Dr. Rainer Bach, der ehemalige Pedal Steel Guitarrist der Countryband „Truck Stop“ hatte vor 1972 ursprünglich andere Pläne. Er wollte Zahnarzt werden, entschied sich mit dem Beginn des Studiums jedoch auch noch für die Countrymusik, die sein Leben bestimmen sollte.
Längere Zeit war es ruhig um den Sänger und Gitarristen der Hamburger Band, doch jetzt ist er wieder da. Mittlerweile gibt es schon vier neue Songs des Mannes mit der einzigartigen Stimme und demnächst wird man noch mehr von ihm hören. Sein neuer Titel heißt „Allerbester Freund“.
SchlagerPlanet hat sich den Song und die Karriere von Rainer Bach einmal genauer angesehen und dem Zahnmediziner und Vollblutmusiker ein wenig auf den Zahn gefühlt. Lest hier das Neueste zum Ex-Gitarristen der Band „Truck Stop“, Rainer Bach!
Rainer Bach – Seine Zeit bei „Truck Stop“
Die deutsche Country-Band „Truck Stop“ wurde 1973 in Hamburg von Günter „Cisco“ Berndt, Burkhard „Lucius“ Reichling, Erich Doll, Wolfgang „Teddy“ Ibing und Rainer Bach gegründet. Der Name stammt aus dem Englischen, wo er „LKW-Rastplatz“ bedeutet. Naheliegend, dass der Bandname somit auch beliebter Inhalt von vielen Trucker-Songs ist.
Zunächst spielte die Band englischsprachigen Country, Rock’n’Roll und Blues. Nach vier CD-Veröffentlichungen folgte ein Stilwechsel. Von nun an sangen sie auf Deutsch und bewegten sich ausschließlich im Bereich Countrymusik. Der Maschener Produzent Joe Menke und der Tonmeister Volker Heintzen waren für den dauerhaften Erfolg der Band mitverantwortlich. Im Oktober 1977 erschien die LP „Zuhause“, die erste vollkommen deutschsprachige Platte der Band. Sie verkaufte sich 150.000 Mal und war damit der erste wirkliche Erfolg der Gruppe.
Der erste Single-Hit wurde „Die Frau mit dem Gurt“ im September 1977, welche immerhin den Rang 27 der deutschen Hitparade erreichte. Nach einigen Änderungen in der Bandbesetzung und weiteren Alben bekam „Truck Stop“ für den Song „Ich möchte so gern Dave Dudley hör’n“ ihre erste Goldene Schallplatte.
Am 17. März 1979 - inzwischen war auch Uwe Lost als Bassist in die Band eingetreten - nahm „Truck Stop“ mit „Take it easy altes Haus“ am deutschen Vorentscheid des Eurovision Song Contest teil. Sie erreichten Platz 2.
Rainer Bach war als Komponist der beiden erfolgreichsten Lieder der Band und durch seine Stimme ein wichtiges Mitglied, doch verließ er die Gruppe im Dezember 1983 schweren Herzens, weil die Patienten mehr Präsenz forderten. Trotz einiger weiterer personeller Veränderungen, Lucius Reichling verstarb 2012, existiert „Truck Stop“ bis heute. Die Band lieferte u.a. den Titelsong zur Fernsehserie „Großstadtrevier“ und unterstützten musikalisch den bekannten Titel „Maschen-Draht-Zaun“ von Stefan Raab.
Rainer Bach: „Allerbester Freund“ ist sein neuer Titel
Zuerst glaubt man, es handele sich um den guten Kumpel aus Schulzeiten, der hier als „Allerbester Freund“ bezeichnet und besungen wird. Man geht durch dick und dünn, kann sich blind vertrauen und lacht gemeinsam. Doch dann heißt es im Refrain „Mein allerbester Freund ist meine Frau“.
Das ist doch eine inhaltliche Wende! Eine Person an seiner Seite zu haben, die einen liebt mit allen Fehlern und in die man selbst vernarrt ist, ist das eine. Aber einen Partner zu haben, der zusätzlich aus dem gleichen Holz geschnitzt ist, wie man selbst, jemanden mit dem man Pferde stehlen kann, das ist wohl die schönste Vorstellung einer Partnerschaft.
Rainer Bach beschreibt in seinem Song „Allerbester Freund“ eben gerade diese Traumbeziehung. Es ist eine harmonische Melodie, die zum Refrain hin durch Schlagzeugeinlagen über das ganze Set eine Steigerung erfährt und somit dem Lied Spannung und Stärke verleiht.
