Nachdem wir die letzten Male einen Ausflug in den Fränkischen und in den Berliner Dialekt gemacht haben, widmen wir uns diesmal dem Hessischen Dialekt. Wenn man von dem hessischen Dialekt redet, unterscheidet man zwischen fünf verschiedenen Varianten. Es gibt das Niederhessisch, das Osthessisch, das Mittelhessisch, das Südhessisch und das sogenannte Neuhessisch.
Niederhessisch wird im Raum Kassel gesprochen, zwischen Gießen und Bad Homburg spricht man Mittelhessisch. Südhessisch spricht man vor allem in Frankfurt und Darmstadt. Neuhessisch findet man allgemein im Rhein-Main Gebiet.
Der Hessische Dialekt: eine Kostprobe
Eine Besonderheit des Hessischen Dialekts ist es, dass es der einzige Dialekt ist, in dem es noch sehr altertümliche Begriffe gibt. Begriffe wie idrecken/itarucken für „wiederkäuen“, densen/dinsen für „mit aller Gewalt an etwas ziehen“ und ehren für „ackern/pflügen“ kommen in anderen Mundarten kaum noch vor.
Weiterhin ist es eine Besonderheit, dass man in Hessen bereits sehr früh angefangen hat Hochdeutsch zu sprechen. Um es den Kindern einfacher im Leben zu machen, haben die Eltern nur Hochdeutsch mit den Kindern gesprochen und bereits im 19. Jahrhundert wurde in den Schulen großer Städte nur noch auf Hochdeutsch unterrichtet.
Also obwohl Hessisch noch viele alte Begriffe nutzt die beinahe ausgestorben sind, ist der Dialekt selbst bereits kaum mehr gesprochen. Dennoch gibt es heutzutage eine sogenannte „Hessische Umgangssprache“. Diese weist typische Wörter und Sprechweisen des Hessischen Dialekts auf, ist aber trotzdem dem Hochdeutsch ähnlicher als dem ursprünglichen Hessischen Dialekt. Heute ist das was man allgemein unter Hessisch versteht, die Hessische Umgangssprache.
Damit dieser Dialekt nicht ganz ausstirbt, gibt es in Frankfurt seit 1995 das sogenannte „REZIBABBEL“. Das REZIBABBEL ist ein Mundart-Rezitations-Theater, welches sich Friedrich Stoltze und anderen Mundart Dichtern des 19. Jahrhunderts verschrieben hat.
Hier ein kleiner Auszug von einem der bekanntesten Hessischen Gedichte, dem Frankfurt-Gedicht von Friedrich Stoltze:
„Es is kaa Stadt uff der weite Welt,
die so merr wie mei Frankfort gefällt,
un es will merr net in mein Kopp enei,
wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei!
Un wär´sch e Engel un Sonnekalb,
e Fremder is immer von außerhalb!
Der beste Mensch is e Ärjerniß,
wann er net aach von Frankfort is.
…
So steuern merr frehlich uff´s Tornerfest!
Bald komme se aa von Ost und West,
von Nord un Sid un iwwer die Meern:
Gut Heil! als ob se von Frankfort wärn.
Un wann se bei uns sich amesiern,
dann werrd se der Abschied doppelt rihrn
un gewe merr recht un stimme mit ei:
wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei!“
Der Hessische Dialekt und die Musik
Hessen hat nicht nur einen interessanten Dialekt, sondern auch eine große Musikszene. International erfolgreiche Komponisten wie Hans Zimmer kommen aus Hessen oder Castingshow-Legenden wie Mark Medlock, der stets mit seinem Hessischen Akzent das Publikum zum Jubeln bringen konnte.
Am bekanntesten ist jedoch immer noch das Hessen Lied!
Das Hessenlied
Das Hessenlied ist, wie der Name schon sagt, die Hymne von Hessen. Der Text zu dieser sogenannten Regionalhymne stammt von dem Lyriker Carl Preser, die Melodie entstammt dem Kasseler Musiklehrer Albrecht Brede.
Hier nun der Text zum Hessenlied:
„Ich kenne ein Land, so reich und so schön,
voll goldener Ähren die Felder.
Dort grünen im Tal bis zu sonnigen Höh’n
dufthauchende, dunkele Wälder.
Dort hab’ ich als Kind an der Mutter Hand
in Blüten und Blumen gesessen.
Grüß’ Gott dich, du Heimat, du herrliches Land.
Grüß’ Gott dich, mein liebes Land Hessen!
