Ein Hoch auf den deutschen Schlager

„Tag der deutschen Sprache“: Schlager auf Erfolgskurs

Sprachlicher Gedenktag

Wir lieben unser Land – und unsere schöne deutsche Sprache. Ganz besonders gerne hören wir deutsche Lieder, die wir verstehen und mitsingen können. Der Schlager ist beliebt wie nie und stetig auf Erfolgskurs. Ein Hoch auf unsere Sprache!

Schlagermusik
Der Schlager ist beliebt wie nie und stetig auf Erfolgskurs.

Deutscher Schlager, du Phänomen! Schleichst Dich in unsere Köpfe und setzt Dich mit textlicher Brillanz dort fest. Du kriechst durch unsere Ohren und lässt unseren Körper vibrieren, wenn wir deinen Rhythmus fühlen. Und bist Du erst einmal drin, willst Du nicht mehr so schnell raus. Ohrwurm nennt sich diese musikalische Krankheit, die uns in den Wahnsinn treibt - aber doch auch so schön ist.

Der deutsche Schlager ist beliebt wie nie und stetig auf Erfolgskurs. Während er vor Jahrzehnten noch ausschließlich von Großelterngenerationen gehört und von der Jugend verhöhnt wurde, laufen die heutigen Schlagerhits von Helene Fischer und Co. im Radio rauf und runter, werden heruntergeladen und halten sich kontinuierlich in den Charts. Wie kann das sein?

Über die Hälfte der Deutschen mag den Schlager

Nehmen wir mal das Beispiel der Andrea Berg: Sie hält sich seit einem Jahrzehnt in den Bestenlisten und war mit ihren Hits bislang über 700 Wochen in den Top 100 vertreten. Knapp dahinter liegt Helene Fischer, dann erst kommen Superstars wie zum Beispiel Robbie Williams. Zugleich ergab eine Studie des Meinungsforschungsinstituts YouGov, dass 55 Prozent der Befragten mit dem Schlager sympathisieren. Vor allem die Generation 55 Plus hört die deutschen Lieder gerne (77 Prozent), dagegen kommt die Musik bei den 18-24-Jährigen nicht so gut an (29 Prozent).

Wie entstand das Phänomen Schlager und warum war das Genre einst gar nicht so beliebt? Das ist wohl eine der spannendsten Fragen. Antwort darauf kann ein Experte geben: „Zunächst war ein Schlager einfach ein erfolgreiches Lied, das auf Deutsch gesungen wurde“, erklärt der Schlagerfachmann Ingo Grabowsky gegenüber der „Huffington Post“. „Der Name kommt aus der Wirtschaftssprache und stand für ein Produkt, das eingeschlagen hat.“

Motto der 50er Jahre: Wir lieben Schlager!

Der deutsche Schlager, wie wir ihn kennen, existiert seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In den 50er und 60er Jahren, als sich das deutsche Wirtschaftswunder bemerkbar machte, hatten nicht nur Seemannsballaden und freiheitsliebende Texte Hochkonjunktur, sondern auch der Schlager. Die Deutschen standen zu ihrer Sprache und zu ihrer Musik.

Dann kamen die wilden 68er und es war vorbei mit der Schlager-Liebelei: „Der Studentenbewegung 1968 war plötzlich alles suspekt, was von den Altvorderen kam“, so der Fachmann gegenüber der Zeitung. „Schlager verbanden sie mit Alt-Nazis und bürgerlichem Mief. Sie warfen ihm vor, unpolitisch zu sein.“

Die Geburtsstunde des Deutsch-Pop

So kam es also, dass der deutsche Schlager eine Namensänderung durchlebte, die von jüngeren Generationen angenommen wurden: Der Deutsch-Pop wurde geboren, es war das neue Genre der Zeit! Und der Schlager hat sich gehalten, genauso wie der Alibiname. Wer also keinen Schlager hört, der hört wohl auch heute noch die poppigere Namensversion.