Natürlich lässt die gewohnte Stimme von Rainer Bach auch in seiner Solo-Nummer Erinnerungen an die Trucker-Lieder alter Zeiten aufkommen, doch lässt sich „Allerbester Freund“ nur bedingt in eine Reihe mit den „Truck Stop“-Songs stellen. Den Titel könnte man sich sehr wohl auf der Autobahn in einem LKW vorstellen, wenn der Fahrer in Gedanken an seine daheimgebliebene Geliebte schwelgt, allerdings fehlt der Country-Style im Lied.
Rainer Bach hat sich neu erfunden. Er knüpft zwar an alte Zeiten an und viele seiner früheren Fans werden auch wieder den Weg zu seiner Musik finden, doch Rainer Bachs Schritt zum Solo-Projekt ist kein musikalisches Revival von „Truck Stop“ als Ein-Mann-Band.
Rainer Bach Interview
SchlagerPlanet: Seit wann machst Du Musik?
Rainer Bach: Musik mache ich seit 1954. Zu dieser Zeit nahm ich erste Klavierstunden, dann, im April 1963 kamen die Beatles. Ab dem Zeitpunkt begann ich sofort mit Gitarrenstunden auf einer Wandergitarre für 70 DM.
Dann folgte die Gründung der Schüler-Beatband „The Misfits“ in Bielefeld, zusammen mit Schulkameraden des Ratsgymnasiums in Bielefeld. Die Band hatte Erfolg, bis zu 1.000 Gäste hatten wir am Wochenende. Doch nach dem Abi 1967 kam es zum vorläufigen Ende der Gruppe.
Es folgten einige Jahre Marinezeit in Norddeutschland, auch auf der auch „Gorch Fock“. 1968 habe ich dort den Chor auf der „Gorch Fock“ geleitet. Da haben wir vor allem Seefahrerlieder gesungen.
Im Herbst 1972 habe ich dann mit meinen Bandkollegen die Countrygruppe „Truck Stop“ gegründet. Die ersten deutschen Erfolge hatten wir mit „Ich möchte so gern Dave Dudley hörn“ im Jahr 1978. Diesen Titel habe ich komponiert und auch gesungen. Nachfolgend gab es den Hit „Der wilde wilde Westen fängt gleich hinter Hamburg an“. Auch das ist mein Titel. Ich habe ihn zusammen mit Erich Doll komponiert und lieh ihm meine Stimme.
Mit deutscher Countrymusik nahmen wir eine Vorreiterposition in Europa ein. Heute gibt es neue Songs, die aber eher im Countrypop anzusiedeln sind. Sie sind ein wenig nachdenklicher, mit der Idee, auch die erwachsenen Hörer zu erreichen.
SP: Wenn Du Dich selbst beschreiben solltest, wie würde das aussehen?
RB: Ich bin ein charismatischer, sehr fröhlicher, sportlicher und offener Mensch, der sich auf jeden neuen Tag freut und sich überraschen lässt. Ich habe die Vision, dass es genügend Menschen gibt, die sich an meine Stimme erinnern und sich auf neue Musik von mir freuen.
SP: Auf welchen Moment oder Erfolg Deiner Karriere bist Du besonders stolz?
RB: Stolz bin ich auf die Songs „Dave Dudley“ und „Wilder Westen“ mit denen wir große Erfolge in den Hitparaden feiern konnten.
SP: Gibt es andere Musiker oder Sänger, die Dich inspirieren?
RB: Inspiriert hat mich Dave Dudley mit seiner Art zu singen, Merle Haggard, Garth Brooks und George Jones.
SP: Mit welchem Künstler würdest Du gerne einmal gemeinsam auftreten oder eine Platte produzieren?
RB: Gemeinsam auftreten würde ich gern noch einmal mit Peter Maffay, Marius Müller Westernhagen, Reinhard Mey oder gern auch mit Alan Jackson.
SP: Was steht bei Dir dieses Jahr noch auf dem Plan?
RB: In diesem Jahr möchte ich versuchen, mit meinen neu aufgenommenen Titeln möglichst viele Menschen zu erreichen, die meine Musik mögen. Dafür sind die Hörproben gedacht. Auftritte gibt es bislang keine. Aber ich würde gern auf einem geeigneten Festival meine Songs vorstellen.