Mit seinen religiösen Liedern versteht es der Ex-Sänger und -Gitarrist der Kastelruther Spatzen, eine eigene große Fan-Gemeinde zu begeistern. Der stille Star aus Südtirol, der gerade seinen 60. Geburtstag feierte, erzählt im Exklusiv-Interview mit Daniela Kerscher von SchlagerPlanet.com von seiner Kindheit, seinen Söhnen und davon, wie er den Glauben lebt.
SchlagerPlanet: Als kleiner Junge hast Du Dir nicht zu sagen getraut, dass Du Einkehr in der Kapelle gesucht und Zwiesprache mit Jesus gehalten hast. Wovor hattest Du Angst?
Oswald Sattler: Sicherlich am meisten davor, dass mir die Eltern nicht mehr erlaubt hätten, dorthin zu gehen. Denn man weiß ja nicht, wie die Eltern darauf reagieren. In meiner Kindheit hat man das Gespräch nicht gesucht. Das war früher einfach so. Wenn die Eltern etwas gesagt haben, so wurde nicht weiter darüber diskutiert. Dann hat man das so hingenommen. Heute weiß ich, dass man überall mit Jesus sprechen kann. Früher hieß es: „Wenn du mit ihm sprechen willst, muss es in der Kirche sein.“ Wir sind ja am Sonntag auch zweimal in die Kirche gegangen.
Oswald Sattler und der Glaube
SchlagerPlanet: Wie bist Du als kleiner Junge damit umgegangen?
Oswald Sattler: Manchmal hatte man das Gefühl gehabt, dass es vielleicht ungerecht war. Heute hört man sich die Meinung des anderen erst mal an. Aber man kann auch nicht sagen, dass der andere das falsch macht, weil er das nicht so entscheidet wie ich das sehe. So kann auch eine Lüge eine Wahrheit sein. Von der Sicht des anderen Menschen aus. Denn es gibt ja einen Grund, warum jemand etwas anders macht. Von seiner Warte aus wird das so richtig sein. Ich denke z. B. anders darüber, weil ich anders aufgewachsen bin. Deswegen gibt es dann zwei unterschiedliche Meinungen, und im Grunde sind beide richtig.
SchlagerPlanet: Das heißt, hinter jeder Wahrheit stecken viele Wahrheiten?
Oswald Sattler: Ja, genau. Dafür muss man 60 Jahre alt werden, dass man auf das ein oder andere draufkommt. (lacht)
SchlagerPlanet: Sicher war es nicht leicht für Dich, dein kleines Geheimnis bewahren zu können?
Oswald Sattler: Ja, weil es viel Zeit in Anspruch nahm, die man eigentlich in meiner Kindheit nicht gehabt hat. Wir haben den ganzen Sommer Heu gemacht, in der Früh ist man in den Stall gegangen und hat das Vieh versorgt, hat vor der Schule noch die Milch von Haus zu Haus getragen. Es war einfach eine ganz andere Zeit.
SchlagerPlanet: Gelegentlich werden dich die Eltern auch gefragt haben, wo du warst?
Oswald Sattler: Ja, genau. Dann hab’ ich gesagt „I war bei mein Freund“ – so heißt auch das Lied auf meinem aktuellem Album „Festliche Lieder“.
SchlagerPlanet: Und letztlich war das ja auch Deine ganz persönliche Wahrheit …
Oswald Sattler: Da war der Gedanke, ob es Lüge ist oder keine – nicht da. Denn ich habe die Zwiesprache mit Jesus immer für richtig empfunden. Das war mein Weg.
SchlagerPlanet: Du gehst mit deinen Söhnen heute bestimmt ganz anders um?
Oswald Sattler: Da wird diskutiert, wenn es notwendig ist, aber ich lasse ihnen auch ihren freien Willen, weil die heutige Generation auch ganz anders aufwächst, andere Ideen hat und somit auch andere Entscheidungen trifft wie ich. Es gibt auch heute noch Dinge, die ich anders machen würde als wie die Kinder das machen. Sie müssen auch dann für das, was sie machen, geradestehen.
„Man lebt den Glauben, indem man mit den Augen der Liebe sieht“
SchlagerPlanet: Wie sieht das deine Frau Alma?
Oswald Sattler: Ich würde sagen, dass sie mehr mitfühlt. Ich dagegen denke, wenn jemand zu einem Stein läuft, oder mit dem Kopf gegen die Scheibe stößt, dann lass ihn das ausprobieren, und sie würde da eher die Hand davor halten. Ich meine, das sind auch Meilensteine, die einen Menschen prägen.
SchlagerPlanet: Was ist für dich das Wichtigste im Glauben?
Oswald Sattler: Man lebt den Glauben, indem man mit den Augen der Liebe sieht. Dazu gehört auch, dass man nicht versucht, jemanden nach eigenen Wünschen zu basteln. Weil jeder Mensch einzigartig ist, hat er auch bestimmte Fähigkeiten und diese sollte man ihn ausleben lassen.
Statt ihre Talente und Fähigkeiten entfalten zu können, fühlen sich manche Menschen vom Partner beschnitten. Ja, das geht überhaupt nicht. Früher oder später scheitert dann die Partnerschaft.
SchlagerPlanet: Wodurch zeichnet sich die Liebe zwischen dir und deiner Frau Alma aus?
Oswald Sattler: Wir respektieren uns gegenseitig, jeder nimmt den anderen so wie er eben ist. Wenn man versucht, im Partner das Gute, das Schöne zu sehen, dann würde ich sagen, ist vieles einfacher.
SchlagerPlanet: Lieber Oswald, wir danken Dir für das Gespräch!