Mit „Merci, Udo“ veröffentlichte Paul Sahner die etwas andere Udo Jürgens Biografie. Keine Chronologie, wenig vom Autor verfasster Text und dafür aber viele prominente Stimmen erwarten den Leser im Buch des Journalisten. Wegbegleiter, Familie und Zeitgenossen des großen Udo Jürgens kommen zu Wort: verschiedene Ansichten, die jedoch bei einzelnen Aspekten einen gemeinsamen Nenner finden.
Paul Sahner und Udo Jürgens verband eine besondere Beziehung. Schon vor der Journalisten-Karriere lernte er den Superstar kennen – auf privater Ebene in einer Münchner Wohnung. Der Kontakt blieb im Laufe vieler Jahrzehnte erhalten: 45 Jahre kannte Sahner den gebürtigen Klagenfurter bis zu seinem Tod.
Mit Gesprächen zur Erkenntnis
Die Zusammenarbeit brachte einige kontroverse Interviews hervor, von deren Veröffentlichung Udo Jürgens´ Management stets abgeraten hatte. Dementsprechend handelt es sich bei dem Buch keineswegs um ein „Udo Unser“, das die Vorzüge des Entertainers in einer Form predigt. Nein, es ist vor allem die Schattengestalt und der Weiberheld Udo Jürgens, der in diesem Werk an Profil gewinnt.
Somit fokussiert das Buch weniger auf eine Entwicklung als auf einzelne steoreotype Eigenschaften, die der Musiker über Alben, Lieder und Tourneen hinweg in sich vereinte und ihn immer wieder zum Diskussionsobjekt werden ließen. Doch bei den Worten des Musikers selbst sollte es nicht bleiben. Alte Freude, in Ehrfurcht erstarrende Fans und Ex-Frauen – alle werfen sie etwas Schatten auf die Lichtgestalt Udo Jürgens. Teilweise handelt es sich um archivierte oder bereits veröffentlichte Gespräche, teilweise um anlässlich des Todes entstandene Interviews. Insgesamt ergibt sich auf diese Art ein interessanter Abgleich der Fremd- und Selbstwahrnehmung des Musikers.
Udo Jürgens durch die Augen der Vielen
Niki Lauda, Franz Beckenbauer, Paola Felix, Freddy Burger und Jürgens´ Ex-Frau Panja – alle kommen sie zu Wort. Es treffen diverse Meinungen aufeinander. Der eine betont, wie Udo Jürgens immer seine Meinung mutig kundtat und der andere findet kaum begeisterte Worte für den Österreicher, der über Jahrzehnte die Musiklandschaft prägte.
Dennoch gibt es einige Ansichten, die sich immer wieder finden und alle Interviewten, seien es Kritiker oder Fanatiker, verbinden. „Der Mann wird nicht alt.“, sagte seine Tochter Gloria. Udo Jürgens, der ewige Jungbrunnen, der sich gerne mit schönen Frauen umgab, jedoch eigentlich eine sensible Künstlerseele ist, die unter der Angst zu scheitern leidet: Diesen Eindruck konnte der Leser mehrheitlich vernehmen.
Wie ein roter Faden zieht sich jedoch ein Satz von Bertolt Brecht durch das Buch: „Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt.“ In dieser und ähnlicher Form gab auch Udo Jürgens selbst das Zitat wieder. Nun beweist es auch bei ihm um ein weiteres seine Gültigkeit. Merci, Udo!