Anika Zietlow: „Ich gehe nicht über Leichen“

Anika Zietlow im Interview mit SchlagerPlanet

Ehrliche Worte

Im letzten Jahr war sie die Frau an Michael Wendlers Seite, nun wandert Anika Zietlow auf Solopfaden. Im Interview mit Schlagerplanet spricht sie über ihren neuen Song und den Bruch mit dem Wendler…

Anika Zietlow Interview
Anika redete mit uns über ihren neuen Song und das Aus mit Michael Wendler.

2013 startete Anika Zietlow richtig durch – an der Seite von Schlagerstar Michael Wendler. Nach dem gemeinsamen Projekt wurde es etwas ruhig um die Moderatorin und Sängerin, doch nun meldet sie sich mit einem neuen Song zurück und verrät im Interview, wie es zu dem Zwist mit Michael Wendler kam und warum die beiden so schnell nicht mehr zusammen singen werden.

Solopfade

Am 11. Juli erschien ihre Single „Haltlos, kopflos“, eine „Up-Beat-Nummer mit ein bisschen Dance“, die sofort ins Ohr schießt. Anika erzählte uns, worum sich der Song dreht:

Anika Zietlow: In dem Song geht es darum, dass man sich verguckt hat in jemanden, auch ziemlich heftig, und man aber total verunsichert ist, ob der andere einen auch so gerne mag. Es geht um diese Zweifel, die da sind und dass man sich in der Nähe desjenigen total verunsichert fühlt. Man genießt es einerseits, aber andererseits hat man auch Angst, dass diese Liebe oder Zuneigung nicht erwidert wird.“

Die Sängerin verarbeitet in dem Song, den sie selbst geschrieben hat, eine persönliche Geschichte. In allen Songs, die aus ihrer Feder stammen, verarbeitet sie Privates, Erlebtes und Erzähltes:

AZ: Ich verarbeite allgemein in den Songs, die ich schreibe, entweder persönliche Geschichten oder Geschichten von meinen Freundinnen, über die wir so über die Jahre gequasselt haben. Da kommt dann so einiges zusammen. Manchmal sind es auch mehrere Geschichten in einer verfasst. Das sind insgesamt persönliche Erfahrungen aus meinem Leben.“

Ob es irgendwann ein Album von Anika geben wird, ist noch unklar. Zwar nimmt sie immer wieder neue Songs auf, doch für die „richtige Platte“ möchte sie sich Zeit lassen. Auch, weil die Musik nicht ihre Hauptbeschäftigung ist:

AZ: „Also Lieder schreibe ich auf jeden Fall immer wieder selbst. Ich gehe auch ab und zu ins Tonstudio und nehme diese auf. Ich kann noch nicht sagen, wann und ob ein Album demnächst rauskommen wird, aber ich würde mich genauso darüber freuen wie auch die, die darauf warten. Es ist nur in der heutigen Zeit relativ schwierig, weil sowas natürlich auch sehr zeitaufwendig ist. Die Musik ist für mich momentan kein Hauptverdienst, ich bin ja Moderatorin bei Potsdam TV, da habe ich auch meine Sendung. Somit steht die Musik an zweiter Stelle, aber die mache ich eben auch total mit Liebe und deswegen möchte ich nicht mit irgendwas rauskommen und irgendwas präsentieren, wo ich nicht richtig dahinterstehe. Darum lasse ich mir lieber mehr Zeit mit meinem 'Hobby' Musik sage ich jetzt mal, als da jetzt was übers Knie zu brechen.“

Ihr aktueller Song ist ein eingängiger Hit auf Deutsch, unterlegt mit viel Bass. Auch zukünftig möchte sie in der Sprache singen:

AZ: „Ich habe mich jetzt eher der deutschen Musik zugesprochen. Ich finde, da kann ich meine Gefühle besser ausdrücken, auch meine Geschichten besser verarbeiten. Auch wenn ich Englisch schön finde und auch Englisch kann, meine eigene Musik wird vorrangig deutsch sein.“

Neben dem Gesang hat Anika auch andere Talente – und zwar das Moderieren. Ab September ist sie das Gesicht einer täglichen Ratgebersendung bei Potsdam TV:

AZ: In der Sendung geht es um Expertengespräche über alle möglichen Themen, vor allem rund um Berlin und Brandenburg. Da geht es dann von Sicherheit für Kinder im Netz über Altenheime und Demenz, sowie Versicherungen. Alle Themen, die uns als Bürger beschäftigen – auch mal Radtouren-Tipps. Ich habe sehr interessante und vielfältige Gäste. Ich moderiere außerdem noch ein VIP-Magazin bei Potsdam TV und da habe ich demnächst meinen Kollegen Chris Prinz eingeladen.“

Die Zeit an Michael Wendlers Seite

Im letzten Jahr machte das Duo Michael feat. Anika die Charts unsicher. Ihre gemeinsame CD „Come Back“ schaffte es bis auf Platz 20 der deutschen Charts. Eine Tatsache, die der Wendler mit Sicherheit auch der Frau an seiner Seite zu verdanken hatte, denn die Schlagzeilen über ihn waren nicht immer positiv und viele Fans sagten dem Sänger Lebewohl.

