Mit Trompeten und Posaunen kommen sie daher: Die Blechblos’n sind seit 25 Jahren Garant für Mega-Partys unter traditioneller Vorherrschaft. Sie vereinen eigene Hits, die besten Cover-Versionen, mit klassischem Defiliermarsch und komödiantischen Einlagen. Den Siebener im Lotto hat auf dem Oktoberfest München Kufflers Weinzelt. Hier sorgen die Blechblos’n seit 1994 an 16 Tagen am Stück für bestes bayerisches Entertainment. Dieses Jahr standen sie zum 20. Mal auf der Bühne und heute singen sie am letzten Wiesn-Tag ihren obligatorischen Abschiedssong: „Hymn“ von Barclay James Harvest.
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SchlagerPlanet interviewte die Band exklusiv. Wissenswertes über die Band, die Wiesn und das Weinzelt erfahrt Ihr hier!
SchlagerPlanet: Wie kam es dazu, dass Ihr als Band auf dem Oktoberfest spielt?
Reinhard, Blechblos‘n: Dieses Jahr ist Jubiläumswiesn für uns, wir sind zum 20. Mal dabei. Damals hat uns der Stefan Kuffler – damals war er Junior Wirt – auf einem Fest in Aichach zufällig gehört und hat sich gedacht: „Das wären genau die richtigen jungen Burschen, die brauch ich für mein Weinzelt.“ Das Jahr darauf waren wir schon dabei. Das Weinzelt war eigentlich schon vorher unser Favorit, wenn wir privat draußen waren. Das Zelt selbst gibt es fast 30 Jahre. Anfangs hatten die bis abends um zehn fast gar keine Gäste und dann erst ging’s bei denen los. Das Weinzelt hatte schon immer eine Spätlizenz, die durften immer länger aufhaben. Wenn dann die anderen Zelte zugemacht haben, kamen die Leut auf einen Absacker ins Weinzelt. Im Laufe der Zeit ging’s immer früher los und jetzt ist es normal, dass es mittags um zwölf losgeht.
SP: Wie lange müsst Ihr an einem Abend durchhalten?
Reinhard, BB: Wir spielen von Fünf bis halb Neun. Des geht...
SP: Was tut Ihr, damit Ihr die ganze Wiesn durchhaltet? Kein Alkohol…?
Reinhard, BB: Um Gottes willen, auf der Wiesn kein Alkohol!? Das geht ja gar ned! (ein Aufruf der Entrüstung geht durch den Raum) Wir sollen Spaß haben und nur wenn wir auch Spaß haben, können wir auch den Spaß vermitteln. Wenn man das streng bürokratisch angeht, dann geht das gar nicht.
Günter, BB: Für die Sänger ist es natürlich wichtig, dass Du nicht zulange drinbleibst. Drinnen ist es laut, und wenn man sich da noch mit Leuten unterhalten will, wird man natürlich heiser. Die Stimme wird dann schon beansprucht und dann kann’s passieren, dass man innerhalb von 16 Tagen mal heiser wird. Das ist nicht so toll. Aber da weiß schon jeder, was er machen kann, nach 20 Jahren haben wir’s raus.
Reinhard, BB: Jeden Tag nochmal drei, vier Stunden mitfeiern geht natürlich nicht.
SP: Was ist an Kufflers Weinzelt so besonders?
Reinhard, BB: Das Besondere ist das familiäre Flair. Die großen Zelte erschrecken eher, von der schieren Größe her. Im Weinzelt ist alles so heimelig quasi, das ist alles superschön eingerichtet, hier gibt es keine normalen Biergarnituren, sondern richtige schöne Tische, Bänke und Nischen und man muss sich nicht dauernd Rücken an Rücken mit irgendwelchen Nachbarn reiben und ärgern, weil jemand rübertritt – jeder hat seinen Bereich. Vom Sitzen her ist’s super, Essen ist super, das Ambiente super. Das Publikum ist eher Münchnerisch, hierher kommen relativ wenig Touris. Aber wenn man nicht bis April schon vorreserviert hat, kriegt man eh keinen Platz mehr.
