Drei Jahre mussten die Fans auf ein neues Album von Claudia Jung warten, am Freitag war es dann endlich soweit! Seit drei Tagen ist ihre neue Platte „Seitensprung“ erhältlich – ein Titel, der neugierig macht. Mit SchlagerPlanet sprach die Sängerin über ihre neue „tolle Musik“, ihre Sturm- und Drang-Zeit, peinliche Momente auf der Bühne sowie über das Geheimnis einer gut funktionierenden Ehe.
Der musikalische Seitensprung
Seit ein paar Tagen ist Claudia Jungs neues Album „Seitensprung“ erhältlich. Wer denkt, dass es sich hierbei um „just another Claudia Jung-Album“ handelt, der irrt, denn die Sängerin hat sich für ihre neue CD etwas ganz Besonderes ausgedacht: „Vielleicht etwas überraschend für die, die es vorher nicht gelesen haben: Es wurden keine neuen Songs extra für mich geschrieben, sondern sie wurden geklaut. (lacht) Nicht geklaut und nachgemacht, sondern ich hab mich einfach der Songs bedient, die mir mein Leben lang bisher sehr viel Freude bereitet haben und mit denen ich wundervolle Erinnerungen verbinde. Ich wollte schon immer mal ein Album mit internationalen Hits machen und alles auf Deutsch singen. Das habe ich mir jetzt einfach mal verwirklicht. Es sind nicht immer unbedingt Übersetzungen. Es sind die Kompositionen, die mir immer gefallen haben. In vielen Fällen natürlich auch die Texte und man versucht, sich da ein bisschen entlang zu hangeln. Man muss für sich entscheiden, ob man bei der Geschichte bleibt, dann ist es eine Übersetzung. Oder man macht eine neue Geschichte daraus, die gut zur Komposition passt und irgendwo dem Gefühl des Songs entspricht. Diese eigene Form der Interpretation ist schon eine Herausforderung, die uns viel Spaß gemacht hat.“
Für Claudia ist der jetzige Zeitpunkt genau der Richtige, um solch ein „absolut hörenswertes“ Album auf den Markt zu bringen: „Ich habe mir gedacht ‚wenn nicht jetzt, wann dann?‘. Ich bin jetzt 50 Jahre und habe mein 30-jähriges Bühnenjubiläum. Das ist doch ein ganz guter Anlass, um einen musikalischen Seitensprung zu wagen.“ Drei Jahre mussten die Fans auf ein neues Album warten – eine lange Zeit, doch das war „keine Absicht“: „Ich war ja vor drei Jahren noch im bayerischen Landtag und 2013 waren in Bayern Wahlen. Ein Wahlkampf beansprucht sehr viel Zeit und ich war der Meinung, ich schaffe es unmöglich, ein neues Album einzusingen, dafür Werbung zu machen und gleichzeitig Wahlkampf zu führen. Deswegen hatte ich vor, das neue Album zu meinem 50. Geburtstag herauszubringen, also letztes Jahr am 12. April. Das hat aber aus verschiedenen Gründen nicht geklappt. Man braucht für ein Coveralbum auch viele Freigaben und die lassen manchmal ganz schön lange auf sich warten. Als im Herbst die Freigaben immer noch nicht komplett waren, haben wir es wieder verschoben. Und jetzt mag ich nicht mehr warten. Und haben darum wir zwei andere Titel genommen.“
Herbert Grönemeyers Song in neuem Gewand
Auf „Seitensprung“ finden sich 13 Hits, einer davon trägt den Titel „Männer“ – eine neue Variante des bekannten Songs von Herbert Grönemeyer. Ein Lied, das Claudia Jung an ihre Jugend erinnert: „Das war so in meiner Sturm- und Drang-Zeit eines der ersten Lieder von Herbert. Wir waren damals auch noch bei der gleichen Schallplattenfirma. Es war nie wirklich meine Musik, weil es mir zu hart, grob und kantig war. Ich mochte immer lieber die großen Melodien. Aber dieser Titel hat mich schon immer irgendwie fasziniert und zum Schmunzeln gebracht, weil es eine kleine Persiflage auf die Männer ist. Und das passt auch ein bisschen in die Reihe der Songs, die ich zuletzt gemacht habe mit ‚Tausend Frauen‘ und ‚Göttergatte‘. Insofern war es eine gute Fortsetzung. Die Komposition und der Text sind absolut geblieben. Die Art und Weise der Umsetzung hat sich ein bisschen geändert. Es ist jetzt bisschen peppiger und einfach mehr Schlager. Und mit einem noch größeren Augenzwinkern.“
Soziales Engagement
Von Januar bis Februar war die Sängerin in Windhoek, Namibia. Dort trat sie im Rahmen der „Nacht des Deutschen Schlagers“ auf, ein Charity-Konzert zugunsten der Stiftung „FLY & HELP“, bei der neben Claudia Jung auch andere Schlagerstars ihre bekanntesten Hits zum Besten gaben. Ihr Kollege Jürgen Drews sagte aus Angst vor Ebola seinen Auftritt ab und blieb in Deutschland – ein Umstand, den Claudia Jung nicht verstehen kann: „Wenn ich wegen Ebola nicht nach Namibia fahre, darf ich auch nicht nach Norwegen, wenn in Italien die Grippe ausgebrochen ist. Vielleicht hat das bei Jürgen Drews auch einen anderen Grund gehabt. Wir hatten alle keine Angst. Ob Roberto Blanco, Michael Holm oder Mary Roos. Wir hatten alle wahnsinnig viel Spaß und ich glaube, in Namibia musst du vor vielen Dingen Angst haben, aber sicher nicht vor Ebola.“
