Sechs Jahrzehnte Lebenserfahrung: Es scheint, als habe Nina Hagen neben jeder Haarfarbe und jeder bewusstseinserweiternden Substanz auch jede Religion hinter sich. Doch Nina Hagen ist eine Frau mit Prinzipien und Überzeugungen. Das wird auch in einigen ihrer Lieder deutlich.
Urlaub in schwarz-weiß
Nina Hagen hatte Probleme, die heute nur mehr wenige Jugendliche nachvollziehen können. In Zeiten der Digitalkamera oder des Smartphones, die bei jeder Gelegenheit Bilder in HD-Qualität erstellen, ist es kaum zu glauben, wie begrenzt ein 36-Bilder-Film war. Ursprüngliche Textentwürfe sollten Nina und ihren Freund in die Berge führen. Doch das Schicksal wollte es anders. Es ging an die Ostsee und Nina Hagen hatte das Problem, dass ihr Freund Micha sogar den Farbfilm zuhause vergessen hatte – durchaus verständlich bei den farbenfrohen Outfits, die die Sängerin trägt. Obwohl sie den Titel „Du hast den Farbfilm vergessen“ noch mit der Formation „Automobil“ Mitte der 70ern sang, blieb es doch bis heute immer ihr Song.
Tiere würden sowas niemals tun
Nina Hagen – selbst ein schräger Vogel, der immer wieder durch schrille Outfits und ungewöhnliche Ansichten die Öffentlichkeit erschreckt oder schockiert – hat sich immer für ihre Ideale und ihre Werte eingesetzt. Auch musikalisch hat sie versucht ihre Mitmenschen wach zu rütteln. In ihrem Song „Tiere“ erinnert sie daran, wie bestialisch Menschen sein können und welche Rechte auch die Tiere in der Schöpfung haben. Im Video zu dem Song posiert sie zwischen erhängten Teddy-Bären und setzt so ein starkes Zeichen gegen Massentierhaltung und die Pelzindustrie.
Für mich soll´s rote Rosen regnen
In ihrer langen Karriere hat die Tochter der Schauspielerin Eva-Maria Hagen und des Drehbuchautors Hans Oliva-Hagen auch so manches Lied auf ihre ganz eigene Weise interpretiert. Mit ihrer unglaublichen Stimme interpretierte sie „Für mich soll’s rote Rosen regnen“. Wie „die Knef“ ist auch die in der DDR-geborene Nina Hagen nicht nur eine Globetrotterin, sondern im Herzen auch eine Berlinerin geblieben. Nina Hagen, die immer noch mit Berliner Schnauze spricht, hat viele Phasen in ihrem Leben durchlebt. Einige Fixpunkte hat sie jedoch: In den 80ern wurde ihre Tochter Cosma Shiva und ihr Sohn Otis geboren. Auch Nina Hagens Hit „TV-Glotzer“ ist ein Cover des „The Tubes“-Song „White Punks On Dope“, der auf der ersten LP der Nina Hagen Band erschien.
Skandale, Skandale, Skandale
Neben ihren Songs hat Nina Hagen besonders die Medienöffentlichkeit immer mit kleinen Skandalen schockiert und so der teilweise prüden Bundesrepublik den Spiegel vorgehalten. 1979 zeigte sie in der österreichischen Diskussionssendung „Club2“ Stellungen bei der weiblichen Masturbation. Auch nach der Jahrtausendwende sorgte sie im Studio von Sandra Maischberger für Aufregung, als sie sich mit Jutta Ditfurth stritt. Doch auch diese Seite hat Nina Hagen zu Kult werden lassen.