausgezeichnet
Bei einer Versteigerung von Sony Music hat SchlagerPlanet zwei Awards von den Wildecker Herzbuben ersteigert. Beim Zusammentreffen haben die beiden Musiker nicht schlecht gestaunt.
Obwohl diese Auszeichnungen schon über 20 Jahre zurückliegen, können sich die beiden noch sehr gut an den Tag erinnern, an dem sie Doppelplatin in Deutschland verliehen bekamen.
„Ja, das ist schon etwas ganz Besonderes“, erinnerte sich Winfried im Interview. „Das alles kam nicht so überraschend, sondern es war zu beobachten. Die Million wurde erreicht und als wir auf der Feier in Berlin waren, gab es dann noch eine Überraschung, denn da war unser zweites Album 'Zwei Kerle wie wir' gerade herausgekommen und wir haben gleich am ersten Tag Gold dafür bekommen. Unglaublich – über 300.000 Platten sind gleich am ersten Tag verkauft worden.“
Wolfgang hat einen ganz besonderen Platz für seine Platten: „Die hängen bei mir die Treppe runter. Da ist der beste Platz. Und das steigert sich – unten hängt Gold und ganz oben hängt Doppelplatin. Und jeder, der die Treppe hinaufgeht, der kann sich dann unseren Weg des Erfolges anschauen.“
Das Phänomen „Herzilein“
Wenn man an die Wildecker Herzbuben denkt, dann fällt einem gleich das eine Lied ein: „Herzilein“. Dieser Titel bedeutet Wilfried und Wolfgang sehr viel.
„Das war auf jeden Fall ein Wendepunkt in unserem Leben. Das war zwar vorher auch schon stressig, weil wir neben unseren Hauptberufen noch Musik gemacht haben, mit einer Band, die sehr gut beschäftigt war. Also Druck und Stress kannten wir schon und trotzdem, als das mit 'Herzilein' kam, das war eine Dimension, die wir nicht geahnt haben“, erzählte uns Wilfried.
Mit diesem Erfolg hatten die Herzbuben nicht gerechnet. Auch Wolfgang erinnerte sich: „So etwas kann man nicht erahnen. Es kam auf uns zu und wir haben es so gut es geht verarbeitet.“
Natürlich wollten wir dann auch wissen, wie „Herzilein“ überhaupt zustande kam.
„Wir waren seit 1985 Begleitband von G.G. Anderson, das war damals noch zu DDR-Zeiten. Wir hatten gerade mit ihm eine DDR-Tournee gemacht, kamen zurück und drei Tage später kam er in das Lokal, in dem wir gerade waren, holte uns in sein Auto und dann hat er die Kassette reingeschoben, uns das Lied vorgespielt und gesagt: 'Das sollt ihr singen.' Er kam gerade von der Hansa, einer Plattenfirma, und meinte: 'Ihr bekommt auch einen Plattenvertrag, die Firma ist der Meinung, das gibt einen riesen Hit'. Anhand des Demos konnte sich keiner von uns vorstellen, dass das ein Hit werden würde.“ Und auch Wilfried entgegnete: „Wir haben das Potential nicht erkannt.“
Auf jeden Fall haben sich die zwei Herzbuben dazu entschlossen das Lied zu singen und der Rest ist, wie jeder weiß, Geschichte und Kult.
Das neue Album „Sommer, Sonne, Herzilein“
Das aktuelle Album der Wildecker Herzbuben hält auf jeden Fall was der Name verspricht.
„Es war einfach für die Herzbuben an der Zeit mal was Neues zu machen“, erzählte uns Wolfgang. Die Auswahl der Lieder haben die sympathischen Musiker nicht alleine getroffen: „Das wurde alles ohne uns besprochen. Und dann kam zum Schluss raus, wir covern alte deutsche Schlagerhits und ziehen diesen ein neues, modernes Kleid an und das ist dann letztlich dieses Album geworden. Auch die Titelauswahl trafen G.G. Anderson und Engelbert Simons und vielleicht noch der Chef von Telamo oder so.“
Aber zufrieden sind beide mit den Titeln allemal.
Deshalb sind auch viele Titel darauf enthalten, die potenzielle Lieblingslieder werden könnten. Vor allem Wilfried hat es aber einer besonders angetan:
„Mir gefällt 'Heut‘ geht’s uns gut'. Das hat so einen Dampf und das finde ich klasse. Wobei unsere Haupttitel werden wohl sein: 'Da sprach der alte Häuptling der Indianer' und 'Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu Strandbikini' – die sind ja auch toll. Den haben wir auch bei Florian Silbereisen in der Sendung gespielt.“
Besonders an dem Album „Sommer, Sonne, Herzilein“ ist: „Selbst junge Leute kennen diese Titel und das ist der Gedanke dabei – den Leuten, vertraute Melodien und vertraute Texte anzubieten, damit sie gleich mitsingen können, aber trotzdem moderne Rhythmen dabeihaben.“
Auch der Klassiker „Herzilein“ wurde in einer moderneren Version aufgenommen. Doch das Original gefällt ihnen eindeutig besser. Trotzdem: „Die neue ist eben die moderne Fassung davon. Es gibt ja mehrere Fassungen von 'Herzilein' – es gibt sogar eine Salsa-Version und auch eine Rock-Version“, erzählte Wolfgang.
