Marc Marshall – ein Mann, der schon als Siebenjähriger wusste, dass er Musiker werden will, der sich immer weiter entwickeln möchte und auch im Duo Marshall und Alexander oftmals den Ton angab: „Das, was in einem drin ist, dem kann man auch dienen und kann sehen, wie weit sich das entwickeln lässt. Und so sind die ganz vielen verschiedenen Stilrichtungen auch entstanden. Das ist mein großes Steckenpferd als Künstler, zu sagen, ich bin nicht nur Sänger, der sich dahin stellt und Töne aneinandersetzt, sondern sich fragt wie geht das eigentlich.“
„Die perfekte Affäre“ heißt die erste Single aus dem neuen und gleichnamigen Album von Marc Marshall, das am 08.05.2015 erscheinen wird. Ist der Name Programm? Eigentlich ja komisch, ist doch Marc Marshall seit Jahren in festen Händen. Das dachten sich auch viele, die zum ersten Mal mit dem Titel in Berührung kamen. Doch was steckt wirklich dahinter? Marc Marshall sprach mit SchlagerPlanet über die Single, sein Album und sich selbst als Mann und Partner.
Frauen – das meistbehandelte Thema der Musikgeschichte
Frauen und die Liebe werden nicht selten besungen, was an Marc Marshalls neuem Album und der gleichnamigen Single jedoch verblüfft, ist die Herangehensweise. Dies ist aber nur im ersten Moment der Fall, schaut man tiefer, eröffnet sich eine doch sehr sympathische Blickweise auf das weibliche Geschlecht: „Also es ist das meistbehandelte Thema auf der Welt, aber eines das wahrscheinlich nie zu Ende diskutiert werden kann, weil es immer wieder neue Facetten zeigt. Ich bin in einem Alter in dem ich die Geschichten die mir in meinem eigenen Leben passiert sind, Revue passieren lasse. Musikalisch und inhaltlich kann und möchte ich diese verarbeiten und dazu etwas sagen. Wie ein erwachsener Mensch der offen die vielen Facetten anspricht die uns alle gut tun“, erklärt Marc Marshall.
Das Erwachsene und Moderne zeigt sich auch in der Art und Weise des Singens, auch wenn er sich nicht im Jugendjargon verliert: „Es ist keine moderne, hippe Sprache, sondern es ist eine sehr erwachsene, gewählte Sprache. Durch die Texte werden viele Menschen angesprochen, es werden teilweise auch Sehnsüchte geweckt und der ein oder andere ist auch froh, dass das einfach mal thematisiert wird.“
„Die perfekte Affäre“ – ein Ratgeber für Beziehungen?
„Die perfekte Affäre als Single ist ein Lied, das jetzt schon für kuriose Reaktionen sorgt. Da war zum Beispiel eine Bekannte, die hat den Titel im Radio gehört und sagte dann, als sie die Anmoderation gehört hat ‚Oh Gott, was ist denn bei dem Marc Marshall los, die perfekte Affäre, was macht der denn, der ist doch in einer Beziehung‘. Dann hat sie sich das Lied angehört und meinte: ‚Ich bin ja so froh, dass es die Affäre mit der eigenen Frau ist‘. Also es gibt immer wieder Dinge mit denen man nicht rechnet“, berichtet Marc Marshall.
