Vergangenes Wochenende hat der Wunderknabe Martynas das erste Mal im deutschen Fernsehen unter Beweis gestellt, was er mit seinem Akkordeon so alles drauf hat. Sogar Florian Silbereisen hat mit ihm beim „Herbstfest der Träume“ ein Duett auf dem Akkordeon zum Besten gegeben.
Wer das „Herbstfest der Träume“ verpasst hat, der kann hier den Nachbericht lesen.
Der sympathische Litauer veröffentlichte am 11.10.2013 sein gleichnamiges Album „Martynas“, welches klassische Musik unter anderem von Mozart, Bach oder Beethoven auf Akkordeon gespielt beinhaltet, aber auch moderne Lieder von beispielsweise Katy Perry sind auf dem Album zu finden. Was Martynas über sein neues Album, seine Karriere und sein Leben zu berichten hat, das hat SchlagerPlanet in einem exklusiven Interview für Euch herausgefunden. Das Gespräch wurde auf Englisch geführt und ist frei übersetzt.
SchlagerPlanet: Martynas, magst Du Deutschland und ist es Dein erstes Mal hier?
Martynas: Es ist nicht mein erstes Mal hier und ich bin sehr glücklich darüber hierher zurück zu kommen. Ich mag vor allem Berlin, aber auch München scheint sehr schön zu sein. Ich habe zwar noch nicht allzu viel davon gesehen, aber die Landschaft gefällt mir doch schon sehr gut. Ich wohne ja zurzeit in London und das ist auch mit ein Grund, warum ich mich in ganz Europa wirklich heimisch fühle.
SP: Was denkst Du über die Deutschen?
M: Ich kenne ja nicht alle Deutschen, aber diejenigen, die ich kennenlernen durfte und mit denen ich zusammenarbeite sind wirklich professionell und einige sind auch gute Freunde geworden. Deutsche sind sehr vertrauenswürdig, loyal und hilfsbereit und darum bin ich glücklich, dass ich einige Menschen hier getroffen habe.
SP: Am Samstag beim „Herbstfest der Träume“ hattest Du ja Deinen ersten Fernsehauftritt in Deutschland. Wie war das für Dich? Warst Du aufgeregt?
M: Es ist ja mehr Volks- und Schlagermusik orientiert, deshalb war ich schon gespannt, wie auf klassische Musik reagiert wird. Ich war schon sehr aufgeregt, da ich wusste, dass es viele Zuschauer sind und daher war es auch eine große Chance für mich, um Aufmerksamkeit zu bekommen und auch in Deutschland gesehen und gehört zu werden. Ich mag es sehr auf der Bühne zu stehen, deshalb war es auch wirklich schön für mich.
SP: Du bist ja noch recht jung, mit Deinen 23 Jahren. Was machst Du denn gerne in deiner Freizeit? Gehst Du auch mal mit Freunden aus, eben was ganz normale junge Erwachsene tun?
M: Ich mache natürlich auch sehr viele lustige Dinge mit Freunden, aber das ist mein Privatleben. Ich möchte Privates und die Karriere trennen. Aber natürlich mag ich tanzen und singen sehr gerne. Ab und zu geh ich auch mal in Clubs tanzen, aber ich mag es mehr mit Freunden in englische Pubs zu gehen und dort eine gute Zeit zu verbringen. Zur Zeit habe ich nicht allzu viel Freizeit und, ich weiß das klingt jetzt vielleicht langweilig, aber ich mag es sehr einfach nach Hause zu kommen und auszuruhen. Das ist meine Realität, aber wann immer ich noch Zeit und Energie habe sehe ich meine Freunde und wir haben Spaß, wie jeder normale Mensch eben auch.
SP: Hast Du denn überhaupt noch viel Zeit für Deine Freunde und Deine Familie?
M: Meine Familie und meine Freunde habe ich immer in meiner Tasche mit dabei – in meinem Handy. So oft es geht rede ich mit ihnen online, weil ich meistens weg bin. Wenn ich daheim bin, versuche ich mir die Zeit zu nehmen. Es ist nicht immer leicht meine Mama zu sehen, weil sie in Litauen lebt, aber wann immer ich in Litauen bin besuche ich sie natürlich oder wir machen gemeinsame Unternehmungen.