Den Burgen auf ragenden Höhen mein Gruß,
den Wäldern im Morgenrotstrahle,
den Strömen, die eherner Felsklippen Fuß
wild rauschend umspülen im Tale!
Grüß’ Gott, wo ich einst an des Bächleins Strand
in Blüten und Blumen gesessen.
Grüß’ Gott dich, du Heimat, du herrliches Land,
Herz Deutschlands, mein blühendes Hessen!
Dein Stamm, den die Urflut der Zeiten gebar,
hat fest in den Stürmen gestanden
und tapfer getrotzt der Geschicke Gefahr,
wenn and’re schon zitternd sich wanden.
So wollen wir schirmen mit Hammer und Schwert
dich Hort, dessen Wert kann ermessen
kein Feind, der dir zornig den Frieden verwehrt:
Dein Schild sind wir, starkes Land Hessen!
Mag unsere Frist auch im Traume verweh’n
und stürzen, was wir dir gegeben,
wirst du doch den Morgen der Ewigkeit seh’n,
wirst Mutter sein strahlendem Leben,
denn stolz loht im Herzen der Enkel der Brand,
den einst uns’re Ahnen besessen:
Gott grüße dich, Heimat, der Seligkeit Pfand:
unsterbliches Vaterland Hessen!“
Die Castingshow Legenden aus Hessen
Wie bereits erwähnt, haben es einige Sängerinnen und Sänger aus Hessen durch Castingshows zu nationaler und internationaler Berühmtheit gebracht.
Aus dem Castingshow Format „Deutschland sucht den Superstar“ sind uns vor allem Lisa Bund und Mark Medlockin guter Erinnerung geblieben, die beide in der vierten DSDS Staffel im Jahr 2007 zu sehen waren.
Lisa Bund ist aus der vierten Staffel DSDS bekannt und verließ die Show als Drittplatzierte. Sie wurde nach der Show von der Plattenfirma Sony BMG unter Vertrag genommen und nahm ihr erstes Album „Born Again“ auf. Seit ihrer erfolgreichen bei DSDS ist sie in zahlreichen Fernsehsendungen aufgetreten und aus der Musikbranche nicht mehr wegzudenken. Ihre Texte sind zwar auf Englisch, trotzdem ist sie eine sympathische Hessin, die hier nicht fehlen darf.
Mark Medlock, Gewinner der vierten Staffel DSDS, schaffte es zusammen mit seinem Produzenten Dieter Bohlen an die Spitze der Charts. Für sein zweites Album „Dream Catcher“ räumte er Gold und Platin ab. 2008 war Mark ebenfalls Gewinner des Echos in der Kategorie „Newcomer des Jahres national“ und des Comets, von denen er insgesamt drei gewann, in der Kategorie „Bester Newcomer“. Auch wenn Mark nicht auf Deutsch singt, hat er es doch geschafft, den Hessischen Dialekt durch DSDS wieder etwas bekannter zu machen.
Aus der Castingshow „Unser Star für Oslo“ aus dem Jahr 2010 ist Leon Taylor allen in Erinnerung geblieben. Nach unser Star für Oslo nahm Taylor am Bundesvision Song Contest teil. Mit dem Duett „Far Away“, welches Englisch und Deutsch beinhaltet, zusammen mit der Sängerin Oceana, konnte er zwar nicht den ersten Platz abräumen, aber dennoch einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Hier ein Ausschnitt aus dem Song „Far Away“:
Oceana:
„I know you feel what I feel right now
I'm singing for you when you're not around
life ain't the same when you're out of town
when we couldn't be closer.
Leon Taylor:
„Deine Sachen liegen noch hier
und alle fragen mich nach dir.
Wo immer du auch bist
du warst mir nie näher.“
Oceana:
Send me your love
don't ever stop!
Only you can satisfy me since I know what true love means.
Beide zusammen:
„Oh you're far far away.
One day you'll come back to stay
no distance can separate us
then you and me are trust
Oh you're far far away
One day you'll come back to stay
no distance can separate us
then you and me are trust.“
Mundstuhl
Hessen ist nicht nur musikalisch, sondern auch mächtig witzig! Das weiß man spätestens seit dem Comedy Duo Mundstuhl. Das Duo besteht aus Lars Niedereichholz und Ande Werner die beide aus Frankfurt am Main stammen. Ende der 90er Jahre moderierten die Beiden eine Radioshow in Frankfurt und treten seit dem in vielen bekannten Fernsehsendungen auf.