SP: Wird im Weinzelt wirklich mehr Wein als Bier getrunken?
Werner, BB: Ab 21 Uhr ist der Weißbier-Hahn zu, dann gibt’s nur noch Wein, Sekt, Weinschorle und Champagner.
Günter, BB: Deswegen spielen wir bis halb neun, damit wir noch Bier bekommen.
Werner, BB: Du merkst das an der Stimmung der Leut, ein Bierpublikum ist ganz anders als ein Sektpublikum. Die sind ziemlich lange spritzig, vom Bier wirst du bald träge. Wenn man zu später Stunde in die Bierzelte geht, merkt man schon, dass da zwar gefeiert wird, aber a bissl anders. Du merkst den Unterschied zwischen Weinschwips, Sektschwips und Bierschwips.
SP: Was war Euer schönstes Wiesn-Erlebnis?
Reinhard, BB: Für mich war es ein besonderes Ereignis, als mal Haindling mit uns gespielt hat oder Günther Sigl von der Spider Murphy Gang. 2012 stand Michael Holm mit uns auf der Bühne… Wem wir ein persönliches Standl am Tisch gebracht haben, weil wir sie schon lange verehren, sind Siegfried & Roy. Die beiden haben das Zelt 2011 nach Roys Unfall besucht, es hat ihm supergut gefallen. Er konnte nicht mehr so wie er früher war, aber er ist trotzdem noch voll dabei gewesen. Das war eine superschöne Geschichte, er hat sich riesig über unser Standl am Tisch gefreut. Campino von den Toten Hosen hat bei uns noch einen Stage Dive gemacht… das war schon mutig. Unser Stage Dive Spezialist ist Günter, der springt bei Wacken immer in die vorderen Reihen…
SP: Die Blechblos’n spielen beim Wacken, dem größten Heavy Metal-Festival der Welt?
Günter, BB: Jaja, 2013 das dritte Mal.
SP: Habt Ihr auch den Heino gesehen?
Reinhard, BB: Ich hab sogar ein Foto mit ihm geschossen.
Werner, BB: Die Leute sind ja vollkommen ausgerastet. Ich war mit Reinhard auf einem Turm im VIP-Bereich und ich war gespannt, was das Publikum mit ihm macht. Entweder zerfleischen sie ihn oder sie huldigen ihn, das zweitere war dann der Fall. Er hat „Sonne“ so authentisch mit einer markigen Stimme gesungen, eigentlich besser als Rammstein-Sänger Till Lindemann selber.
Lest hier den SchlagerPlanet-Nachbericht von Heino bei Wacken!
SP: Till sah ja sehr betrunken aus, der hatte Schlagseite…
Reinhard, BB: Ja vielleicht musste er sich das Duett mit Heino erstmal schön trinken.
Günter, BB: Je nachdem wo man gerade stand gab es schon auch Buh-Rufe – die Reaktion war schon gemischt, wenn auch überwiegend positiv.
SP: Aber wer dem 74-jährigen Heino den Spaß nicht gönnt…
(zustimmendes Nicken) Reinhard, BB: Rammstein war echt ein Erlebnis. Wir spielen bei Wacken jeden Tag eine Stunde und wir spielen alles: Vom „Trompetenecho“ über „Amtsgerichtspolka“, die klassische Blasmusik, bis hin zu Rockmusik-Covern und die Leute gehen richtig ab.
Roland, BB: Ich hab mal das Publikum gefragt, ob sie Blasmusik oder Rockmusik wollen – die eindeutige Antwort war Blasmusik, dabei hatten wir uns auf eine Rocknummer eingestellt.
Günter, BB: Wir spielen das dann ganz klassisch mit Tuba, Klarinette, Polka – aber wir spielen von Haus aus kernig.
SP: 2001 habt Ihr Kylie Minogue getroffen und mit ihr ihren Hit „I should be so lucky“ interpretiert – wie kam es dazu?
