Hat die volkstümliche Musik noch eine Zukunft?
Das Fernsehen bietet der volkstümlichen Musik nur noch wenige Plattformen. Selbst das Aushängeschild „Musikantenstadl“ heißt nun „Stadl-Show“ und setzt vermehrt auf Popschlager. Führt diese Entwicklung zum Ende der volkstümlichen Musik?
Die Zeiten, in denen die volkstümliche Musik ein fester Bestandteil des Fernsehprogramms war, scheinen vorbei. Die „Krone der Volksmusik“ oder der „Grand Prix der Volksmusik“ sind schon länger Geschichte. Aus dem „Musikantenstadl“ wird nun die „Stadl-Show“. Verjüngung heißt aktuell das Schlagwort, denn die Fans dieser Formate sind den TV-Verantwortlichen zu alt. Noch ist fraglich, ob die gesuchte junge Zielgruppe überhaupt existiert. Scheitert der Relaunch der TV-Traditionssendung, befürchten nicht wenige ein Ende der volkstümlichen Musik bei den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern. Doch würde das auch das Ende der volkstümlichen Musik bedeuten oder bleibt dieses Genre am Leben?
Den Musikern fehlen zukünftig die Plattformen im TV
Rosig sieht die Zukunft auf den ersten Blick nicht aus. Die volkstümliche Musik ist ein Mainstream-Musikphänomen. Im Gegensatz zur traditionellen Volksmusik findet sie nicht in kleinen Wirtshäusern und auf Dorffesten statt und wird nicht automatisch von Generation zu Generation weiter getragen. Die volkstümliche Musik baut auf Hits, Stars und den kommerziellen Massenmarkt. Ohne Plattformen im TV wird es für die Interpreten schwerer, sich zu präsentieren und etablieren. Dies gilt nicht nur für die CD-Verkäufe, sondern auch für Konzertanfragen. Im Interview mit SchlagerPlanet erklärt Marc Pircher: „Je mehr Präsenz man hat, umso erfolgreicher kann man sein und man muss natürlich für die Veranstalter präsent sein, damit die wissen: Es gibt dich noch.“
Andreas Gabalier: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass jetzt die ‚DSDS-Zuseher’ hineinzappen.“
Dem Wandel des „Musikantenstadls“ steht einer besonders kritisch gegenüber, der eigentlich als Sinnbild für die Verjüngung der volkstümlichen Musik stehen müsste: Andreas Gabalier. Doch für ihn sind die aktuellen Veränderungen nicht der richtige Weg:
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass jetzt deswegen die ‚DSDS-Zuseher’ von RTL an einem Samstagabend in den ‚Stadl’ hineinzappen. Das ist ein Konzept, das gibt es lang. Muss man nicht mögen, kann man mögen. Bei welcher Musik ist es so, dass sie jeder mag? Das ist auch immer so ein Punkt. Bei der Volksmusik sagt man ganz gerne: ‚Das ist halt nicht jedermanns Sache’. Was ist schon jedermanns Sache? Das ist die Popmusik nicht und das ist auch Rock nicht.“
Gleichzeitig unterstützt Andreas Gabalier mit seinen Aussagen die Hoffungen, dass die volkstümliche Musik nicht ausstirbt. Es gibt eben viele Menschen, die diese Musik einfach mögen – und das auch abseits der TV-Programme.
Der Live-Markt boomt
Und das bestätigen auch die Künstler. Während ihre Musik zunehmend aus den TV- und Radioprogrammen verschwindet, strömen die Fans zu den Konzerten. Laut Marc Pircher wird das Live-Geschäft sogar immer besser: „Ich hab jetzt in der Schweiz mit Semino Rossi darüber gesprochen und der hat gesagt, Volksmusik und Schlager wird man niemals töten können, auch wenn dich kein Mensch mehr im Radio spielt und ins Fernsehen einlädt. Und da hat er absolut recht, denn es ist Musik für das Volk und die wollen das immer haben, noch in 200 Jahren.“
Marc Pircher: „Es wird die Zeit kommen, wo die Privaten wieder mit diesen Sendungen beginnen.“
Selbst wenn das Experiment mit der „Stadl-Show“ nicht glücken sollte, glaubt Marc Pircher noch aus einem weiteren Grund nicht an ein Ende der volkstümlichen Musik: „Es wird die Zeit kommen, wo die Öffentlich-Rechtlichen alle den Hahn zugedreht haben und die Privaten wieder mit diesen Sendungen beginnen. So wie es schon vor 20 Jahren war, wo RTL, SAT.1, VOX alle Volksmusik drin hatten. Das werden wir noch erleben, dass diese Sender wieder Volksmusik-Sendungen machen.“
„Musikantenstadl“ – neuer Name trotz guter Quoten
Am Samstag ging der letzte „Musikantenstadl“ mit Andy Borg über die Bühne. Im September dann folgt die erste Sendung im neuen Gewand, doch nicht nur die Moderatoren sind frischer, jetzt musste auch ein neuer Name her.
Gabalier: „Ich glaube, das wird nicht funktionieren“
Andy Borg ist zu alt, der „Musikantenstadl“ zu unmodern – das finden zumindest die Macher der Show, die den Moderator gegen zwei jüngere Gesichter austauschen. Eine Modernisierung, die nicht sein muss – das findet zumindest Andreas Gabalier.