Eine stille Wiese irgendwo im Nirgendwo und plötzlich setzt ein behäbiges Trampeln ein. Matsch wird aufgespritzt. Turnschuhe, Gummistiefel und ein paar verirrte Absätze versinken im Morast. In Scharen strömen die Menschen allen Alters über die Wiese, die nach und nach zu einem Schlammgewühl verkommt. Verbindende Lieder von Heimat, Liebe und Fußball erfüllen die Lüfte. Herzlich Willkommen zu einem Event, das scheinbare Gegensätze verbindet. Metal meets Volksmusik, wenn die Kastelruther Spatzen auf Gloomball und Hämatom treffen! Schunkelnde Akkordeon-Spieler reißen sich die volkstümlichen Kleider vom Leib, Headbanging-Haare werden züchtig zurückgebunden und zu Zöpfchen geflochten. Und auch Petrus ist der neuen Liaison von Ein- und Nashörnern wohl gesonnen.
Ein Traum zwischen Kanon und Kontrast
Doch an dieser Stelle erscheint die erste Disharmonie am wolkenlosen Horizont. „Und wenn du aufwachst dann findest du eine weiße Rose“ und „Halt deine Schnauze!“ ergeben keinen schönen Kanon. Auch der farbliche Kontrast zwischen den beiden Personengruppen zieht die Blicke auf sich: traditionelle Trachten, farbenfroh und frisch aus dem Biergarten und schwarze Tribalshirts als Umhüllung eines Bierbauchs – wie ein Konfettihaufen, der sich in einem Erdöl-Kanister ausweitet.
„Ich höre alles“, sagen viele Radio-Fans. Dann müsste dieses Festival, das Blümchenwiese und Teufelsmoor zugleich ist, der Treffpunkt aller Musikgleichgültigen sein. Aber nein, hier kommen die Personen zusammen, die hinter ihrer Musik stehen wie der Jäger hinter der Flinte. „Mein Herz schlägt Schlager“ ist also fast schon Synonym zu „mein Herz schreit Metal“! Zwei teilweise gegensätzliche Welten treffen aufeinander und verbinden sich zu einem neuen unendlich schönen Ganzen.
Erwacht aus einem Traum
Diese romantisch verklärte Vorstellung eines Festivals, wo Metaller und Volksmusiker in ewiger Liebe Hand in Hand gehen, muss also kein Traumbild für die Unendlichkeit bleiben. Mit Heino, der seine volkstümlichen Lieder mit halbgaren Gitarrenriffs unterlegte, ist ja schon der perfekte Mittler gefunden! Liebe Volksmusikanten, legt Eure Alpenhörner nieder!