SP: Das muss sehr schwer für Dich sein, dass Du Deine Familie und Freunde nur so selten siehst…
M: Es ist nicht so schwer wie man glaubt. Ich arbeite sehr gerne und fokussiere mich daher auf meine Karriere. Deshalb sehe ich auch nicht so viele Nachteile darin meine Freunde und meine Familie seltener zu sehen.
SP: Und wie sieht es mit Beziehungen aus?
M: Ich hatte schon einige feste Beziehungen, aber jetzt bin ich frei! Und wie man sehen kann bin ich sehr glücklich darüber frei zu sein. Es wäre auch sehr schwer, weil ich ja oft unterwegs bin und da einer Beziehung gerecht zu werden ist wirklich hart.
SP: Wirst Du auf der Straße schon erkannt?
M: Das passiert mir häufig in Litauen, da kennen mich die Leute schon etwas und ich werde auf der Straße angesprochen. Mir gefällt das, weil ich es nicht wirklich erwartet hätte. Auch in England reagieren die Menschen schon auf mich und kommen teilweise auf mich zu, um zu sagen, dass ihnen das Album und meine Musik gefallen.
SP: Du lebst ja gerade in London, hast aber schon so viel von der Welt gesehen und reist sehr viel. Wo fühlst Du Dich denn daheim?
M: Mein Herz gehört Litauen, ich bin ja auch Litauer. Noch kann ich nicht genau sagen, wo mein Zuhause ist, ich bin noch sehr jung und kann das noch nicht entscheiden. Mal lebe ich in Litauen, mal in England, mittlerweile lebe ich fünf Jahre in London. Zurzeit könnte ich mir nicht vorstellen es für immer zu verlassen, aber wenn ich dort bin, habe ich auch immer das Bedürfnis zu gehen. Es ist schwierig, aber ich würde London als meine Heimat bezeichnen.
SP: Warum gerade Akkordeon?
M: Ich war drei als mir mein Patenonkel ein Akkordeon geschenkt hat. Angefangen hat aber alles damit, dass ich ein Klavier-Konzert im Fernsehen gesehen habe. Das war das erste Mal, dass ich überhaupt eine klassische Musikaufführung gesehen habe. Ich war so fasziniert davon, dass ich angefangen habe mit meinen Fingern auf dem Tisch zu spielen. Meiner Familie ist das natürlich aufgefallen und sie wollten mir ein Klavier kaufen, allerdings war das zu dieser Zeit für sie unbezahlbar. Stattdessen hat mir mein Patenonkel ein Akkordeon gegeben und ich spielte damit. Ich spielte alles, was ich im Radio gehört habe nach und habe es mir somit quasi selbst beigebracht.
SP: Und spielst Du auch noch andere Instrumente?
M: Ja, ich spiele Klavier, aber ich sehe mich selbst nicht als Pianist. Ich mag es darauf zu improvisieren und darauf Lieder zu komponieren. Ich komponiere eigentlich öfter auf dem Klavier als auf dem Akkordeon. Es inspiriert mich einfach am Klavier zu sitzen. In der Schule mochte ich Klavierspielen nie, auch den Unterricht habe ich nicht gemocht, aber wenn es ungezwungen ist, dann macht es mir sehr viel Spaß. Auf der Musikschule mussten wir es allerdings lernen und das hat mir nicht so sehr gefallen. Außerdem kann ich zwei Akkorde auf der Gitarre spielen, daraus könnte ich auch einen Song komponieren. Und ich habe ein bisschen Tuba gespielt als ich klein war. Ich bin sehr musikalisch, aber ich weiß nicht wirklich woher das kommt, denn keiner meiner Familie hatte etwas mit Musik zu tun. Mein Patenonkel war Künstler, vielleicht habe ich daher meine künstlerische Ader, er hat mich sehr inspiriert.
