Erst am Donnerstag wurde bekanntgegeben, dass Xavier Naidoo für Deutschland zum „ESC“ 2016 fahren soll. Das hatte die ARD im Vorfeld entschieden. ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber begründete die Wahl damit, dass Xavier Naidoo ein „Ausnahmekünstler“ sei, der „seit knapp 20 Jahren seinen Platz im deutschen Musikleben hat.“ Damit sollten in diesem Jahr die Zuschauer nicht über den Künstler für Deutschland, sondern lediglich über das Lied, das Naidoo singen würde, abstimmen. Xavier Naidoo selbst sagte zur Wahl: „Dieser völkerverbindende Wettbewerb ist für mich etwas ganz Besonderes. Und klar, ich trete an, um das Ding nach Hause zu holen.“
Kritik in den sozialen Netzwerken
Innerhalb nur eines Tages waren sowohl die Reaktionen in der Presse, als auch die in den sozialen Netzwerken über Naidoos Teilnahme, so heftig ausgefallen, dass sich ARD und NDR nun noch einmal Gedanken über ihre Entscheidung gemacht haben. Sie kamen zu dem Schluss: „Xavier Naidoo ist ein herausragender Sänger, der nach meiner Überzeugung weder Rassist noch homophob ist“, betonte Thomas Schreiber. „Es war klar, dass er polarisiert, aber die Wucht der Reaktionen hat uns überrascht. Wir haben das falsch eingeschätzt.“ Nach Bekanntgabe der Wahl des Künstlers war das Pressecho vernichtend. In den sozialen Netzwerken wurden sogar Petitionen gegen Xavier Naidoos Teilnahme gestartet.
Grund für die Aufregung: der Sänger war im Laufe seiner Karriere immer wieder durch zweifelhafte Äußerungen öffentlich an den Pranger gestellt wurden. Er sei homophob und ein Rassist, hieß es von Kritikern. „Mir widerstrebt, mich jetzt bekennerhaft für etwas zu rechtfertigen, was ich nicht bin und was ich schon mehrfach erläutert habe. Mit meinem ganzen Wesen stehe ich für ein weltoffenes und gastfreundliches Deutschland und einen respektvollen sowie friedlichen Umgang miteinander“, rechtfertigte sich Naidoo noch gestern gegenüber dem NDR.
So reagierte Xavier Naidoo selbst
Auf die überraschende Absage, die heute Mittag nun bekannt wurde, reagierte der Künstler auf seiner Facebook-Seite mit folgendem Statement: „Vor einigen Monaten ist die ARD auf mich zugekommen und hat mich gebeten, im nächsten Jahr für Deutschland beim Eurovision Song Contest in Stockholm anzutreten. Das war der alleinige Vorschlag der ARD. Ich habe nach reichlicher Überlegung schließlich zugesagt, weil dieser Wettbewerb ein ganz besonderes Ereignis für mich gewesen wäre. Wenn sich nun kurz nach unserer vertraglichen Einigung mit dem NDR und dem Abschluss aller Vorbereitungen die Planungen der ARD durch einseitige Entscheidung geändert haben, dann ist das ok für mich. Meine Leidenschaft für die Musik und mein Einsatz für Liebe, Freiheit, Toleranz und Miteinander wird hierdurch nicht gebremst.“
Wer statt Naidoo fahren wird und ob es nun doch wieder zu einer Zuschauer-Entscheidung kommen wird, ist bisher nicht bekannt.