Der Musikmarkt in der ehemaligen DDR war ein ganz eigener: Geprägt durch ein hervorragende musikalische Ausbildung, aber vor allem auch durch Zensur, strikte Regeln, Auftrittsverbote und staatliche Regulierung. Westkünstler konnten größtenteils nur heimlich und illegal gehört werden. So existieren heute in den ostdeutschen Bundesländern zahlreiche Schlagersängerinnen und -sänger, die im Westen der Bundesrepublik deutlich unbekannter sind. Direkt nach der Wende verloren viele dieser Stars auch im Osten zunächst an Strahlkraft. Die alten Fans wollten nun zunächst all das hören, was bis zum Mauerfall noch verboten war. So zerbrachen viele Karrieren. Außerdem übernahmen Anbieter aus dem Westen die ostdeutschen Rundfunksender. Die Musikauswahl passte sich zügig an, Westkünstler und internationale Hits dominierten nun das Programm. Einige der Schlagerstars überbrückten die anfängliche Durststrecke und halten sich bis heute in den Medien und Hitparaden.
Ute Freudenberg: Neue Erfolswelle mit Christian Lais
Ute Freudenberg ist das gelungen, was nur wenige Schlagerstars des Ostens geschafft haben: Sie hat knapp 20 Jahre nach der Wiedervereinigung noch einmal richtig die Charts gestürmt. Gemeinsam mit Gesangspartner Christian Lais hat sie für das Album „Ungeteilt“ eine Goldene Schallplatte erhalten. Die Single „Auf den Dächern von Berlin“ der beiden Schlagerstars belegte 2011 nicht nur Platz eins der deutschen Radio Schlager Charts, sondern kletterte auch in den Media Control Charts bis auf Platz 25. Auch mit dem folgenden Album „Spuren von uns“ (Platz 13) erzielte das Duo 2013 Erfolge. Auch speziell im Osten hat die Schlagersängerin weiterhin viele Fans: Für die Leser der „SUPERillu“, der „SuperTV“ sowie für die Zuschauer des MDR ist „Jugendliebe“ der größte DDR-Hit aller Zeiten.
Inka Bause: Vom Schlagersternchen zum TV-Star
Inka Bauses Karriere startete erst wenige Jahre vor dem Mauerfall. Sie war eine der größten Nachwuchshoffnungen des Ostschlagers. „Spielverderber“ hieß ihr erster Hit. Nach der Wiedervereinigung blieben ihr solche Erfolge jedoch zunächst verwehrt. Stattdessen brachte sie ihre Karriere als Modertorin und Schauspielerin voran. Ein Plattenvertrag bei Jack White gab dann nochmal einen entscheidenden Schub um die Jahrtausendwende: „Florian“ machte sie zum gern gesehenen Gast in TV-Musiksendungen. MDR 1 Radio Sachsen wählte den Song sogar zum Sommerhit 2001. Dem gesamtdeutschen Publikum wurde Inka Bause allerdings vor allem durch die Moderation der beliebten TV-Sendung „Bauer sucht Frau“ ein Begriff. Die Sendung war ihr großer Durchbruch im wiedervereinten Deutschland. In der Folge übernahm sie weitere Sendungen, wie beispielsweise „Die 100.000 Mark Show“. Bis heute moderiert sie im ZDF, MDR und bei RTL. Seit wenigen Monaten hat sie einen weiteren Job: Neben Dieter Bohlen und Bruce Darnell sitzt Inka Bause in der Jury von „Das Supertalent“.
Veronika Fischer: Im Osten noch immer beliebt
Veronika Fischer gehörte in der DDR zu den bedeutendsten Sängerinnen. Vor allem zwischen 1975 und 1980 hatte sie zahlreiche Hits. Mit „In jener Nacht“ belegte sie 1975 sogar den ersten Platz der „Jahreshitparade der DDR“. Ihre Karriere bekam allerdings 1981 einen herben Dämpfer. Veronika Fischer entschloss sich damals in den Westen überzusiedeln und erhielt auch direkt einen großen Plattenvertrag. Außerhalb der DDR war ihre Popularität jedoch deutlich geringer, weshalb die Erfolge ausblieben. Beim Vorentscheid zum „Eurovision Song Contest“ belegte sie 1983 nur den vorletzten Platz. Somit wurde der Mauerfall, anders als bei vielen Schlagerstars des Ostens, für Veronika Fischer zur Chance. Die Sender im Osten spielten nun auch wieder ihre Lieder. Sie konnte außerdem auch vor ihrem alten Publikum auftreten. Bis heute liegt im Osten ihre Fanbasis. Selten gelangen ihr Auftritte, wie in der „ZDF Hitparade“, die im gesamten Bundesgebiet wahrgenommen wurden. Das letzte Veronika Fischer Album „Zeitreise“ aus dem Jahr 2011 enthält die größten Hits der Sängerin. Die letzte Tour führte sie ausschließlich durch den östlichen Teil der Bundesrepublik.
Frank Schöbel: Dauergast im MDR Fernsehen
Frank Schöbel war der erste ostdeutsche Schlagerstar, der auch im Westen einen Hit hatte. Dort kletterte der Song „Wie ein Stern“ 1971 bis auf Platz 37 der Single-Charts. Für eine große Karriere im wiedervereinten Deutschland reichte der Bekanntheitsvorschuss jedoch nicht. Auch die Popularität Frank Schöbels ist bis heute im Ostteil der Bundesrepublik deutlich höher. Jährlich geht er dort auf große Weihnachtstournee. Schließlich war „Weihnachten in Familie“ das bestverkaufte Album der ehemaligen DDR. Im MDR Fernsehen ist Frank Schöbel bis heute gern gesehener Dauergast.
Manfred Krug: Vom Westen in den Osten und zurück
Manfred Krug wuchs zunächst im Westen auf, bevor er mit seinem Vater in die neu gegründete DDR ging. Als er 1976 ein Teilberufsverot erhielt, stellte er im folgenden Jahr einen Ausreiseantrag. Für den beliebten Schauspieler, Jazz-, Chanson- und Schlagersänger bedeutete das weitestgehend erstmal das Ende der Musikkarierre. Manfred Krug entwickelte sich nach der Wiedervereinigung aber zu einem der beliebtesten gesamtdeutschen Schauspieler. In seinen Rollen bei „Auf Achse“, „Liebling Kreuzberg“ oder als singender „Tatort“-Kommissar begeisterte er sein Publikum. In diesem Jahr gelang ihm sogar ein erneuter Einstieg in die Charts. Gemeinsam mit Uschi Brüning veröffentlichte er das Album „Auserwählt“, das in den Album-Charts Platz 54 erreichte.