Leslie Mandoki, Sänger von Dschinghis Khan, scheint eine Strategie zu verfolgen: Zuerst mischt er sich in die bayerische Politik ein: Mitte September wird er für die CSU bei der Landtagswahl antreten. Jetzt unterstützt er auch die große Schwester CDU bei der Bundestagswahl mit seinem Wahlwerbesong.
Angela Merkel und ihren Parteikollegen scheint der Song zu gefallen, zumindest ist er im offiziellen YouTube-Kanal der CDU zu finden. „An jedem neuen Tag“ ist der neue Wahlwerbesong der Partei, aber zumindest inhaltlich ist wenig Markantes an ihm, was ihn für Partei-Werbezwecke brauchbar macht.
Würde man den Titel frei vom Wahlkontext hören, würde er einem kleinen leichten Liedchen ähneln. Er bejaht das Leben, versetzt in positive Stimmung, ja, aber es fehlen Hinweise auf die Partei und deren Forderungen. Offensichtlich ist die Zusammengehörigkeit von Song und CDU-Wahlkampf nicht.
Die blonde Sängerin, mit der netten aber wenig prägnanten Stimme, singt etwa:
„So viele Momente, die tief in mir wohnen. Im Kopf meine Träume, die geh ich jetzt holen. Gefühle, die mich treiben. Momente, die mich prägen. Gedanken, die da fliegen. Träume, die mich bewegen. Das ist, was ich will. Das ist, was ich mag. Das ist, wofür ich lebe an jedem neuen Tag. Das ist meine Zeit. Ich öffne die Augen. Kein Weg ist zu weit. Kein Weg zu weit.“
Nett anzuhören ist es, keine Frage! Aber wo sind die Botschaften? Träume, die mich bewegen? Bewegen Träume die CDU? Was will der Song vermitteln? Wo ist der Zusammenhang zur Politik?
Auch die Verbindung zu Dschinghis Khan ist eher unglaubhaft, oder hätte jemand gedacht, dass ein solches Traumtänzer-Lied aus der Feder dieses Mongolen-Kriegers stammt? Diese Überraschung ist zweifelsohne gelungen. Weniger gelungen ist dafür die Kombination aus frech-rockiger Studioaufmachung im Video und Charivari-Melodie.
Nicht zum ersten Mal begab sich Mandoki auf politisches Wahl-Terrain: Schon 2009 hatte er dem Wahlkampf der CDU mit dem Song „Wir sind wir“ auf die Beine geholfen. Das, damals als „teAM-Deutschland-Song“ betitelte Lied, ist kraftvoller und macht zumindest seinem Namen alle Ehre.
Neu ist es keineswegs, Musik als Mittel für einen Wahlkampf zu verwenden. Gerade in der letzten Zeit ist ein Song immer wieder auf Wahlkampfveranstaltungen, vor allem bei CDU und SPD, zu hören: „Tage wie diese“ von den „Toten Hosen“.
Dabei will die deutsche Rockband in keiner Weise politisch sein. Auf ihrer Facebook-Seite schreiben Sänger Campino und seine Bandkollegen:
„Wir haben nie ein Problem damit gehabt, wenn unser Lied vom Punkschuppen bis zum Oktoberfest den unterschiedlichsten Menschen Freude bereitet. Wir empfinden es aber als unanständig und unkorrekt, dass unsere Musik auf politischen Wahlkampfveranstaltungen läuft. Hier wird sie klar missbraucht und von Leuten vereinnahmt, die uns in keiner Weise nahe stehen. Die Gefahr, dass Menschen auf die Idee kommen können, dass es eine Verbindung zwischen der Band und den dort beworbenen Inhalten gibt, macht uns wütend. Es wäre in unseren Augen ein Zeichen des Anstands gewesen, uns vorher zu fragen, ob wir ein Problem mit der Verwendung unserer Musik bei diesen Abenden haben und zu respektieren, wenn wir das nicht wollen.“
Rechtlich ist dagegen leider nicht anzukommen, aber moralisch ist es verwerflich. Andererseits haben sich die „Rolling Stones“ auch nicht beschwert, als Angela Merkel vor einigen Jahren mit ihrem Song „Angie“ um Stimmen kämpfte.
Wie findet Ihr den Song „An jedem neuen Tag“ von Leslie Mandoki? Und schaut Ihr heute das TV-Duell zwischen den Kanzlerkandidaten Angela Merkel und Peer Steinbrück im Ersten?