Die Zeiten, in denen ein Künstler alleine mit seinem Liedchen um die Gunst der Hörer buhlen konnte, sind längst vorbei. Der Hörer möchte mehr geboten bekommen: Persönlichkeit und Wiedererkennungswert spielen so tief mit hinein, wie noch nie. Und ganz wichtig: Es muss authentisch sein. Ein sympathischer Akzent bringt das alles mit sich.
Die Beliebtheit des Schlagers reichte schon recht früh über die Grenzen der deutschsprachigen Länder hinaus. In der Nachkriegszeit herrschte bei vielen Menschen der Wunsch nach Harmonie und ein gewisses Fernweh. Als in der deutschen Musiklandschaft Interpreten mit Akzent auftauchten, wurde dieser neue, erfrischende Impuls von den Menschen dankbar aufgenommen. In den Sechzigern und Siebzigern setzten sich Künstler wie Karel Gott, der als die "Goldene Stimme von Prag" bezeichnet wurde und auch Peter Maffay durch. Howard Carpendale prägte die damalige Musikwelt mit seinem englischen Akzent, während das Rudi Carrell mit seinem niederländischen Akzent gelang.
Die Sehnsucht nach Welt
Die Sehnsucht der Menschen nach fernen Ländern riss nicht ab. So konnte Mireille Mathieu, die auch als "Spatz von Avignon" bekannt ist, groß durchstarten und mit ihrem französischen Akzent die Hitparaden stürmen. Auch inhaltlich behandelten viele Songs den Traum vom Reisen. So ist es sicher auch kein Zufall, dass der größte Hit der Griechischen Sängerin Nana Mouskouri „Weiße Rosen aus Athen“ oder auch das erste Album von Costa Cordalis „Folklore aus aller Welt“ heißen. Einen unvergesslichen Klassiker aus den Siebzigern bescherte Roberto Blanco mit „Ein bisschen Spaß muss sein“, der in den Neunzigern dank einem Werbe-Deal wieder neu entdeckt wurde.
Im Wandel der Zeit
In den Achtzigern ebbt der Trend rund um Schlager mit Akzent merklich ab und zieht sich so bis in die frühen 2000er weiter. Mit dem Durchbruch von Semino Rossi setzt sich wieder ein Künstler mit Akzent als Markenzeichen durch. Dieser stammt aus seiner Heimat Argentinien. In den letzten Jahren kamen mit Maite Kelly oder auch Ross Antony neue Künstler hinzu, die diesen Trend wiederbelebten und Schlager mit Akzent in die Charts zurückbrachten.
Von Schweden bis Pennsylvania
Aktuell starten gerade zwei Newcomerinnen voll durch, die den Schlager-mit-Akzent-Trend auf das nächste Level bringen wollen. Zum einen ist da Julia Lindholm, die mit ihrem schwedischen Akzent ABBA-Hits in ein neuartiges Schlagergewand verpackt. Zum anderen die blonde Sarah Jane Scott, die mit ihrem amerikanischen Akzent den Song „Hallo Hallo“ in die Charts brachte. Die Chancen stehen für beide Newcomerinnen denkbar gut durchzustarten und den Trend fortzuführen.