Die freie Zeit haben die Künstler genutzt und sich die Umgebung genau angesehen. Für alle war die Reise nach Windhoek ein voller Erfolg: „Wir haben viel entdeckt und Ausflüge gemacht. Wir haben auch eine Schule besucht, denn wir waren ja für einen guten Zweck dort. Es fanden zwei Schlagernächte statt, also zwei Konzerte. Das Geld wurde genutzt, um vier Schulen zu bauen. Unter anderem zwei in Namibia und eine in Ruanda. Auf jeden Fall ein großer Erfolg, wenn man mit zwei Konzerten vier Schulen bauen kann. Aber natürlich kostet dies dort unten nicht so viel Geld wie bei uns. Es sind schon ganz andere Preise, die da ausgerufen werden. Schön war für uns alle, zu sehen, wie die vielen deutschstämmigen, die in Namibia bereits in vierter, fünfter Generation leben, uns empfangen haben. Die Menschen haben bereits über das Fernsehen – sie empfangen ja ARD, ZDF und RTL – viel von der deutschen Musik mitbekommen, haben aber keinen Zugang zu den CDs und noch weniger zu den deutschen Künstlern. Deswegen waren sie regelrecht außer Rand und Band, es war fast wie Oktoberfest.“
Bereits seit vielen Jahren liegt Claudia Jung das Wohl anderer Menschen am Herzen. Sie ist Mitbegründerin der „Paulihoffreunde – Kinderhilfe e.V.“ und seit sieben Jahren Schirmherrin des Projektes: „Ich unterstütze das Projekt deswegen, weil es bei mir in der Nähe ist und es mich schon immer fasziniert hat, wie man mit tiergestützter Therapie Menschen helfen und viel Freude im Leben schenken kann.“
Hartnäckigkeit und der Weg nach „ganz oben“
Auf ihrer Homepage schreibt Claudia Jung, sie sei ein „typischer Widder“ – dickköpfig und wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, marschiert sie direkt darauf zu. Eine Eigenschaft, die die Sängerin ihr Leben lang begleitet: „Ich setze mir immer irgendetwas in den Kopf. Das ist ja nicht negativ gemeint, wenn man ein bisschen dickköpfig ist.“
Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist die Sängerin erfolgreich im Schlagergeschäft – doch „ganz oben“ ist sie ihrer Meinung nach nicht: „Ich glaube, ‚ganz oben‘ gibt es nicht. Wichtig ist immer, das Ziel vor Augen zu haben, das man sich steckt. Man sagt ja immer ‚der Weg ist das Ziel‘. Immer nach vorne schauen, nicht in der Vergangenheit verweilen. Es gibt ja immer diese Aufs und Abs und es ist wichtig, immer nach vorne zu schauen und das Beste aus der Situation zu machen und die Feste zu feiern, wie sie kommen.“
Träume und Wünsche, die Claudia Jung sich unbedingt erfüllen möchte, hat sie nicht – sie ist zufrieden mit dem, was sie hat: „Das ist nicht nur als Künstler gemeint, sondern auch als Mensch. Ich habe viel erreicht und mir damals nicht träumen lassen, dass ich 30 Jahre später immer noch da stehe, einen Plattenvertrag habe und Alben mache. Das ist wie ein Geschenk und das größte Geschenk ist eigentlich, dass ich einen Beruf habe, der genaugenommen mein Hobby ist. Etwas Schöneres kann es ja gar nicht geben. Auch, wenn dann im Privaten ebenso alles stimmt und man zufrieden ist. Menschen fällt es schwer, mit Dingen zufrieden zu sein.“
Claudia Jung ist glücklich und mit ihrem Leben zufrieden. Dies liegt auch an den kleinen Dingen, die sie erfreuen: „Mich macht es im Alltag glücklich, wenn Menschen froh gelaunt sind. Wenn man irgendwo reinkommt und das Gegenüber hat ein Lächeln auf dem Gesicht, ist das viel schöner, als so ein Muffel. Morgenmuffel machen mich zum Beispiel wahnsinnig.“
Große Ereignisse und peinliche Momente
Wer so lange erfolgreich in der Branche tätig ist, erinnert sich gerne an die großen Highlights der Karriere zurück. Für Claudia Jung sind es diese Augenblicke, die sie nicht vergisst: „Es gibt ganz viele tolle Momente, an die ich mich gerne erinnere. Das sind nicht einmal Gold- und Platinverleihungen oder Preise wie der ‚ECHO‘ oder die ‚Goldene Stimmgabel‘. Das sind eigentlich so ganz persönliche Momente nach Konzerten, wenn man noch im Foyer sitzt, Autogramme schreibt und Fotos mit den Fans macht. Also einfach den Kontakt und die Emotionen aufsaugen, die die Menschen mit nach Hause nehmen.“