Mittlerweile ist der deutsche Schlager nicht nur in den Charts, sondern auch in sämtlichen Bierzelten, bei Volksfesten und auf den Tanzflächen vertreten. Er schleicht sich in unser Leben, so schnell, dass wir gar nicht mehr protestieren können. Und sind wir doch mal ehrlich: So schlecht ist er doch gar nicht - der gute alte deutsche Schlager, oh Verzeihung, der Deutsch-Pop!

Erfolgsgeheimnis des deutschen Schlagers

Wie schafft es ein Genre, das einst den Stempel „veraltet“ trug, heute wieder aufzuleben? Was macht den deutschen Schlager so erfolgreich? Sind es die Künstler, sind es die Texte?

Mit Sicherheit sind es beide. Die Schlagersternchen von heute sind moderner geworden, ihre Hits tanzbarer und ihre Sounds fetziger. Denn der Schlager ist ein formbares Phänomen, das sich seiner Zeit anpasst: Eine Helene Fischer will jeder Mann, ein Andreas Gabalier erobert Frauenherzen – aber Äußerlichkeiten können doch nicht alles sein? War doch ein Wolfgang Petry in den 80er Jahren mit seiner Lockenmähne dem Zeitgeschmack entsprechend ähnlich angepasst wie die Schlagersternchen heute.

Nein, es ist wohl eher die Einstellung der Menschen, für ihre Stars und ihre Sprache zu schwärmen. Wer früher Schlagermusik hörte war entweder im Rentenalter oder er tat es heimlich. Doch vorbei sind die Zeiten des Versteckspielens. Heute leben wir unsere Musik und lieben sie. Wir sind extrovertierter geworden. Und entspannter. Wir wollen lauthals mitsingen, in einer Sprache, die wir verstehen und die wir sprechen anstatt englisches Wirr-Warr zu brummen und nur zu summen.

Und was das Phänomen Helene Fischer betrifft, ist es wohl die einzigartige Kombination aus Können und Show, die diese Frau ausmachen: Sie „hat einfach Talent“, sagt Grabowsky gegenüber der „Huffington Post“. „Sie kann singen, sich bewegen, macht eine großartige Bühnenshow.“ Kurzum: Helene Fischer hat wohl das, was man Gesamtpaket nennt.

Wir gedenken unserer Sprache

Wir Deutschen feiern gerne und pflegen penibel jeden Gedenktag. So ist es also kein Wunder, dass auch der deutschen Sprache gedacht wird – nämlich am „Tag der deutschen Sprache“. So nennt sich das Ehrenfest, das alljährlich am zweiten Samstag im September zelebriert wird. Ins Leben gerufen wurde der Tag im Jahr 2001 vom Verein Deutsche Sprache e.V.. Mit diesem Erinnerungstag versucht der Verein, „ein Sprachbewusstsein zu schaffen“. Außerdem soll bezweckt werden, „den unkritischen Gebrauch von Fremdwörtern, insbesondere die Sucht, überflüssige englische Ausdrücke zu benutzen, den Englisch- und Denglischwahn“, zu reduzieren, heißt es laut Verein.

Der Aktionstag fällt in diesem Jahr auf den 12. September. Er wird deutschlandweit gefeiert und lädt alle Sprachfreunde dazu ein, den „Sinn für die Schönheit und Ausdruckskraft der deutschen Sprache“ zu erkennen, zu fördern und „gutes und verständliches Deutsch in Wort und Schrift zu gebrauchen“, so die Institution. Ziel ist es, „einmal im Jahr zum Nachdenken sowie zum persönlichen und öffentlichen Meinungsaustausch über die deutsche Sprache“ nachzudenken.

Na dann: Ein Hoch auf die deutsche Sprache, ihren guten, alten Schlager und der modernen Deutsch-Pop-Version!

Stephanie Hirschvogl
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