Die Wildecker Herzbuben auf der Kinoleinwand
Richtig gelesen, die beiden Männer können nicht nur singen, sondern machen auch auf der Kinoleinwand eine gute Figur. So haben sie in der Komödie „Der Wixxer“ zwei Verbrecher gespielt. Natürlich wollten wir wissen, wie die Herzbuben dazu gekommen sind.
„Die haben uns das angeboten. Und da wir so etwas noch nicht gemacht haben, haben wir es angenommen“, so Wilfried.
Die Dreharbeiten haben aber alles andere als Spaß gemacht.
Wolfgang erinnerte sich: „Es war arschkalt. Das Ganze fand in Prag statt und es wurde in einer Art Mausoleum gedreht.“
Die Dreharbeiten an sich haben dann zum Glück nur einen Tag gedauert. „Aber wie oft die Szene gedreht worden ist, bis es dann endlich im Kasten war, das hat sich gezogen.“
Also werden sie lieber beim Singen bleiben, „aber wir machen auch gerne mal wieder sowas. Es gibt uns ja auch noch in einer anderen Form – als Zeichentrick. In dem Film 'Werner 5'.“
Wilfried ergänzte: „Dazu haben wir dann auch die Titelmelodie gesungen, als Walzer.“
Berühmte Verwandtschaft
„Jippie ja jeh Schweinebacke!“ – diesen Ausruf kennt man von keinem Geringeren als Hollywood-Schauspieler Bruce Willis. Und genau mit diesem ist die Frau von Wilfried verwandt – es ist die Großcousine. Auf die Frage hin, ob sie sich Schauspiel-Tipps von ihm geholt haben, antworteten die Herzbuben mit einem Schmunzeln: „Wir haben uns zwar mal getroffen, aber so weit ist es dann doch nicht gegangen.“
Unglaublicher Bekanntheitsgrad
98% der deutschen Bevölkerung kennt die Wildecker Herzbuben, da fragt man sich, wie es ist, mit einem so großen Bekanntheitsgrad umzugehen. Wolfgang meinte: „Das merkt man ja nicht“ und Wilfried fügte hinzu: „Das ist nur eine Zahl, die irgendjemand einmal ermittelt hat.“
Doch wenn man so bekannt ist, gibt es auch viele böse Stimmen und negative Schlagzeilen. Oft wird sich über die Wildecker Herzbuben lustig gemacht. Damit umzugehen ist teilweise recht schwer.
„Anfangs hat mich das verletzt als sowas kam. Die von der Plattenfirma haben zwar immer gesagt 'Scheiß egal, was sie über dich schreiben, Hauptsache sie schreiben über dich.' Aber dann kamen im Laufe der Zeit immer Sachen, über die wir uns geärgert haben. Es wurde viel Mist geschrieben, den auch kein Mensch glauben konnte. 'Die Wildecker Herzbuben essen zum Frühstück jeder 30 Eier und Kiloweise Wurst und Käse und zum Schluss noch vier Sahnetorten.' Sowas ist bescheuert und krank und da kann einem der Schreiber eigentlich nur Leid tun“, erzählte Wilfried SchlagerPlanet im Interview.
Dennoch ist es besser auf negative Schlagzeilen einfach nicht zu reagieren und einfach still zu sein, denn je mehr man dagegen vorgeht, desto breiter wird es in den Medien getreten. Die oberflächliche Medienbranche geht Wilfried buchstäblich „am A… vorbei“.
An Rente ist noch nicht zu denken
Ans Aufhören denken die Wildecker Herzbuben noch lange nicht.
Dazu Wolfgang: „A: Warum sollen wir aufhören? B: Wir machen im Herbst eine Tour zusammen mit Judith und Mel, mit Chris Andrews.“
Judith und Mel feiern ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum und mit dabei sind, neben den Herzbuben auch noch Jürgen Renfordt und Chris Andrews. Ein Ende ist also glücklicherweise nicht in Sicht. Und warum auch? „Die Musik macht doch einfach Spaß.“
Und wir hoffen, dass das auch lange Zeit noch so bleibt. Auch wenn die Wildecker Herzbuben mittlerweile etwas moderner geworden sind, so bleiben den Fans dennoch die traditionellen Herzbuben, mit den roten Westen, den weißen Hemden und dem Hut erhalten. „Das was wir jetzt machen ist eine zusätzliche Variante“, ergänzte Wilfried.
Zum Abschluss gab es noch liebe Grüße an all die Fans: „Wir sind überzeugt von unserem Album und wünschen allen, die das Album kaufen oder hören viel Freude beim Zuhören und beim Abtanzen.“
In diesem Sinne sagt SchlagerPlanet vielen Dank für das offene und herzliche Interview und wünscht den Wildecker Herzbuben für ihre Zukunft alles erdenklich Gute.