Während Maite Kelly als Gesangs-Solistin in der Schlagerwelt ihren Platz gefunden hat, ordnet sie ihr Privatleben gerade neu. Nach zwölf Jahren Ehe haben sich Maite Kelly und ihr Ehemann, das französische Model Florent Raimond (40), getrennt. Weder Lügen noch Betrügen sind für das Beziehungs-Aus verantwortlich. „Wir sind auseinander gewachsen”, verriet die Dreifach-Mama. Was das Paar weiterhin verbindet: Die Zwei wollen auch künftig gemeinsam für ihre Töchter Agnes (11), Josephine (9) und Solène (3) da sein. Mit SchlagerPlanet-Chefreporterin Daniela Kerscher sprach die frisch getrennte, 38-jährige Sängerin über ihre lehrreichen Jugendjahre, ihren Weg zum Schlager und ihr Leben als Dreifach-Mama.
SchlagerPlanet: Sie haben mit Ihrer Großfamilie The Kelly Family bereits als Kind und Jugendliche die Welt bereist und Musikgeschichte geschrieben. Was macht diese Zeit für Sie aus?
Maite Kelly: Dass ich in einer Künstlerfamilie aufgewachsen bin, kommt mir heute noch zugute. Was ist gelernt habe, verdanke ich vor allem meinem Vater Dan (†2002). Mein Vater hat Kunst und Kultur gelebt und geliebt. Ich habe ein sehr erfülltes musikalisches Leben gehabt, nicht aus Büchern, sondern Kultur gelebt. Ich durfte in Spanien erleben, wie bei Volksfesten Musik gemacht wird, es kamen die großartigsten Musiker des Landes zu uns. Mein Vater hat eine große Gabe gehabt, große Künstler zu erkennen, und er lud diese ein. Wir sind sehr oft nach Valencia gefahren. Die Melodie von „Sieben Leben für dich“ ist valencianisch angehaucht (singt). Das ist eine ganz bestimmte Süße, eine gewisse Sinnlichkeit und hat etwas ganz Edles.
SchlagerPlanet: Ihre Titel verkörpern Kraft und Seele.
Maite Kelly: Dankeschön. Ich glaube, was ich in meiner Kindheit musikalisch mitbekommen habe, war mir als Teenager gar nicht bewusst. Ich wurde eingebettet in Kultur, in Volksmusik und in Schlagermusik. Und ich habe auch das Handwerk des Singer-Songwriters lernen dürfen. Mein Vater hat viele Privatlehrer für uns engagiert. Wir haben immer die besten Musiker gehabt, wir wurden immer von Profis unterrichtet. Diese Freude an der Musik, am Leben und vor allem an den Menschen – das war die größte Schule des Lebens für mich. Der Tod meines Vaters bedeutete einen großen Bruch – das war ein großer Tod in meinem Leben.
Ein neues Leben für Maite Kelly
SchlagerPlanet: Sie haben einige Jahre daran gearbeitet, um den Tod Ihres Vaters zu verarbeiten. Ihr Weg führte Sie zunächst nach Amerika …
Maite Kelly: Ja, es war sehr wichtig, meinen Gedanken Struktur zu geben und das Lernen zu lernen. Ich bin zur Schule gegangen, ich hab’ meinen Schulabschluss nachgeholt. Man hat mir ein Stipendium angeboten, aber ich habe das nicht wahrnehmen können, weil wir als Kelly Family noch einen Vertrag hatten!
SchlagerPlanet: Haben Sie es bedauert, das Stipendium nicht annehmen zu können?
Maite Kelly: Natürlich habe ich es bedauert, aber es ist die Ironie des Lebens, der liebe Gott ist clever. Zwei Jahre durfte ich beim TV-Sender ZDF Neo arbeiten.
Wir präsentierten das erste Verbraucherschutz-Format. Und ich hab’ als Moderatorin den höchsten journalistischen Preis bekommen. Ohne Abitur vor den ganzen Akademikern zu stehen und zu sagen: „Vielen Dank!” – das war ein großes Geschenk. Ich könnte mir vorstellen, wenn die Kinder aus dem Haus sind, dass ich das wieder angehe.
SchlagerPlanet: Ist es richtig, dass Sie als Solo-Sängerin ganz von vorne anfangen mussten?
Maite Kelly: Ja, denn es gab einfach keine Tür, die aufging. Es war alles verschlossen. Ich hatte gedacht, ich werde nicht mehr auf der Bühne stehen.
SchlagerPlanet: Warum meinten Sie, dass das sein könnte?
Maite Kelly: Weil einfach keiner sich meine Demos angehört hatte!
SchlagerPlanet: Das vermutet man nicht, da Sie als Mitglied der Kelly Family eine langjährige Erfolgsgeschichte mitgeschrieben hatten. Hat das wirklich niemanden interessiert?
Maite Kelly: Nein, ich habe bei Null angefangen. Mein erstes Konzert fand in Frankreich statt. Ich habe gemeinsam mit Florent (ihren Noch-Ehemann, Anm. der Red.) an der Gitarre gespielt – vor sechs Leuten. Das können Sie sich nicht vorstellen, aber das war so.
SchlagerPlanet: Das klingt nach einer Parallele mit Ihrem Bruder Angelo, der ja auch anfangs zeitweise vor zehn Leuten aufgetreten ist.
Maite Kelly: Ja, mit der Gruppe war das kein Thema, doch außerhalb als Solist hat man noch kein Profil gehabt. Das war auch für mich in Ordnung, ich hab’ das verstanden und war dankbar für die sechs Menschen, die gekommen und geblieben sind und Standing Ovation gaben.