SP: Wie war es für Dich 2010 ein Teil einer Castingshow in Litauen zu sein? Hat es Deine Karriere vorangebracht?
M: Ich habe mitgemacht, weil ich wusste, dass dort wahrscheinlich kein anderer Akkordeonist mitmachen würde und ich hatte einfach etwas vollkommen anderes und Neues zu zeigen. Ich war damals zwar noch Student, aber schon dabei ein professioneller Musiker zu werden und deshalb habe ich die Chance wahrgenommen. Ich wollte das Akkordeon jungen Menschen näher bringen und zeigen, dass es auch noch eine andere Art gibt Musik zu machen. Es war wirklich eine Herausforderung, weil, vor allem auch Backstage, gab es viele Vorurteile – „der Junge mit seiner Ziehharmonika“. Aber als ich dann auf der Bühne stand und die positive Resonanz des Publikums erfahren durfte, wusste ich, dass es das ist was ich machen möchte. Auf der Bühne stehen und zeigen was ich kann. Ich hatte zwar auch einen inneren Konflikt mit mir selbst, ob ich meinen Freunden und meinen Professoren in London davon erzählen soll, das habe ich auch erst einmal nicht, aber als ich dann gewonnen hatte und zurück in London war, haben sie es natürlich mitbekommen. Ich habe zwar den ersten Preis gewonnen und auch das Preisgeld erhalten, aber den Ruhm hat der Zweitplatzierte erhalten, da ich schon am nächsten Tag nach dem Finale wieder in London zur Schule ging und normal weiterstudiert habe. Natürlich hatte ich auch viel Aufmerksamkeit und Presse erhalten, aber zu dem Zeitpunkt war ich dann einfach wieder ein normaler Musikstudent und in London wusste zunächst niemand, dass ich an einer Castingshow teilgenommen, geschweige denn gewonnen hatte. Meine Professoren und Freunde haben es erst zwei Monate später herausgefunden. Sie haben alle super reagiert und waren glücklich, das hat auch mich glücklich gemacht.
SP: Wie war es denn an der altehrwürdigen Royal Academy in London, Musik mit Akkordeon im Hauptfach zu studieren? Ich habe gehört es ist ziemlich streng.
M: Damals habe ich es als sehr streng empfunden, aber jetzt sehe ich das nicht mehr so. Als angehender Akkordeonspieler muss man sehr viel lernen. Ich habe dort sehr viel über Musik, aber auch generell, gelernt. Die Akademie hat mir wirklich sehr viel beigebracht. Letztes Jahr habe ich meinen Abschluss gemacht und jetzt möchte ich mich voll und ganz auf meine Karriere konzentrieren.
SP: Auf Deinem Album spielst Du ja auch ein Lied von Katy Perry und Lady Gaga ist ebenfalls in Deinem Repertoire enthalten. Was für Musik hörst Du denn privat?
M: Katy Perry habe ich aufgenommen, weil es viele Menschen aufmerksam macht, vor allem auch die jüngere Generation. Es hat noch niemand solch ein Lied auf dem Akkordeon gespielt und das macht es einfach besonders. Diese Art von Musik kann man auch sehr gut auf dem Akkordeon spielen. Auch Lieder von Lady Gaga sind wirklich gut. Ich mag sie sehr als Performerin, auch wenn ich ihre Musik privat jetzt nicht unbedingt höre. Vor allem ihr Titel „Telephone“ klingt wirklich gut auf dem Akkordeon und jetzt haben wir sogar eine Version davon mit dem Symphonieorchester aufgenommen, welches oft im Klassik-Radio in England gespielt wird. Das freut mich sehr. Privat höre ich sehr viel unterschiedliche Musik. Es kommt immer auf meine Stimmung an. Am Morgen höre ich sehr gerne Jazz, das weckt mich auf. Sonst mag ich Ben Howard, Tracy Chapman und einige mehr. Mir ist aufgefallen, dass ich melancholische Lieder sehr gerne mag, obwohl ich eigentlich kein melancholischer Mensch bin. Ich mag traurige Musik, aber auch klassische Musik. Es ist immer unterschiedlich, je nach Stimmung.