2006 veröffentlichte das sympathische Duo die Single „Germans“ zum Anlass der Fußball-Weltmeisterschaft. Der Song ist auf Denglisch, also einem Mix aus Englisch und Deutsch, verfasst und ist auf die Melodie des Songs „Jammin“ von Reggae Legende Bob Marley gesungen. Ein kleiner Ausschnitt aus dem Hit „Germans“:
„We Germans
football play we better than you
we Germans, Germans
hope you like Germans, too
welcome here in Germany
from the Alpen to the sea
in unser Kneipen you can smoke
Lederhos´, Oktoberfest
unsre Biere are ze best
gebraut nach German Reinheitsgebo-o-ot“
Einer der ersten Hits des Duos im Hessischen Stil war der Song „Alte Geigen Spielen Am besten“, hier ein kleiner Einblick in den Text:
„Neue Besen kehren gut
Hat Mutti oft gesagt.
Such dir eine junge Braut,
Eine die dich mag
Doch eins hab ich schon früh gelernt:
Die Katz im Sack nicht kauf
Denn Vati nahm mich bei der Hand
und sagte: Pass mal auf
Alte Geigen spielen am besten
Auch ein alter Gaul reitet gern
Und auf einem alten Fahrrad
Hab ich Fahrad fahren gelernt
Ich suchte mir ne junge Braut
Ja, sie war keusch und schön
Ich stand mit ihr am Traualtar
Und hab zurück gesehen
Nur einmal untreu war ich ihr
mit unsrer alten Magd
Da fiel mir ein, was Vater einst
Vor Jahr und Tag gelernt“
Lucas Cordalis
Lucas Cordalis ist 1972 in Frankfurt, also im Herzen Hessens, geboren. Zusammen mit seinem Vater, dem Griechischen Schlager Sänger Costa Cordalis, tritt er heute zusammen auf und begeistert das Publikum mit neuen Songs und mit den Klassikern von Costa Cordalis. Unter anderem wurde Lucas Cordalis mit dem Musikpreis „Schlagerdiamant“ ausgezeichnet.
Aber nicht nur als Sänger ist Lucas Cordalis erfolgreich, sondern auch als Musikproduzent und Komponist. Er räumte viele Preise für seine Arbeit als Komponist und Musikproduzent ab und hat sich einen starken Namen in der Branche gemacht.
Seit Februar 2014 läuft es auch in der Liebe gut für Lucas Cordalis, denn er ist mit der charmanten Daniela Katzenberger zusammen.
Hier ein kleiner Ausschnitt aus dem Song „Anita“, dem Hit von Costa Cordalis:
„Ich fand sie irgendwo,
allein in Mexiko.
Anita, Anita.
Schwarz war ihr Haar,
die Augen wie zwei Sterne so klar.
Komm' steig auf dein Pferd,
sagte ich zu ihr
Anita, Anita.
Fiesta ist heut',
die Stadt ist nicht mehr weit,
mach dich schnell bereit.
Ich seh dir an,
da schlummert ein Vulkan,
du wartest auf die Liebe.
Ich will sie wecken
und alles entdecken
was keiner bisher sah, ohohoho.
Reite wie der Wind,
bis die Nacht beginnt
Anita, Anita.“
Detlev Lais, eine Legende
Detlev Lais lebte von 1911 bis 1978 und schaffte es in dieser Zeit ein unvergessliches Werk an Musik zu schaffen. Er studierte Geige und spielte in diversen Big Bands und Jazzformationen mit. Danach trat er als Schlagersänger auf und wurde später ein ebenfalls erfolgreicher Schauspieler.
Von 1945-1954 trat er dann als Schlagersänger auf und schrieb mehrere Hits. Das wohl bis heute bekannteste Lied, welches Einzug in ziemlich jedes Kinderzimmer gehalten hat, ist wohl „La-le-lu“. Das Lied schrieb er zusammen mit Anneliese Rothenberger im Jahr 1950.
Weitere Hits waren „Eine weiße Hochzeitskutsche“, „Mona Lisa“, „Schau mich bitte nicht so an“ und viele, viele mehr.