Reinhard, BB: Die haben wir damals in ihrem Hotel im Bayerischen Hof in der Suite überrascht, sie war noch ganz privat in ihrem Schlafzimmer. Ein Kollege von einem Radiosender hat uns reingeschleust, mit direktem Kontakt und unserem schönen Smiley hat sie uns empfangen. Als sie uns gesehen hat, hat sie gemeint: „Gut, mit den Burschen mach ich das.“
Günter, BB: Ich hab damals nicht damit gerechnet, dass sie das macht. Das war echt ein Knaller. Wir haben das gleiche mit Robbie Williams probiert, aber der war nicht so cool.
Werner, BB: Das war im größeren Rahmen schon auf dem roten Teppich vor einem Kino bei der Premiere vom Film „Cars 2“...
Reinhard, BB: Das haben wir gelernt, wenn die schon auf dem roten Teppich sind, sind die nicht mehr cool und locker, dann spult sich da ein gewisses Programm ab. Aber wenn du den Künstler an der Bar triffst oder wie bei Kylie sogar im Schlafzimmer, dann sind die einfach locker.
Peter, BB: Heino haben wir bei der „Versteckten Kamera“ auch schon drangekriegt. In Weilheim haben wir bei einer inszenierten Autogrammstunde „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ gespielt, unser Dirigent war der verkleidete Fritz Egner. Damals wurde vor einer ganzen Anhängerschar von „Heino-Jüngern“ eine seiner vermeintlichen Gitarren versteigert, die ihm aber gar nicht gehörte. Er war ganz entsetzt, dass die Gitarre für eine horrende Summe versteigert werden sollte und ist dann eingeschritten.
SP: 2008 habt Ihr Larry Hagman aus „Dallas“ beim Musikantenstadl getroffen. Was hat denn der da gesucht?
BB: (einstimmig) Whiskey
SP: Was spielt Ihr am liebsten auf der Wiesn?
Werner, BB: Die Standards spielen wir immer wieder gern, wie „Fürstenfeld“ oder „Marmor, Stein und Eisen bricht“, die kommen immer wieder gut. Unser momentaner Favorit, der sich 2012 schon durchgesetzt hat, ist „Tage wie diese“, das spielen wir gerne.
Reinhard, BB: Es wird sich 2013 rausstellen, ob etwas Englisches wie „Blurred Lines“ eine Chance als Wiesn-Hit hat oder ob es doch was ganz Blödes wie „Nur noch Schuhe an“ wird. Der Song ist einfach und hat meiner Meinung nach ganz gute Chancen für den Wiesn Hit. Ein Wiesn-Hit ist für mich, wenn die Leute den Song nicht nur im Zelt, sondern auch in der U-Bahn singen.
SP: Beim Oktoberfest sind ja auch immer ganz viele prominente Gäste. Wen habt Ihr denn schon beim Feiern im Zelt entdeckt? Als Hausband des FC Bayern besuchen Euch bestimmt Franz Beckenbauer und viele Spieler…
Reinhard, BB: Die Spieler wollen meistens gar nicht begrüßt werden, weil die inkognito da sind. Zum einen wegen der Fans, zum anderen weil sie meistens Training haben und gar nicht auf die Wiesn dürfen. Wenn man jemanden rumlaufen sieht mit ganz tief reingezogenem Hut und Schal, dann könnte man schon einmal darauf tippen, dass das ein FC Bayern-Spieler ist. Wir kennen die natürlich schon, aber sie wollen lieber nicht begrüßt werden, weil das sonst auffliegen würde.
SP: Fragen Freunde und Familie oft nach Tischen?
Werner, BB: Ja wir haben zur Wiesn-Zeit immer ganz viele Freunde. Die echten Freunde haben’s schon aufgegeben, wir haben da ja keinen Einfluss drauf. Unter der Woche kann man vielleicht nochmal mit einem Kellner reden, aber am Wochenende… keine Chance.
Reinhard, BB: Rechtzeitig Gedanken machen, im Februar eine schöne Mail an das Kuffler Weinzelt schreiben und dann klappt das. Am gleichen Tag erst zu fragen ist nicht machbar.
Vielen Dank für das nette und ausführliche Gespräch.
Und jetzt noch schnell die Blechblos’n im Weinzelt besuchen. Wer es verpasst hat, denkt daran: Nach der Wiesn, ist vor der Wiesn!