Sie war zerrissen, hin- und hergezogen. Ihr Deutschland, ihr Berlin, ihre Heimat liebend ging sie nach Amerika, um dort ihre Schauspielkarriere voranzutreiben. Sie provozierte. In die „Die Sünderin“ sah man erstmals nackte Haut der Knef. Geächtet floh sie aus Nazi-Deutschland um in den 60ern als Sängerin in die Heimat zurückzukehren.
Sie hat etwas Ernstes, das sich nie ganz aus ihren Liedern vertreiben lässt. Hildegard Knef tritt als Diva, ganz ohne Eitelkeit auf, hat dabei etwas Vereinnahmendes, das den Zuschauer gefangen nimmt. Klar vorgetragen, textlich den gewissen Kniff auslebend, vereint Hildegard Knef, die Sängerin zwischen den Fronten, Inhalt und Ausdruck in ihren Songs.
Einen Hildegard Knef Remix stellt ohne Frage der Film „Hilde“ aus dem Jahr 2009 dar. Hier brilliert Heike Makatsch in der Rolle der Hildegard Knef und besticht auch gesanglich.
Hildegard Knef: Lieder über Berlin
Berlin, die aufstrebende Stadt mit den tausend Facetten bildete für Hildegard Knef nicht nur jahrelangen Lebensmittelpunkt, sondern verführte sie auch immer wieder zu Liebeserklärungen an eben dieses Fleckchen Erde. Es sind Hildegard Knef Songs wie „Berlin, Dein Gesicht hat Sommersprossen“ von 1966, „Heimweh nach dem Kurfürstendamm“ von 1963, „Ich hab noch einen Koffer in Berlin“ oder natürlich „In dieser Stadt“ von 1965, die diese innere Verbundenheit zur deutschen Hauptstadt widerspiegeln und ihren unverwechselbaren Charakter mit einem Augenzwinkern herausstellen.
„Berlin, dein Gesicht hat Sommersprossen und dein Mund ist viel zu groß, dein Silberblick ist unverdrossen, doch nie sagst du: ‚Was mach' ich bloß?‘ Berlin, deine Stirn hat Dackelfalten,
doch was wärst du ohne sie? Wer hat dich bloß so jung gehalten? Denn zum Schlafen kommst du nie.“
heißt es in „Berlin, Dein Gesicht hat Sommersprossen“.
Immer zwischen den Kontinenten und den Regimen pendelnd, erinnert sich Hildegard Knef an das Leben in dieser umtriebigen Stadt vor ihrem Gang nach Amerika mit „In dieser Stadt“:
„Leere, bunte Zigarettenschachteln und zerknülltes Butterbrotpapier auf dem Schulweg, den wir täglich machten, seh' ich, als ob's heute wär', vor mir; und wir klauten auf dem Beet vorm Bahnhof für die Mutter den Geburtstagsstrauß: In dieser Stadt kenn' ich mich aus, in dieser Stadt war ich mal zuhaus‘!“
Und auch der Sehnsucht nach ihrer geliebten Heimat wird ein Hildegard Knef Lied gewidmet:
„Ich hab so Heimweh nach dem Kurfürstendamm, hab so Sehnsucht nach meinem Berlin! Und seh‘ ich auch in Frankfurt, München, Hamburg oder Wien die Leute sich bemüh‘n, Berlin bleibt doch Berlin.“
Etwas von ihr bleibt immer in Deutschland. Diese innere Verbundenheit kommt mit dem Titel „Ich hab noch einen Koffer in Berlin“ zum Ausdruck. Nie ganz lässt sie von ihrer Heimat ab, fühlt sich verbunden mit ihr und kommt schließlich ja auch zu ihr zurück.
Hildegard Knef: Songs übers Leben
Im Krieg aufgewachsen, beschäftigen sich viele der Hildegard Knef Lieder natürlich auch mit dieser Thematik und mit dem Leben allgemein. 1993 veröffentlicht sie den Anti-Kriegs-Klassiker „Sag mir wo die Blumen sind“ und bezieht damit ganz klare Stellung.
Vergangenes betrachtet sie trotz vieler schlechter Erfahrungen auch immer mit einem lächelnden Auge. So zum Beispiel in dem Lied „Aber schön war es doch“ von 1962, in der sie die positiven Seiten einer beendeten Beziehung darstellt:
„Da ist der Weg, der letzte, den wir gingen, da ist die Bank, da sagtest du: ‚Adieu‘. Da steht der Baum, an dem die Blüten hingen, die du mir gabst. Doch jetzt liegt darauf Schnee. Aber schön war es doch und ich möcht' das noch einmal erleben. Dabei weiß ich genau: So was kann es doch einmal nur geben.“
Das Leben zwischen den Fronten, das Gefangensein zwischen Heimatliebe und Fernweh beschreibt Hildegard Knef in ihrem Titel „Tapetenwechsel“. Metaphorisch von Bäumen ausgehend, welche doch naturgemäß immer nur an einem Ort bleiben dürfen, beschreibt sie das Fernweh eben dieser Pflanzen.
Hildegard Knef: Titel über Hildegard Knef
Sie ist eine schillernde Persönlichkeit und natürlich gehören zu solch einer auch die Hommage an sich und seine ganz persönliche Geschichte. So ist es nicht verwunderlich, dass viele der Hildegard Knef Songs auf eben diese Frau gerichtet sind und sich mit ihrem Werdegang auseinandersetzen.
Eine ironisch-ernste Auseinandersetzung findet in dem Titel „Von nun an ging’s bergab“ aus dem Jahre 1995 statt.
„Ich kam im tiefsten Winter zur Welt, hab' dreimal geniest, mich müde gestellt, der Vater war wütend, er wollt' einen Sohn, ich sah mich so um und wusste auch schon: Von nun an geht's bergab.“, lautet da die erste Strophe.
In „Ich glaub‘ ne Dame werd‘ ich nie“ stellt Hildegard Knef 1966 ihre Beziehung zu sich und ihrem doch anderen Umgang mit der Weiblichkeit heraus.
Das wohl bekannteste Hildegard Knef Lied ist aber natürlich „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ von 1968. Es ist die eigentliche Hommage an sich selbst, die Huldigung an die Kraft und Stärke, mit der es Hildegard Knef immer wieder, auch in schweren Zeiten, geschafft hat, zu bestehen und sich wieder nach oben zu kämpfen.
Es beschreibt den Drang einer jungen Frau ganz nach oben zu kommen und den eigenen Traum zu leben. Alles im Ganzen natürlich eine schöne Vorstellung. Dieses Lied gibt Kraft sich zu trauen und zu seinen Zielen beständig zu stehen.
Der Song wurde zum Klassiker, kein Wunder also, dass es von diesem auch einen Hildegard Knef Remix gibt. Zusammen mit „Extrabreit“ wurde der Titel 1992 neu aufgenommen. In der neuen Fassung zeigt sich, dass dieser Hildegard Knef Song ohne Frage zeitlos ist und durchaus auch vom Stil her kombinierbar ist.
Was sind Eure liebsten Hildegard Knef Songs? Schreibt es uns hier!