„Die perfekte Affäre“ als Single handelt nicht von einer flüchtigen Bekanntschaft, wie es vielleicht die erste Vermutung wäre. Es geht darin um das Aufrechterhalten einer langen Beziehung, um das Auffrischen der Liebe und um das Überraschen. Ein Ratgeber also? Marc Marshall möchte diesen Anspruch nicht erheben: „Das wäre ein großer Anspruch, den ich natürlich nicht für mich anmaßen kann, da eine Anleitung zu präsentieren. Es kann inspirieren.“
Trotzdem aber sieht er in seinem Titel einen kleinen Wegweiser, beziehungsweise, versucht das, was er in seiner eigenen Beziehung gelernt hat, nach außen zu geben: „Ich glaube, dass viele, die in langen Beziehungen leben, oftmals vor so einem Moment stehen und denken ‚mein Gott, wir lieben uns und eigentlich ist doch alles in Ordnung, aber irgendwie ist doch auch die Routine eingekehrt. Das Feuer fehlt dann ein bisschen und da kann der Titel vielleicht eine Anregung sein. Aber ob es ein Ratgeber ist, das muss jeder für sich selbst entscheiden.“
Für ihn liegt es auf der Hand, dass auch kleine Aufmerksamkeiten die Liebe erfrischen können und somit der Tristesse der Wind aus den Segeln genommen werden kann: „Es sind die kleinen Dinge, wie zum Beispiel, den Partner einfach mal wieder zu einem Date einladen und mit einer kleinen Geste wie Blumen oder Komplimenten das Herz des anderen wieder neu erobern.“
Marc Marshall persönlich: „Ich möchte ein richtiges Weib haben“
Er selbst führe eine sehr gute Beziehung, mit einer sehr angenehmen Kultur des gegenseitigen Verständnisses und Zuhörens. „Als junger Mann, da habe ich mir eher auf die Zunge gebissen, ehe ich auch persönlich irgendwelche Wünsche geäußert hätte“, erinnert sich der Sänger. Heute habe er gelernt, dass es nichts Wichtigeres gibt, als seine Wünsche offen zu äußern. Sich für einen Partner zu verbiegen, nicht man selbst zu sein, sei in seinen Augen auch ein Fehler, schließlich könne man dieses Trugbild nicht ewig aufrechterhalten.
Auch wenn es der Titel seines Albums und das schnieke Auftreten in Anzug und Krawatte vermuten lassen könnten, ein Macho ist Marc Marshall nicht. „Ich bin schon ein richtiger Mann. Aber Macho ist nochmal was anderes, der sich vielleicht auf Kosten der Weiblichkeit wichtig macht. Und da ist gerade das Gegenteil bei mir der Fall. Ich möchte Mann sein und möchte auch ein richtiges Weib gegenüber haben.“
Flirten ist jedoch auch in einer langjährigen Beziehung äußerst wichtig für den Sänger, denn das macht die Sache spannender, lässt auch nach vielen Jahren noch die Funken zwischen Partnern sprühen: „Auch eine Frau möchte als Frau wahrgenommen werden. So empfinde ich es. Und gerade da sind große Sehnsüchte bei den Frauen, dass ein Mann mit ihr respektvoll umgeht, aber auch dieses Spiel zwischen Mann und Frau trotzdem existiert. Ein Flirt, es gibt nichts Schöneres als einen Flirt, der muss nicht immer gleich im Bett landen.“
„Die perfekte Affäre“ ist so gesehen eine Liebeserklärung an die Frauen. Das Lied „Ich lieb‘ die Frauen“ beschreibt das ganz besonders. Damit meint Marc Marshall alle Frauen in ihrer Gesamtheit, egal wie sie aussehen und welche Macken sie haben. „Ich mag an einer Frau auch die verschiedenen Launen. Das Laszive, eher das Beständige, das Treue, das Zuverlässige, das Zärtliche, das Verständnisvolle, aber auch das Luder, das kommt sogar in dem Lied vor: ‚Frauenluder und Damen, wie auch die Tugendsamen‘.“
„Die perfekte Affäre“ – alter Sound im Jahr 2015
