Sie sang an der Seite von Nino de Angelo, Wencke Myhre und Semino Rossi. In ihrer Heimat Schweiz ist sie ein Superstar. Ihr gehören Gold- und Platin-Schallplatten, der Prix Walo und der erste Platz beim Grand Prix der Volksmusik 1998. Während Francine Jordi in der Schweizer Klatschpresse bevorzugtes Thema im Jahr 2012 war, kennt man sie hierzulande noch wenig. Ihre Trennung von Mundartsänger Florian Ast wurde von der Regenbogenpresse bereits mehrfach durchgekaut. SchlagerPlanet sprach deswegen gestern mit ihr zur Abwechslung mal über: Musik.
Keine zwei Sekunden des Interviews sind vergangen, da schallt das Gekicher von Sängerin und Redakteurin durch den altenglisch gestalteten Gastraum des Victorian Houses in München. Beide bewundern den sympathischen Dialekt des anderen. Schweizer „Odrrrr“ trifft Münchner „frrrreilich“. Klar, hier stimmt die Wellenlänge sofort. Francine Jordi ist schlank, attraktiv, hat frech gestufte halblange blonde Haare. Sie trägt dunkelblaue und schwarze Farben, eine elegante große dunkelblaue Uhr und einen ungewöhnlichen Designer-Ring, der so aussieht als seien hier barocke Perlen mit Gold kreativ veredelt worden.
Kreativität – das Stichwort, das Francine Jordi umschreibt. Zum ersten Mal war sie bei allen wichtigen Produktionsschritten ihres neuen Albums „Verliebt Geliebt“ involviert. Mit Komponist Tommy Mustac, Texter Tobias Reitz (schreibt auch für Helene Fischer) und Musikproduzent Dieter Falk (Pur, Patricia Kaas) hatte sie ihr Wunschteam: „Ich hatte wirklich Riesenglück, dass alle zugesagt haben.“ In einem Düsseldorfer Studio traf sich das Team morgens um 9 Uhr und hörte abends um 9 Uhr wieder auf. Jede Idee wurde angenommen, ausprobiert, abgeändert, eventuell wieder verworfen – so lange bis Francine Jordis Bauchgefühl für jeden Song stimmte. „Eine inspirierende Zusammenarbeit zwischen Perfektionisten.“ Auf „Verliebt Geliebt“ war es ihr wichtig, neben ihrer positiven Lebenseinstellung auch ihre feinen und nachdenklichen Seiten zu präsentieren.
Der gesamte Entstehungsprozess des Albums sei ein magischer Moment gewesen, alle waren so „euphorisch“. Gänsehautfeeling pur ist ihr in Erinnerung, als sie mit Dieter Falk den Bonustitel „Guten Abend, gute Nacht“ von Brahms aufnahm: „Er am Klavier, ich Gesang. Wir waren zu zweit im Studio und spielten den First Take ein. Da merkte ich wieder: Er ist ein gewaltiges Genie und durch sein Können habe ich es zu Höchstleistungen gebracht. Zwischen uns herrscht blindes Verständnis, ich muss ihn nicht mal sehen, nur hören – und wir wissen beide, was zu tun ist.“
Aber: Francine schwärmt nicht nur für Dieter Falk, auch ein anderer Dieter hat es ihr angetan. Sie musste in der Vergangenheit DSDS ablehnen und fast überkommt einen der Eindruck, sie bedauert dabei am meisten, Dieter Bohlen verpasst zu haben. Mit großen Augen schwärmt sie: „Ich kenne ihn noch nicht persönlich und hätte gerne gewusst, wie er arbeitet. Trotzdem: Selbst Dieter Bohlen kann nicht immer 100 % wissen, was ein Hit sein könnte, aber er hat ein überdurchschnittlich gutes Gespür, das ist bewundernswert.“
Der rote Faden von Francine Jordis Album „Verliebt Geliebt“ sind „echte Instrumente, ein Orchester mit Cello, Klarinette, irische Flöte, spanische Gitarre“ – Naturklänge, auf die Francine Jordi Wert legt. Sie kommt vom Land, Jodeln ist für sie so natürlich wie Zähne putzen. Hinter ihr liegen 10 Jahre klassisches Gesangsstudium, sie spielt Klavier und hat kürzlich mit Gitarre angefangen. Mit klassischen Elementen fühlt sich die Vollblutmusikerin „zuhause, die Naturinstrumente schmeicheln meiner Stimme besonders.“
Francine Jordi liebt ihren Beruf, sie liebt es vor Menschen zu singen, ihren Spaß am Leben weiterzugeben. Und auch wenn sie auf „Fototermine, Koffer packen und Koffer schleppen verzichten“ könnte, ist sie voller Vorfreude auf das deutsche Publikum gespannt. Lachend kündigt sie an, dass sie 2013 „sehr sehr viel in Deutschland“ sein wird, auch im TV: „Ihr werdet mich so schnell nicht mehr los!“ – und darüber freuen wir uns sehr, liebe Francine.