Für viele ist der „Eurovision Song Contest“ ein Wettbewerb, bei dem man kaum eine Prognose wagen kann, wer gewinnen wird. Doch ist es wirklich so unberechenbar, was zum Erfolg im europäischen Musikwettstreit führt? SchlagerPlanet hat sich die Gewinner der letzten Jahrzehnte genauer angeschaut und ist dabei auf interessante Parallelen gestoßen.
Ausbaufähiges Englisch
Es gibt zum Beispiel viele Titel mit Botschaft, die in nicht ganz lupenreinem Englisch verfasst wurden. Ralph Siegel schickte in diesem Jahr vermutlich zum letzten Mal einen Song ins Rennen für den deutschen Startplatz beim „ESC“. Mit der Sängerin Laura Pinski und dem Titel „Under the sun we are one“ hatte das Duo beim deutschen Vorentscheid zwar keinen Erfolg, aber der Titel hätte Potential gehabt. 2003 schaffte Sertab Erener es den Sieg für die Türkei mit „Everyway that i can“ zu holen. Ebenso Katrina & The Waves, die mit „Love shine a light“ 1997 für Großbritannien siegreich war. Auch die Schwedin Charlotte Perrelli konnte sich mit dem Song „Take me to your heaven“ 1999 durchsetzen. Einfaches Englisch, aber offenbar effektiv.
Bring dein Instrument mit
Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg kann es sein, wenn der Künstler auf der Bühne selbst zum Instrument greift. Das klappte bereits 1982 für Nicole, die mit ihrer Gitarre den ersten Sieg für Deutschland holte und mit „Ein bisschen Frieden“ das Publikum begeisterte. Für Dänemark ging diese Rechnung 2000 auf, als „The Olsen Brothers“ mit Gitarre kamen und mit der Siegertrophäe gingen. Auch Alexander Rybak aus Norwegen zeigte 2009 mit seiner Geige, dass selber spielen ein Garant für viele Punkte ist und sogar den Sieg bedeuten kann.
Shake your booty
Von „simple but classy“ bis hin zu schwindelerregend schwierig – so sahen die Choreografien der Gewinner seit Anfang der 80er Jahre aus. Ob nur ein dezentes rhythmisches Wippen von rechts nach links wie bei Caroline aus Schweden 1991, sexy Bauchtanz bei Sertab Erener im Jahr 2003 oder Loreens an Ausdruckstanz erinnernde Performance 2012 – Hauptsache es ist Bewegung auf der Bühne, dann hat man gute Chancen auf den Sieg.
Sei du selbst
Manchmal ist weniger mehr – so könnte man das Erfolgsrezept von Alexander Rybak aus Norwegen 2009 und Lena Meyer-Landrut nennen. Zwar beeindruckte der Norweger auch mit seinen Geigenkünsten, wirkte dennoch authentisch und wie der sympathische Junge von nebenan. Ebenso Lena, die 2010 mit ausgefallener englischer Aussprache, herrlich normalen Tanzmoves und ihrer aufgeweckten Art das Publikum verzauberte. Keine aufwändige Bühnenshow kann vom eigentlichen Können des Künstlers ablenken, was manchmal eben auch zum Erfolg führt.
Eine aufwändige Bühnenshow
Feuer, Feuer, Feuer – so könnte das Motto von Ruslana aus der Ukraine gelautet haben. 2004 schaffte sie nur mit Fellfetzen bekleidet und umrankt von Feuer den Sieg. Auch die finnischen Hard-Rocker Lordi stellten mit ihren aufwändigen Kostümen und einem spektakulären Auftritt 2006 die Konkurrenz in den Schatten. Auch weniger flammenreiche Inszenierungen konnten Überzeugen. Im letzten Jahr schaffte es der Schwede Måns Zelmerlöw mit seiner auf die im Hintergrund laufenden Animationen abgestimmte Performance zum Sieg.
Trag Weiß
Der Mensch ist bekanntlich ein Wesen, das auf optische Reize ausgelegt ist. Mehrere Künstler vertrauten da besonders auf eine Farbe: Weiß! Ob Russland 2008, Céline Dion für die Schweiz 1988 oder Aserbaidschan 2011 – alle trugen weiß. Der ungekrönte König des weißen Outfits ist Johnny Logan, der für Irland gleich zweimal erfolgreich war. 1980 und 1987 präsentierte er sein Markenzeichen: der Komplettlook in Weiß. Der Ratschlag an die diesjährigen Teilnehmer lautet daher: Wenn du unsicher wegen deines Bühnenoutfits bist, dann trag am besten weiß.
Mit einer Ballade zum Sieg
Irland sind die Könige der Ballade und legten mit dieser Strategie eine beeindruckende Erfolgsserie von 1992 bis 1994 hin. Auch 1980 und 1987 konnte Johnny Logan mit seiner ruhigen und gefühlvollen Songauswahl überzeugen. Aber auch Conchita Wurst konnte 2014 mit ihrer Ballade wie ein Phoenix aus der relativen Unbekanntheit zum „ESC“-Sieg aufsteigen.