Mit seiner neuen Platte wagt Marc Marshall einen Ausflug in das Amerika der 60er Jahre, dabei soll es aber trotzdem als in der Moderne situiertes Album verstanden werden. „Der Einfluss beginnt bei mir in den 60er Jahren und das ist für mich das große Jahrzehnt. Viele moderne junge Künstler bedienen sich auch immer wieder dieser Entwicklung, ob das Bläsersetzungen sind, ob das der Sound ist, wie ein Schlagzeug klingen soll, der berühmte Knackbass der 60er Jahre, das alles haben wir versatzweise in verschiedene Songs auch immer wieder gebracht, ohne dass es ein Retro-Album ist. Das ist ein Album aus 2015, aber es spiegeln sich ganz viele Elemente meiner musikalischen Karriere darin.“
Mit der „perfekten Affäre“ verwirklicht Marc Marshall seine Leidenschaft für Musik, fernab von Genreeinordnungen und inhaltlichen Grenzen. „Das Album lebt davon, dass es ein Marc Marshall Album von Kopf bis Fuß ist, vom Scheitel bis zur Sohle maßgeschneidert. Wir haben fast drei Jahre dran gearbeitet, von der Entwicklung des Inhalts, von der Entwicklung des Sounds. Ich habe immer mehr gespürt, dass es ein Album sein muss, was meinem Leben entspricht.“
Und so soll auch die Tour aussehen, welche im Herbst 2015 startet. „Also alle, die mich kennen, egal in welchen Konstellationen ich in den letzten Jahrzehnten auf der Bühne war, wissen, dass für mich die Umsetzung an allererster Stelle steht. Es wird eine ganz besondere Zusammenstellung an großartigen deutschen Musikern auf der Bühne sitzen. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten die Geschichte zwischen Mann und Frau auf humorvoll, auf ganz tiefsinnige Weise zu erzählen und da werde ich mich sicher auch noch ganz anderer Epochen bedienen.“
Duo oder Solo?
Als Solo-Künstler genießen Marc Marshall und Jay Alexander, die sich als Duo Marshall und Alexander verschiedensten musikalischen Herausforderung stellten, ihre Freiheit in vollen Zügen – der eine mehr, der andere weniger. Trotzdem gibt es kein klares Besser oder Schlechter in Marc Marshalls Augen: „Es hat beides eine große Faszination. Die Herausforderung im Duo ist, dass man sich zurücknimmt, dass man gemeinsam einen Klang entwickelt und da gehört eine ganz besondere Sensibilität dazu. Man muss auch immer auf den anderen hören, während man selbst singt.“ Als Solist kann Marc Marshall dafür einen ganz eigenen Weg gehen, sich und seine Musik neu entdecken. „Das ist spannend und mir fehlt aktuell nichts. Ich gehe voll auf in diesen drei Jahren Arbeit am Album.“
Sein Duett-Partner Jay Alexander tourt derzeit mit einem Kirchenlieder-Album durch die Lande, woran schon charakterlich der Unterschied zwischen den beiden Männern ersichtlich wird: „Das kann man an dem Beispiel schon sehen: Jay ist jemand, der andere Wege geht. Ich bin jemand, der immer übers Ziel hinausschießt, um mich auch zu spüren und zu sehen, wo meine Grenzen sind“, beschreibt Marc Marshall, *„Viele Repertoire-Entscheidungen im Duo habe ich gefällt und musste mir da oftmals einiges anhören am Anfang, dann waren alle happy. Ich denke die Motivation, Künstler zu sein, ist bei mir wahrscheinlich eine ganz andere als bei Jay.“
Ungeachtet dessen freut sich Marc Marshall über sein aktuelles Projekt und die Herausforderungen, die im Zuge dessen noch auf ihn zukommen: „Ich freue mich einfach, dass es jetzt losgeht und bin auch jetzt schon sehr überrascht von der Resonanz im Rundfunk. Ich war noch nie der Rundfunkstar und plötzlich tauche ich da auf, in verschiedenen Hitparaden und Senderanstalten, ohne dass wir irgendwas gemacht haben. Ich fühle mich total bestätigt in dieser Entscheidung, das Album zu machen und bin einfach neugierig auf das was passiert und extrem gelassen.“