In Kontakt mit dem Sänger kam sie durch die RTL-Show „Der Wendler sucht den Schlagergott“ auf RTL, bei der sie den dritten Platz belegte. Anika beschreibt dies als „insgesamt eine sehr schöne Erfahrung“. Dass sie es nicht auf den ersten Platz schaffte war im Nachhinein kein Nachteil, ganz im Gegenteil, denn dadurch bot sich ihr eine größere Chance als dem Gewinner:

AZ: „Ich habe dann letztendlich mit Michael Wendler die CD aufgenommen und die Single und hatte viele schöne Auftritte mit ihm zusammen. Das war alles sehr überraschend und ich wurde auch gleich ins kalte Wasser geschmissen. Ich hatte sehr wenig bis gar keine Erfahrung in der Medienbranche. Aber ich hatte da eine große Unterstützung an meiner Seite, was diese ganzen Sachen betrifft. Auch seitens des Managements aus und deswegen habe ich das alles ganz gut gemeistert.“

Auch nach Amerika hat es die beiden verschlagen, was für Anika eine aufregende Zeit bedeutete:

AZ: „Ja, also das waren insgesamt fünf Tage in Amerika, zwei Tage Los Angeles und drei Tage Las Vegas. Das war vor allem sehr heiß, da sind es dann ja auch so um die 58° im Schatten, da kann man dann auch kein Cabrio fahren. Ansonsten sehr aufregend natürlich, als deutsche Schlagersänger im amerikanischen Fernsehen. Dann der Auftritt im Hofbräuhaus in Las Vegas, dann Las Vegas zu erleben. Wir hatten sehr viel zu tun, es war nicht nur Vergnügen. Wir haben sehr viel gearbeitet dort, unter anderem den Videodreh gemacht. Die Hitze, das kann sich kein Mensch vorstellen, wir haben in der Wüste gedreht und da bin ich im Nachhinein sehr stolz auf unser ganzes Team, dass wir das wirklich so durchgezogen haben. Es ist auch ein sehr schönes Video geworden wie ich finde und die Zeit war auch ganz toll.“

Aktuell überschlagen sich die Zeitungen mit den neuesten Meldungen über das Scheitern einer gemeinsamen Tour von Anika und Michael. Auch Michael nahm auf seiner Facebook-Seite bereits Stellung zu den Schlagzeilen. Im Interview sprach Anika über die die Tatsache, dass sie aus finanziellen Gründen nicht mit dem Sänger auf Tournee gehen kann:

„Privat hatte ich mit ihm eine super Zeit, bis es jetzt um die zweite Tournee ging. Da sind wir uns jetzt nicht einig geworden, was ich auch sehr schade finde für die Fans. Ich konnte aber unter diesen Umständen so die Tournee nicht begleiten und möchte das natürlich auch begründen für alle Außenstehenden, weil ich natürlich grundsätzlich schon für die Fans auf der Bühne stehen möchte, weil mir das sehr am Herzen liegt. Ich finde es sehr schade, dass das jetzt so ist. Ich muss aber arbeiten wie jeder andere Mensch auch und deswegen ist es jetzt im Moment so wie es ist.“

Anika Zietlow Interview
Ein Foto aus der gemeinsamen Zeit der beiden.
©SchlagerPlanet

Im Gespräch merkt man schnell, dass Anika keine schmutzige Wäsche waschen will, ganz im Gegenteil. Sie redet ruhig und deutlich, sie will ausschließlich ihre Sicht der Dinge klarstellen und den Fans ihre Entscheidung begründen. Stets stand sie hinter dem Sänger und beteiligte sich in Medienberichten nicht mit bösen Kommentaren:

Ich habe Michael den Rücken gestärkt, weil ich nicht einsehe, wenn alle mit der Mistgabel auf einen zu rennen, da mitzumachen. Sowas mache ich nicht. Vor allem nicht, wenn ich mit einem Menschen gut auskomme und mit ihm gut arbeiten kann. In dem Moment, in dem ich selbst betroffen bin, kann ich nur von meiner Situation mit diesem Menschen sprechen. Was im Dschungel passiert ist oder auch mit allen anderen Menschen, dazu habe ich immer noch die Meinung, das ist seine Sache mit diesen Leuten. Ich kann nur über die Sache sprechen, die bei mir passiert ist.“

Sie ist für die gemeinsame Zeit dankbar, daher zum jetzigen Zeitpunkt auch ein Stück weit enttäuscht:

