Rosenheim gestern Abend kurz vor 19 Uhr: Am Himmel ziehen dicke schwarze Wolken auf, irgendwo am Horizont sind bereits die ersten Blitze zu sehen. Vor dem Festival-Gelände des Rosenheim Sommerfestivals stehen tausende Menschen in einer Schlange – sie alle sind gekommen um Andreas Bourani live zu erleben.
Plötzlich rennen sie schreiend auseinander und stellen sich im danebenliegenden Café unter: Es schüttet wie aus Eimern und der Wind fegt die aufgestellten Sonnenschirme um. Doch all die bangen Blicke sind pünktlich um 20:00 Uhr von den Gesichtern verschwunden. Petrus scheint Andreas Bourani-Fan zu sein, denn tatsächlich klart der Himmel zu Konzertbeginn auf und zeigt sich in seinem schönsten Blau.
„Sing meinen Song“
Kurz vor 20:00 Uhr wird der Künstler in einem schwarzen Audi direkt hinter die Bühne gefahren, fünf Minuten später begrüßt er das Rosenheimer Publikum bereits mit den Worten: „Guten Abend Rosenheim, schön hier zu sein!“. Der Zeitplan ist straff von Andreas Bourani. Gerade erst ging die zweite Staffel „Sing meinen Song“ zu Ende, in der auch er seine Songs tauschte. Im Herbst dann wird er Juror in der Castingshow „The Voice of Germany“ und zwischendrin tourt er mit seinem Album „Hey“ durch Deutschland.
Treffend fasst er gestern sein letztes Jahr nochmal zusammen und sagt im Bezug auf „Sing meinen Song“: „Da war ich derjenige, der die jüngste Karriere hatte“. Tatsächlich ist Andreas Bourani den meisten erst seit dem Sommer 2014 ein Begriff. Dem Sommer, in dem Deutschland Fußball-Weltmeister wurde und der 31-Jährige mit seiner WM-Hymne „Auf uns“, wenn auch nicht geplant, den passenden Soundtrack zu diesem Sommermärchen lieferte.
Schwere Romantik und verträumte Momente
Von seinen zwei Alben spielt Bourani dann gestern in Rosenheim Nummern wie „Wieder am Leben“, „Alles beim Alten“, „Alles nur in meinem Kopf“, „Auf anderen Wegen“ oder seine aktuelle Single „Ultraleicht“. Hauptsächlich schwermütige Titel mit Texten, die nie nur an der Oberfläche kratzen, sondern fast schon philosophisch anmuten. In „Alles beim Alten“ lautet zum Beispiel eine Textzeile: „Vielleicht werd' ich ein ewig Suchender sein. Ich gehör' vom ganzen Herzen dort hin, wo ich nicht bin...“
Dementsprechend wird bei einem Andreas Bourani Konzert verhältnismäßig wenig getanzt, dafür umso mehr geschmust und verträumt in den Himmel geschaut. Wer sich ein Ticket für einen Andreas Bourani Auftritt kauft, der will nicht feiern, sondern fühlen. Die Rosenheimer jedenfalls zeigen sich durchweg bei allen Nummern textsicher und schwelgen gemeinsam mit ihrem Star in den Sphären des Lebens und der Liebe.
„Auf uns“ ist Höhepunkt des Abends
Mit der Performance von „Hey“ macht Bourani Kollegin Yvonne Catterfeld dann eine besonderes Kompliment: Er singt den Song nicht etwa in der Album-Version, sondern so wie ihn Yvonne wenige Wochen zuvor bei „Sing meinen Song“ präsentiere. Die Zuschauer dankten ihm diese Version mit einem tiefen Raunen und einer extra Portion Applaus.
Doch den Höhepunkt des Abends brachte natürlich einer andere Nummer: „Auf uns“ ist auch rund ein Jahr nach dem Sieg der deutschen Fußballer in Brasilien noch immer so präsent in den Köpfen der Deutschen, dass schon bei den ersten Klängen eine kollektive Gänsehaut durch das Publikum in Rosenheim ging. „Ich hätte gern, dass ihr euch alle in die Arme nehmt, egal mit wem ihr heute hier seid, ob mit Freunden, Familie, Oma, Nachbar…Denn wir haben nur diesen einen Moment.“
Und mit diesem einen Song, den Bourani knappe vier Minuten performte, brachte er den 9.000 Menschen im ausverkauften Rosenheimer Sommerfestival-Gelände die Stimmung von 400.000 Menschen am Brandenburger Tor. Dieses Fußball-Fieber hielt sich bis zum Ende des Konzertes: Nachdem Bourani gegen 21:25 bereits seine dritte Zugabe gespielt hatte, sangen die Rosenheimer noch immer Fangesänge und forderten ihren Bourani zurück.