Kritik: „Unser Lied für Israel“ – Sechs Kandidaten für ESC-Vorentscheid

Kritik: „Unser Lied für Israel“ – Sechs Kandidaten für ESC-Vorentscheid

ESC 2019

Die sechs Kandidaten für den deutschen ESC-Vorentscheid stehen fest. Der NDR hält an seinem Konzept fest, mit dem Deutschland bislang zumeist auf einem der letzten Plätze landete. Für den ESC 2019 sieht es daher düster aus.

Kandidatin für den deutschen Vorentscheid zum ESC: lilly among clouds.
Kandidatin für den deutschen Vorentscheid zum ESC: lilly among clouds.

Zuerst einmal die Fakten: Wer tritt Michael Schultes Nachfolge beim ESC an? Vielleicht einer von ihnen: Aly Ryan, BB Thomaz, Linus Bruhn, Gregor Hägele, lilly among clouds und Makeda sind die Kandidatinnen und Kandidaten, die jetzt feststehen und bei „Unser Lied für Israel“ antreten werden. Das Erste zeigt den deutschen ESC-Vorentscheid  im kommenden Februar, Moderatorinnen sind Barbara Schöneberger und Linda Zervakis. Zwei Gruppen haben die sechs Acts ausgesucht: die 100 Mitglieder einer Eurovisions-Jury und eine 20-köpfige internationale Experten-Jury. Nach dem gleichen Verfahren wurden auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für den deutschen ESC-Vorentscheid 2018 gesucht. Die Mitglieder der Jurys haben sich Videos von Künstlerinnen und Künstlern angeschaut, die für „Unser Lied für Israel“ infrage kommen, und ihre Favoriten ausgewählt. Ursprünglich hatten 965 mögliche Teilnehmer zur Auswahl gestanden. Der NDR ist derzeit mit weiteren Acts im Gespräch, über deren Teilnahme an der Show die beiden Jurys noch entscheiden werden.

Die Kandidaten bei „Unser Lied für Israel“

Aly Ryan wurde in Oberursel geboren und lebt mittlerweile in Los Angeles/USA. Bereits mit 16 wagte die Multi-Instrumentalistin den Sprung nach Amerika, um ihre Musikkarriere voranzutreiben. Ihre Richtung: Indie-Pop. Anfang des Jahres veröffentlichte sie ihre Debütsingle „No Parachute“, die in Deutschland erfolgreich in den Top 10 landete.

BB Thomaz aus Düsseldorf sang sich bei der Show „The Voice of Germany“ im vergangenen Jahr bis ins Finale. Die Sängerin, Songwriterin und Produzentin hat sich selbst Klavier- und Gitarrespielen beigebracht, heute arbeitet sie als Musikerin und Fitness-Trainerin. 2016 bekam sie den „Deutschen Rock und Pop Preis“ u. a. für ihren Song „Don’t go missing“, bei dem sie mit dem US-amerikanischen Grammy-nominierten Songwriter/Produzent Kyle K2 Stewart II (Fifth Harmony, Tamar Braxton, Fantasia) zusammenarbeitete.

Linus Bruhn ist ein Sänger und Songwriter aus Hamburg. Drei Jahre lang spielte er den kleinen Tarzan im gleichnamigen Hamburger Musical. 2015 nahm er an „The Voice of Germany“ teil und wurde von der Sängerin Stefanie Kloß gecoacht. Seit 2015 besteht auch der YouTube-Channel von Linus Bruhn, auf dem er zahlreiche Gitarren-Cover veröffentlicht hat. Der Kanal hat inzwischen mehr als drei Millionen Klicks.

Gregor Hägele aus Stuttgart erreichte 2017 das Halbfinale der Show „The Voice of Germany“ und sang sich vor allem mit gelungenen Ed-Sheeran-Covern in die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer. Seine Leidenschaft sind deutsche und englische Popsongs.

lilly among clouds lebt bei und arbeitet in Würzburg. Die studierte Politologin spielt Klavier und Gitarre und schreibt Popsongs in englischer Sprache. 2014 bekam die Sängerin, Komponistin und Texterin den Preis für junge Kultur der Stadt Würzburg. Ein Jahr später veröffentlichte sie ihre Debüt-EP, 2017 ihr erstes Album „Aerial Perspective“. Dazwischen spielte sie u. a. beim renommierten SXSW-Festival in Austin, Texas (USA), und bei der Australian Music Week in Sydney.

Makeda kommt aus Bonn; ihre familiären Wurzeln liegen in Trinidad, Karibik. Die Sängerin und Songwriterin, die neben Klavier auch Gitarre und Bass spielt, war mit ihrer Band „Steal A Taxi“ als Kulturbotschafterin in China unterwegs und wurde in das renommierte Nachwuchsförderprogramm „Popcamp“ aufgenommen. Zudem stand Makeda im Musical „Bodyguard“ in Köln u. a. in der Hauptrolle auf der Bühne. In einer Videobotschaft sprach Christina Aguilera im Juni über Makedas YouTube-Cover von „Fighter“: „beautiful“ und „a lot of talent“.

Mehr Informationen über die Kandidaten findet ihr hier!

Die sechs Musikerinnen und Musiker nehmen derzeit an einem fünftägigen Song Writing Camp teil, bei dem sie gemeinsam mit 24 nationalen und internationalen Textern, Komponisten und Produzenten Lieder für den ESC entwickeln. Auf Grundlage dieses Materials wird dann miteinander entschieden, welcher Song für wen der richtige ist und wie er inszeniert werden kann.

Thomas Schreiber, ARD Koordinator Unterhaltung: „Unsere sechs Eurovisions-Kandidaten arbeiten mit großer Leidenschaft und Konzentration im Song Writing Camp an ihren möglichen Liedern für Israel. Es ist eine Freude, ihnen zuzusehen. Im letzten Jahr entstand bei dieser Gelegenheit Michael Schultes Hit ‚You let me walk alone‘. Hoffen wir, dass uns dieses Jahr ein vergleichbarer Erfolg gelingt. Die Kandidaten und die Songwriter geben alles dafür!“

Die Kritik an „Unser Lied für Israel“

Die Kritik von SchlagerPlanet.com: Was soll das? Statt auf das Prinzip Hoffnung zu setzen, wäre es angebracht, einen Song UND einen passenden Kandidaten zu finden – und zwar genau in dieser Reihenfolge. Dass es „Eurovision Song Contest“ und nicht „Eurovision Singer Contest“ heißt, haben Thomas Schreiber und die Verantwortlichen beim NDR wohl übersehen. Und was soll diese unselige Verbindung zu beim Publikum durchgefallenen „The Voice of Germany“-Teilnehmern? Wer profitiert beim Sender von so einer Entscheidung? Dass Michael Schulte mit einem halbwegs soliden, englischsprachigen Popsong nicht wieder auf einem der allerletzten Plätze landete, nimmt der NDR tatsächlich als Bestätigung seines vermurksten und für die Öffentlichkeit nicht nachzuvollziehenden Systems. Wird es also bei „Unser Lied für Israel“ wieder heißen „Germany no points“? Der NDR gibt jedenfalls wie in den Vorjahren alles dafür.

Das Finale des Eurovision Song Contests 2019 ist am Sonnabend, 18. Mai, ab 21.00 Uhr live aus Tel Aviv im Ersten zu sehen. Um 20.15 Uhr startet der „Countdown von der Reeperbahn“.

Patrick Kollmer
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