SP: Was ist denn Dein absolutes Lieblingslied und was würdest Du gerne einmal spielen? Vielleicht auf einem neuen Album?
M: Das erste was mir dazu in den Sinn kommt ist Stravinsky mit „The Rite of Spring“ („Le sacre du printemps“). Da würde ich sehr gerne ein Arrangement auf dem Akkordeon machen. Es gibt schon einige Pläne, aber dazu kann ich jetzt leider noch nicht allzu viel sagen. Es wird auf jeden Fall einige Überraschungen geben mit Pop-Musik und auch den ein oder anderen Kollaborationen. Man darf gespannt sein.
SP: Auf Deinem Album singst du ja auch Nossa Nossa. War es denn schwierig für Dich auf Portugiesisch zu singen?
M: Ich spreche die Sprache nicht, aber dieses Jahr hat mir bewiesen, dass egal was es ist, du musst es versuchen und dann schaffst du es auch. Ich dachte ich würde niemals singen, ich dachte ich würde niemals diesen Song spielen, aber jetzt ist es auf meinem Album und ich habe es durchgezogen. Man kann alles schaffen, wenn man es nur versucht. Trotzdem ist das Singen nicht mein Hauptfokus.
SP: Was ist denn Dein Lieblingstitel auf Deinem Album?
M: Ich muss sagen, ich mag sie wirklich alle. Ich habe einige Favoriten, aber im Großen und Ganzen finde ich alle Titel gut. Sie passen zu dem Album, deshalb haben wir sie auch ausgesucht, und ich bin wirklich sehr zufrieden mit der Mischung. Eines gibt es von Bach, das ist allerdings nur in der digitalen Version des Albums zu hören. Es ist wirklich lange und dauert neun Minuten. Das gesamte Album ist sehr abwechslungsreich und das gefällt mir sehr.
SP: Wer ist Dein Lieblingskomponist?
M: Sehr schwierig zu beantworten. Es kommt auf die Periode an. Gerade mache ich ein Projekt von Tschaikowsky, gemeinsam mit Kollegen. Wir spielen seine Symphonien auf acht Akkordeons und es hört sich wirklich großartig an. Ich mag die Musik von Tschaikowsky sehr gerne und gerade ist er auch einer meiner Lieblingskomponisten. Aber ich liebe auch Stravinsky und Wagner.
SP: Was hältst Du denn von deutschem Schlager und Volksmusik?
M: Ich kenne das Genre und ich mag es auch. Ich bin nicht Deutsch, vielleicht verstehe ich es deshalb auch nicht so gut. Aber ich könnte mir durchaus vorstellen auch einmal etwas in diese Richtung zu machen. Jedoch wäre das dann nicht mein Hauptfokus.
SP: Was sind Deine Pläne für die Zukunft?
M: Einmal zum Mond fliegen :-) Ich unterrichte auch Schüler, was mir sehr viel Spaß bringt, das würde ich gerne weiterhin und öfter machen. Und natürlich auch weiterhin Musik machen und ein zweites Album. Ich würde die Musik niemals aufgeben. Ich liebe es mich weiter zu entwickeln und das Akkordeon beliebter und bekannter zu machen. Ich möchte auf großen Bühnen stehen und mit Orchestern spielen, das ist mein Ziel. Das Akkordeon wird unterschätzt. Das möchte ich ändern.
SP: Hast Du noch ein paar nette Worte an Deine Fans und an die SchlagerPlanet Community?
M: Hört niemals auf Musik zu hören und zu genießen! Ich würde mich sehr über ein „like“ auf meiner Facebook-Seite freuen und es würde mich auch freuen, wenn ihr meine Musik wirklich mögt. Mein Album ist nun erhältlich und es wäre mir eine Ehre Euch irgendwann, irgendwo einmal zu sehen.
Vielen Dank Martynas für das nette und offene Gespräch. SchlagerPlanet wünscht Dir für Deine Zukunft alles Gute und weiterhin viel Erfolg!