„Ich würde sagen, im letzten Jahr hatten wir eine tolle Zeit zusammen. Ich habe jetzt einige Enttäuschungen hinnehmen müssen und die hätten wahrscheinlich auch andere gekränkt. Wenn man zum Beispiel erfährt, dass andere Künstler die Lippen zu meinem Song bewegen und mit ihm auf der Bühne stehen. Das ist als Duettpartnerin ein Schlag ins Gesicht. Das tut weh. Das ist so, als ob man austauschbar ist. Das mag natürlich sein, aber jemandem das so deutlich und ohne Vorwarnung zu präsentieren, ist als Newcomer und auch denke ich als Sänger allgemein, wenn man Stücke zusammen gemacht hat, einfach eine sehr schmerzhafte Erfahrung. Für mich würde das nicht in Frage kommen.“

Für die Zukunft sieht Anika erst einmal keinen gemeinsamen Weg der beiden Künstler:

Ich denke, das ist es jetzt erstmal gewesen, da mir das persönlich zu viel ist, was ich jetzt gehört habe und was in den letzten Wochen passiert ist. Ich hätte gerne mit Michael darüber gesprochen, aber ich denke nicht, dass ich da ein Ohr gefunden hätte.“

Über Erfolg ist jeder Künstler dankbar, doch das ist nicht das Wichtigste für die Sängerin:

„Ja, das ist das Eine, erfolgreich zu sein, aber nicht um jeden Preis, ich gehe nicht über Leichen. Ich habe auch noch Werte und für mich steht im Vordergrund, dass man sich bei allem, was man tut, wohlfühlt und alles mit dem Herzen macht und nicht, damit man erfolgreich ist. Ich denke, dass man auf Dauer nur erfolgreich sein kann, wenn man das mit voller Leidenschaft und vollem Vertrauen aus vollem Herzen machen kann.“

Über die angebliche Aussage von Michael Wendler-Manager Markus Krampe, dass andere Künstler auch umsonst mit dem Wendler auf Tour gehen würden, hat Anika eine ganz eigene Meinung:

„Dann wünsche ich ihnen ganz viel Glück dabei, dass sie mit den Künstlern Erfolg haben. Ich wünsche dem Michael überhaupt nichts Böses, darum geht es nicht, gar nicht. Ich wünsche mir nur für mich, dass ich weiterhin ganz normal arbeiten kann, zu einem vernünftigen Honorar. Ich denke, das versteht man auch. Es geht gar nicht darum, sich große Güter zu leisten. Aber wenn man sich für einen Job entscheidet, muss der natürlich auch das bringen, womit man seinen Unterhalt bestreiten kann und das ist nun mal im Moment nicht der Fall, wenn ich mit ihm zusammenarbeite. Darum habe ich mich jetzt davon gelöst, einfach auch um die Fans nicht weiter auf die Folter zu spannen oder ein großes Fragezeichen zu hinterlassen. Das ist eine schwere Entscheidung für mich gewesen aufgrund der Fans. Aber ich hoffe, dass sie auch mit meiner Musik, die ich ihnen bieten kann und auch mit der Musik, die ihnen Michael bietet, weiterhin Spaß haben.“

Großer Zuspruch ihrer Anhänger

Ihre Fans sind Anika enorm wichtig, fast täglich postet sie auf ihrer Facebook-Seite aus ihrem Leben, um ihre Anhänger stets auf dem neuesten Stand zu halten:

„Ich denke, der Kontakt zu den Fans ist ganz wichtig. Wenn man in seinen Songs sehr persönliche Sachen beschreibt, können sie noch besser nachvollziehen, was für ein Mensch man ist. Ich war ja früher auch Fan von Musikgruppen und ich habe mir jedes Video gekauft, jedes Buch und musste mir Sachen vorlesen lassen, da konnte ich noch gar nicht lesen. Jede Zeitschrift, zum Beispiel die BRAVO, ich finde es einfach unglaublich praktisch, dass Facebook kostenlos den Einblick in die Persönlichkeit von Personen gewährt, die in der Öffentlichkeit stehen oder in den Medien arbeiten. Man kann sich einfach informieren und auch als Künstler selbst, wer sich für einen interessiert. Man bekommt praktisch das direkte Feedback und kann auch den Fans ein viel näheres Feedback geben.“

Zukünftig dürfen sich die Fans von Anika auf folgendes von der Künstlerin freuen:

„Jetzt im Moment sitze ich hier am Schreibtisch und bereite meine Sendung in der Redaktion vor, blättere in Magazinen für Themen und so weiter. Ich habe hier einen relativ spießigen Bürojob, was ich aber ganz toll finde, was auch sehr viel Spaß macht. Ich habe sehr nette Kollegen und ich finde, es ist eine sehr schöne Arbeit. Ich arbeite sehr gerne auch im ganz normalen Büro mit anderen Menschen zusammen. Auf der Bühne stehen gehört vielleicht dazu, das ist aber nicht das, was ich haben muss oder brauche.“

Jenny Rommel
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