Bei hunderten von Konzerten im Jahr läuft nicht immer alles glatt. Doch für die Sängerin ist das kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken: „Mir passiert immer etwas Peinliches auf der Bühne. Bei meiner ersten Konzertreise kam ich beim ersten Song die Treppe runter und zack, ist mir der Absatz abgebrochen. Als Künstler am Anfang seiner Karriere sagt man, ‚das ist was ganz furchtbares‘. Mit der Zeit merkt man aber, dass es nichts Größeres gibt als solche Momente, denn das schlägt sofort Brücken zum Publikum. Die haben was zu lachen, die amüsieren sich und man lernt mit der Zeit, mit solchen Situationen umzugehen. Dadurch hat man innerhalb kürzester Zeit das Eis gebrochen.“
Kollegialität als wichtiger Wert
Viele Künstler werden von anderen Größen der Musikindustrie inspiriert. Andere wiederum schauen zu großen Künstlern auf. Für Sängerin Claudia Jung sind alle Menschen gleich: „Es gibt Kollegen, die ich achte, aber warum sollte ich zu denen aufsehen? Es sind alles nur Menschen. Ob sie schauspielern, ob sie singen oder Papst oder Bundeskanzler sind: Alles Menschen mit ihren Schwächen und Fehlern und als solche sollte man sie respektieren.“
Sie achtet ihre Kollegen aber nicht aufgrund ihres Erfolges, sondern wegen einer Eigenschaft, die heutzutage sehr wichtig ist: „Am meisten achte ich Kollegen einfach für ihre Kollegialität. Das ist auch nicht selbstverständlich in diesem Business. Dass man nicht nur auf sich schaut, sondern auch auf andere. Heutzutage hat man das Gefühl, dass eine gewisse Empathie, Kollegialität und Rücksicht ein bisschen abhanden gekommen sind. Sowas finde ich persönlich immer schade.“
Abendlicher Luxus
Die Zeit ist ein hohes Gut, für Künstler wie Claudia Jung ist sie Mangelware. Großer Luxus sind für die Sängerin daher entspannte Abende mit ihrer Familie, die sie so verbringt: „Ein gemütliches Abendessen mit der Familie vielleicht. Mit einem guten Glas Wein. Oder auf der Couch, Füße hoch und dazu ‚Tagesthemen‘ oder ‚Tatort‘ schauen. Sonntagabends bin ich meistens Zuhause und deswegen ist der ‚Tatort‘ schon so eine Größe. ‚Tagesthemen‘ nur deshalb allein schon, weil ich vorher einfach nicht vor den Fernseher komme. Und selbst das schaffe ich oft nur zur Hälfte, weil ich immer mittendrin einschlafe.“
Zahlreiche Kollegen waren bereits Teil von TV-Formaten wie „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“. Für Claudia Jung eine Show, die für sie niemals in Frage kommen würde: „Nein! Ganz sicher nicht der Dschungel. So schlecht kann es mir gar nicht gehen, dass ich da lande. Oder sie müssten verdammt viel zahlen, aber so viel Geld haben sie nicht. Geld allein macht ja letztendlich nicht glücklich. Sowas ist eine Einstellungssache. So etwas wäre nichts für mich. Schon allein, weil ich Vegetarier bin.“
Das Geheimnis einer guten Ehe
Seit mehr als 15 Jahren ist Claudia Jung glücklich mit dem Musikproduzenten Hans Singer verheiratet. Für sie liegt das Geheimnis einer gut funktionierenden Ehe auf der Hand: „Möglichst wenig Zuhause sein. (lacht) Wenn man 22 Jahre zusammen lebt und einer immer wenig Zuhause ist, schrumpft die Zeit, die man gemeinsam verbracht hat, auf ein Minimum. Und man verlernt nicht, sich gegenseitig zu vermissen und freut sich wieder auf das Miteinander. Anders vielleicht, wenn man rund um die Uhr Zeit miteinander verbringt.“
Bedeutet das, dass viele Ehen ausschließlich daran scheitern, dass die Eheleute zu viel Zeit miteinander verbringen? So hart möchte Claudia Jung es nicht formulieren: „Viele Ehen scheitern deswegen, weil man keine gemeinsamen Interessen oder Freunde hat. Oder weil man mit der Zeit, die man miteinander verbringt, nichts Sinnvolles anzufangen weiß.“
Liebe geht bekanntlich durch den Magen – auch bei Familie Jung. Für ihren Mann steht die Sängerin gerne am Herd, doch eine Speise ist hier strengstens verboten: „ Ich koche alles Mögliche. Hauptsächlich vegetarisch, wobei wir auch gelegentlich Fisch essen. Aber er isst eigentlich fast alles, was ich koche. Außer Grünkohl. In meiner Kindheit habe ich Zuhause im Winter immer viel Grünkohl gegessen und das liebe ich. Aber in Bayern brauche ich das nicht auf den Tisch zu stellen.“