SchlagerPlanet: Das hat Sie zu keiner Zeit entmutigt?
Maite Kelly: Doch, es gab Momente, wo ich gedacht habe: Das soll wohl nicht sein! Als ich dann ein Country-Pop-Schlager-Album veröffentlicht hatte, ist die Plattenfirma in die Insolvenz gegangen. Dann hab’ ich losgelassen! Das heißt, ich hab’ einfach weiter Musik gemacht. Und ob ich auf der Bühne stehe oder nicht – das war mir für den Moment nicht das Wichtigste! Und dann hatte ich auch Glück gehabt, dass ich mit Roland Kaiser arbeiten durfte.
Zusammenarbeit mit Roland Kaiser
SchlagerPlanet: Wie kam der erste Kontakt zustande?
Maite Kelly: Wir saßen öfter bei Veranstaltungen zusammen und es kam der richtige Moment, ihn zu fragen. So haben wir bei der Carmen Nebel-Show eine schreckliche Suppe zusammen gegessen. Und da habe ich gesagt: „Herr Kaiser, das ist eine hervorragende Suppe!“ Und er darauf: „Frau Kelly, diese Suppe ist vorzüglich!“ Und da wussten wir beide, dass wir auf derselben Wellenlänge lagen. Und ich: „Herr Kaiser, ich hab’ da so einen Song. Ich hab’ an sie gedacht, als ich ihn geschrieben hab’. Wohin müsste ich den hinschicken? Und er: „Frau Kelly, an mich.“
Zwei Wochen später war ich in Rom, um weitere Songs zu schreiben. Da kam der Anruf von Roland Kaiser und er meinte: „Mir gefällt der Song gut. Hätten sie noch mehr? Sie können ruhig mehr machen.“ Dann hab’ ich ihn getroffen, und hab’ ihm einen weiteren Text gereicht. Darauf er: „Wenn die Musik dazu gut ist, könnte es einen Hit geben.“ Was folgte, war Schicksal. Ich hab’ im Traum die Melodie dazu gehabt, das passierte einfach. Das war – so glaube ich – der Neuanfang. Das war das neue Leben. Plattenchef Jörg Hellwig wollte plötzlich wissen, was ich gerade mache. „Ich hab’ da ein paar Songs“ antwortete ich. Darauf er: „Ich will diese haben, ich will mit dir arbeiten.“ Ich war immer noch skeptisch und meinte: „Meinst du wirklich? Denn ich glaub’ nicht, dass das was wird.”
SchlagerPlanet: Woher kam diese negative Überlegung?
Maite Kelly: Ich hatte einfach losgelassen, als Solosängerin etwas zu machen,
weil ich auch zufrieden war mit meiner Arbeit als Kinderbuchautorin („Die kleine Hummel Bommel”) und Songschreiberin. Ich dachte, vielleicht bin ich ja dafür gemacht, im Hintergrund tätig zu sein und für andere etwas zu machen.
SchlagerPlanet: Wann fühlen Sie es besonders, dass Sie im richtigen Genre angekommen sind?
Maite Kelly: Das Schönste ist – und das ist es, warum ich zum Schlager gegangen bin – wenn sich Generationen verbinden. Bei einer Hochzeit eines Polizisten zum Beispiel tanzten alte und junge Polizisten mit ihren Frauen zum Titel „Warum hast du nicht nein gesagt“. Dabei kullerte bei mir vor Freude so eine kleine Träne.
Familienleben in einer Frauenbande
SchlagerPlanet: Sie haben so viele Talente … So traten Sie bereits im „Circus Roncalli” als zweiter Clown auf. Wie war Ihre erste Begegnung mit Zirkus-Chef Bernhard Paul?
Maite Kelly: Wir kennen Bernhard Paul als Onkel, weil mein Vater ihm vor langer, langer Zeit geholfen und sich eine sehr große freundschaftliche Beziehung zwischen Kelly und Roncalli entwickelt hat. Als wir uns mal zu Hause getroffen hatten, sah er mich, wie ich mit seinen Kindern redete und sagte zu mir: „Maite, du bist ein natürlicher Clown.“ Und dann war ich bei den Proben und auf einmal hieß es: „Das wird jetzt deine Clownnummer.” Und das war gut. Weil ich unverkrampft rangegangen bin, habe ich das einfach gemacht … Und ich hab’ das so genossen! Und dann gab es jeden Abend Standing Ovations! Ich wurde von den Kritikern hochgelobt. Das war bestimmt eines der schönsten Projekte. Ich hab’ noch nie so viel Spaß gehabt wie da!
SchlagerPlanet: Was macht Ihr jetziges Familienleben als Single-Mama mit Ihren Töchtern Agnes, Josephine und Soléne aus?
Maite Kelly: Mir ist die Liebe und Achtsamkeit am wichtigsten. Füreinander da zu sein, dass die Kinder immer wissen, dass der andere Fehler machen kann. Hier kann dir kein Fehler die Liebe nehmen.
SchlagerPlanet: Wo und wie leben Sie?
Maite Kelly: Wir haben in Nordrhein-Westfalen ein großes Haus. Andrea ist unsere Gast-Oma, die seit vier Jahren fest angestellt ist. Es ist eine richtige Frauenbande.
SchlagerPlanet: Zeigt eines der Mädchen schon Musikalität?
Maite Kelly: Die Mittlere. Sie tanzt sehr viel, und wenn sie tanzt, performt sie auch. Es ist alles in einer sehr naiven kindlichen Art, und das soll auch so bleiben.
SchlagerPlanet: Liebe Maite, wir danken Dir für das Gespräch!