Hier noch einmal das Lied das Erinnerungen weckt und zum Träumen einlädt:
„La le lu
Nur der Mann im Mond schaut zu
Wenn die kleinen Babies schlafen
Drum schlaf' auch du
La le lu
Vor dem Bettchen steh'n zwei Schuh
Und die sind genauso müde
Geh'n jetzt zur Ruh'
Dann kommt auch der Sandmann
Leis' tritt er ins Haus
Sucht aus seinen Träumen
Dir den schönsten aus
La le lu
Nur der Mann im Mond schaut zu
Wenn die kleinen Babies schlafen
Drum schlaf' auch du“
Hessen rockt!
Die musikalische Reise durch Hessen hat gezeigt, dass in Hessen Schlager sowie Popmusik und auch die Comedy zuhause ist. Und das ist natürlich nicht genug, Hessen rockt auch gewaltig!
Die Band Flatsch! (benannt nach dem Geräusch wenn einem eine Torte ins Gesicht fliegt) zeigt dass es ziemlich lustig sein kann wenn auf Hessisch gerockt wird. Mit Songs wie „Badekapp“, „Ich wär so gern mal Michael Jackson“, „Eberhard“, „Keske tü fä“ (Französisch: Qu’est-ce que tu fait), „Total daneben“ oder „Die gute alte Zeit“ begeistern sie jeden.
Als kleiner Vorgeschmack das Lied „Die gute alte Zeit“:
„Hallo Franz na wie gehts es dann
wies halt so geht em arme alte Mann
wenn ich dran denk wie es da früher war
es wird immer schlimmer von Jahr zu Jahr
wir warn starke Kerle jung und schön
Ich war ein Punk und ich bei der bakn
es war kein Problem
es war die gute alte Zeit
es war die gute alte Zeit
es war die gute alte Zeit
es war die gute alte Zeit
Du durftest immer Graffitis an die U-Bahn schmieren
dafür durftest du naggisch in mei Bank spazieren
war im waggerdorf warst du bei Ikea
du lagst im Dreck und ich bei Andrea
wir warn starke Kerle jung und schön
Ich war ein Punk und ich bei der bakn
es war kein Problem
es war die gute alte Zeit
es war die gute alte Zeit
es war die gute alte Zeit
es war die gute alte Zeit“
Der Sänger der Band Gerd Knebel machte in den 80er Jahren Karriere in dem Comedy Duo Badesalz, zusammen mit Henni Nachtsheim.
Einen weiteren Beweis dafür, dass Hessen in Sachen Rock auch weit vorne ist, ist die Band Rodgau Monotones benannt nach der Hessischen Stadt Rodgau.
In den Liedern geht es vor allem um Glück und die Tücken des Alltagslebens. Ihre größten Hits sind „Ei Gude wie!“, „St. Tropez am Baggersee“, „Die Hesse komme!“, „Hallo, ich bin Hermann“ und „Is nur Kino“.
Seht hier einen Ausschnitt aus dem Song „Die Hesse komme“:
„Was kommt denn da für 'n wüster Krach aus Frankfurt Darmstadt Offenbach
was lärmt in Kassel Gießen und Wiesbaden bloß so gnadenlos
was tut den Bayern Schwaben Friesen gründlich jeden Spaß vermiesen
was tobt seit vielen Wochen schon 'ne schaurig schöne Invasion
Erbarme zu spät die Hesse komme, erbarme zu spät die Hesse komme
München stöhnt entsetzt jo mei Oktoberfest mit Äppelwoi
Hamburgs heller Stern versinkt wenn der Fischmarkt erst nach Handkäs stinkt
die ganze Westberliner Scene gibt sich Kraut mit Rippchen hin
und sogar das Ruhrgebiet kaut Hartekuche statt Pommes Frites
Erbarme zu spät die Hesse komme, erbarme zu spät die Hesse komme
Weil Breakdance zu gefährlich ist gibt's Electric-Bembel und Gummitwist
schneller noch als Curtis Blow babbelt Lia Wöhr in ihrer Show
Discos geben nichts mehr her denn Heavy-Schunkeln bringt viel mehr
was ist das größte Scratcher-Ass gegen das Gerausche in der Klappergass
Da packt euch das kalte Grausen unser David Bowie heißt Heinz Schenk
hallo ihr Kulturbanausen seht die Sache einfach nicht so eng
Erbarme zu spät die Hesse komme, erbarme zu spät die Hesse komme“
Die Hesse komme und das finden wir richtig gut! In Hessen findet man alle Musikrichtungen und das auch noch mit einer guten Portion Comedy.
Nächste Woche gehen wir auf unserer Dialektreise ins Plattdeutsche und finden dort sicher auch wieder würdige musikalische Vertreter.