Die Ausbeute der deutschen Teilnehmer las sich nicht besonders erfolgreich bis Nicole in Harrogate antrat: Keiner ihrer Vorgänger hatte es geschafft, den Wettbewerb nach Deutschland zu holen. Hoffnung machte, dass Deutschland mit Katja Ebsteins „Theater“ und „Johnny Blue“ von Lena Valaitis in den Jahren zuvor jeweils den zweiten Platz erreichte. Der Komponist beider Lieder hieß Ralph Siegel. Und dieser hatte nun auch die damals erst 17-jährige Nicole entdeckt. Für sie schrieb er das Lied „Ein bißchen Frieden“ – ein Schachzug, der aufgehen sollte.
Die Botschaft im Mittelpunkt
Nicoles Auftritt kam ohne große Show aus. Zwar war der „ESC“ 1982 noch nicht dasselbe Pop- und Schlager-Spektakel mit spektakulären Kostümen, Feuerwerk und Lichtshow, doch der Fokus lag bei ihrem Auftritt ganz bewusst auf dem Lied. Die Botschaft und die Sängerin sollten im Mittelpunkt stehen: Nicole sang im Sitzen, ganz in schwarz gekleidet und mit einer weißen Gitarre, die sie selber spielte. Dazu ließ sich sich noch von ihrem Komponisten und Entdecker Ralph Siegel am Klavier und einer Band begleiten.
Ein Lied, das in die Zeit passte
Und so überzeugte die junge Nicole die Jury nicht nur mit ihrer Stimme und ihrem sympathischen Auftritt. Auch der Text des Liedes war entscheidend. Der kalte Krieg erzeugte zu der Zeit ein Gefühl der Angst und Unsicherheit in Europa. Der Aufrüstungswettbewerb zwischen den USA und der Sowjetunion lief auf Hochtouren. Das Lied sprach einen allgemeinen Wunsch aus. Und Nicole war die richtige Sängerin, um diesen ganz einfach auszusprechen. Der Schülerin mit der klaren kräftigen Stimme nahm die Jury die einfach gewählten Worte ab:
Ein bisschen Frieden, ein bisschen Sonne
für diese Erde, auf der wir wohnen.
Ein bisschen Frieden, ein bisschen Freude,
ein bisschen Wärme, das wünsch ich mir.
Damit auch ganz Europa die Nachricht verstand, sang sie das Lied in mehreren Sprachen. Und die komplett englische Fassung „A little Peace“ erreichte in der Folgezeit sogar die Spitze der britischen Charts.
Die Jury entschied damals noch alleine
Anders als seit einigen Jahren beim „ESC“ üblich, hatten die Zuschauer 1982 noch kein Mitspracherecht. Nicoles Sieg war somit eine reine Jury-Entscheidung. Jedes der 18 Teilnehmerländer konnte wie heute zwischen einem und zwölf Punkten vergeben. Nicole kam am Ende auf eine Gesamtpunktzahl von 161. Der Abstand auf Platz zwei war deutlich: Israels Kandidat Avi Toledano erhielt genau 100 Punkte. Dicht dahinter landeten die Schweiz (97 Punkte) und Belgien (96 Punkte). Insgesamt von der Hälfte der Länder erhielt Nicole damals die Höchstpunktzahl und nur die Jury aus Luxemburg wollte der Sängerin nicht einmal einen Punkt geben. So sorgte „Ein bisschen Frieden“ in Deutschland letztendlich für mehr als nur ein bisschen Freude.