Der Berliner Wintergarten gilt deutschlandweit als altehrwürdige Institution, wenn es um anspruchsvolle Varieté-und Akrobatikshows geht. Gestern Abend wurde der Öffentlichkeit der neueste Streich vorgeführt, der ganz vielversprechend nach Helene Fischers Megahit „Atemlos“ benannt ist. Den Atem mussten die Zuschauer schon gleich von Sekunde eins anhalten, denn die Darbietungen waren spannend, mitreißend und verdammt sexy.
Ella Endlich und Jay Khan singen sich durch deutsche Kultsongs
Mit einer Art Urknall und dem Song „Wir sind hier“ wurde die Varieté-Show von den beiden Hauptdarstellern Ella Endlich und Jay Khan eröffnet. Für den richtigen Sound zu den artistischen Darbietungen sorgte eine Liveband, welche die besten Songs aus den letzten 25 Jahren deutscher Musikgeschichte spielte. Dabei reichte die Palette von Trude Herrs „Ich will keine Schokolade“ über Xavier Naidoos „Dieser Weg“ bis hin zu „Du hast“ von Rammstein.
Auch die Hauptdarsteller sind keine Unbekannten: So konnte die Produktion mit Ella Endlich eine namhafte und vor allem wandelbare Sängerin gewinnen, die mit modernen Interpretationen von Klassikern wie „Er gehört zu mir“ oder Trios „Da Da Da“ überzeugte. Auch das etwas ulkige Unterfangen „Du hast mich 1000 Mal belogen“ von Andrea Berg in einer Opernversion zu singen, konnte der frühere Teeniestar stemmen. Überraschend vielseitig zeigt sich auch Ex-Dschungelcamp-Bewohner Jay Khan. In sieben sportlichen Outfits sang er deutsche Kulthits und imitierte unter anderem Udo Lindenberg und Falco.
Magische Momente
Der erste Gänsehautmoment ließ nicht lange auf sich warten: Den bescherte die dunkelhaarige Britin Emily Kinch, die sich anmutig in einem weißen Negligé und diamantbesetzten Dessous zu „Küss mich, halt mich, lieb mich“ kopfüber an einem Kronleuchter drehte. Dieser Mix aus Artistik, Poesie und Erotik raubten dem Publikum den Atem. Magisch und gleichzeitig schrill wurde es bei den Auftritten von Tänzer und Travestiekünstler Diva Tomasz, der zu „Schüttel deinen Speck“ sein Bauchtanztalent zum Besten gab.
Das Beste zum Schluss
Allerdings entpuppte sich das große Finale, als „Atemlos“ dann tatsächlich gesungen wurde, als eher schwache Mitklatschnummer. Auch wenn Ella Endlich und Jay Khan optisch eine unverschämt gute Figur abgaben, blieben Stimmung und Performance hier leider weit hinter den Erwartungen. Die emotionale Ansprache zur aktuellen Flüchtlingssituation und die darauffolgende Version von „An Tagen wie diesen“ konnten aber alles wett machen und glänzten umso stärker.
„Atemlos“ liefert dem Zuschauer eine gutgelaunte und überraschende Achterbahnfahrt durch Artistik, Comedy und die größten deutschen Kulthits der letzten 25 Jahre. Noch bis Anfang nächsten Jahres präsentieren Ella Endlich und Jay Khan den bunten Reigen an deutschen Kulthits, gespickt mit atemberaubender Akrobatik.