„Nehmen Sie das bloß auf. Sonst kommt wieder so ein Kauderwelsch raus, wie in der Frankfurter Rundschau“, fordert Jürgen Drews gleich zu Beginn des Interviews. Ein gebranntes Kind scheut das Feuer. Er hat schlechte Erfahrungen mit falsch zitierten Äußerungen gemacht, veröffentlichte doch die Frankfurter Rundschau Ende 2012 einen Artikel mit der Überschrift „Jürgen Drews hasst Schlager“, die daraufhin in allen großen Zeitungen aufgegriffen wurde. „Ich musste so viel richtig stellen, habe so viele Anrufe bekommen. Das hat mich schon geärgert“, gibt Jürgen Drews zu. „Eigentlich hätte ich die wegen Falschdarstellung verklagen können. Aber das wiederum zu tun, heißt, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen.“
Dabei ging es nur um einen kleinen Buchstaben, den die FR unterschlagen hatte: Das „e“. Denn Onkel Jürgen hasst keineswegs Schlager, stand dem Genre aber in der Vergangenheit skeptisch gegenüber. Und plötzlich wurde aus der Vergangenheitsform „hasste“ die Gegenwartsform „hasst“. „Ich habe früher Schlager gehasst, das ist wirklich wahr. […] Ich wollte nie Schlager singen, ich wollte nie Deutsch singen, ich hatte damit überhaupt nichts am Hut. […] Aber ich kann ja meine Meinung auch ändern!“
Das kann er in der Tat. Und so kam es, dass er durch seinen Hit „Ein Bett im Kornfeld“ auf einmal mit einem Genre in Berührung kam, das er vorher eher gemieden hatte. Und feststellen musste, dass Schlager nicht gleich Schlager ist. „Ich habe sechs Jahre lang die Sendung "Die deutsche Schlagerparade" beim SWR moderiert. Ich bin dazu gekommen wie die Jungfrau zum Kinde. Damals kannte ich mich mit Schlager gar nicht aus, weil ich immer nur Pop höre. Aber das hat mir tierischen Spaß gemacht! Dabei habe ich gemerkt, was in diesem Oberbegriff "Schlager" alles drin ist. Ich hatte in der Sendung von PUR bis in den volkstümlichen Bereich alles drin. Und so ist es auch richtig!“ Inzwischen kann auch er dem Schlager-Genre viel abgewinnen. Zwar könne er mit dem volkstümlichen „schnulzigen“ Schlager nach wie vor nichts anfangen, aber Popschlager höre er sehr gern.
Überhaupt ärgert es Jürgen Drews, dass der Schlager in Deutschland einen so schlechten Ruf hat und von vielen Rundfunk-Stationen übergangen wird. „Die Amigos sind für viele Sender eine Art Phantom, Schreckgespenst. Von vielen öffentlich-rechtlichen Sendern werden die gar nicht gespielt. Dabei kriegen die für jedes Album Platin oder Gold! Da frag ich mich doch: Wenn ein Sender einen Kulturauftrag hat, wieso wird das Publikum, das die Amigos mag und sehr groß ist, einfach ausgeblendet?“ In anderen Ländern wie den USA sei es hingegen Gang und Gebe, dass im Musik-Programm verschiedene Genres gemischt würden. „Der Graf von Unheilig hat wirklich Glück, dass er nicht als Schlager kategorisiert wurde. Denn seine Nummer „Geboren um zu leben“ kann man auch als Schlager-Ballade sehen. Dann würde er in den Pop-Sendern gar nicht mehr stattfinden und dieses Klientel gar nicht erreicht“, so Jürgen Drews.
Um zu beweisen, wie groß seine Liebe zur Schlager-Musik ist, nimmt sich Jürgen Drews eines Songs der Amigos an. Er will den Titel „Regenbogen“ covern, wird ihm aber seine eigene Note geben. „Ich habe die Amigos, die ich übrigens sehr gerne mag, gefragt: "Habt ihr was dagegen, wenn ich den Titel in Bezug auf den Refrain umkomponiere und melodiös anders gestalte?“ Und die fanden das sofort gut“, berichtet er.
„Jürgen Drews liebt Schlager!“, stellt er abschließend richtig. Und das auch in der Gegenwart.
Autorin SchlagerPlanet: FS