Wandas „Niente“: Wiener Austro-Rock mit viel Amore

Wandas „Niente“: Wiener Austro-Rock mit viel Amore

Album-Tipp

Mit ihrem dritten Album „Niente“ bringt die Wiener Band Wanda ein weiteres Stück Austro-Rock auf den Markt, das sich hören lassen kann und setzt ihren Weg so unbeirrt fort.

Wanda veröffentlichen ihr drittes Album „Niente“.
Wanda veröffentlichen ihr drittes Album „Niente“.

Seit dem Jahr 2012 sorgt die Wiener Band Wanda mit ihrem Austro-Rock für Furore in der wieder hippen, einstigen kaiserlich-königlichen Hauptstadt und mittlerweile weit darüber hinaus. Fast im Alleingang brachten die fünf Musiker den Austro-Rock auch einem ganz jungen Publikum bei und spielen sich heute durch ausverkaufte Konzertsäle im gesamten deutschsprachigen Raum. Am heutigen 6. Oktober veröffentlichen Wanda mit „Niente“ ihr drittes Studioalbum – wir haben reingehört!

Wiener Schmäh und viel Amore

Ein wenig Volksmusik-Beat, eine Portion Gitarren-Geschrammel, einprägsame Pop-Melodien und dazu ein Sänger, der sich oft im besten Wiener Schmäh die Seele aus dem Leib schreit – das ist in etwa das Erfolgsrezept von Wanda. Dabei vergessen die fünf Musiker nie den Bezug zum südlichen Nachbarland Italien: Im Interview mit der österreichischen Tageszeitung „Kurier“ bezeichneten sie ihren Stil als „Popmusik mit viel Amore“. „Amore“, so hieß dann auch das erste Album der Band im Jahr 2014, das es mit dem Hit-Song „Bologna“ im Gepäck, bis auf Platz 2 der österreichischen Charts schaffte und mit Doppel-Platin ausgezeichnet wurde. Im Jahr 2015 folgte „Bussi“, das in Österreich auf Patz 1 und in Deutschland auf Platz 5 der Album-Charts kletterte. Dem italienischen Einfluss bleibt die Band nun auch bei Album Nummer Drei treu und nennt es „Niente“.

So klingt „Niente“

Los geht es auf „Niente“ mit dem Song „Weiter, weiter“, der einen sofort an die Vorgänger-Alben der Band erinnert. Schon hier ist klar: Sie bleiben sich treu. Ein treibender 4/4-Takt, der an Rock’n‘-Roll und Volksmusik gleichermaßen erinnert, peitscht einen eher träg gehaltenen Klangteppich aus Gitarre und Keyboard voran. Darüber der emotionale Gesang von Sänger Michael Marco Fitzthum (Künstlername: Marco Michael Wanda), der im Hall zu ertrinken scheint. Besungen wird im ersten Lied des neuen Albums das ewige Voranschreiten der Welt, etwa mit Kriegen und einem allgemeinen Immer-Mehr-Wollen, das der Text zwar anprangert aber auf eine eher passiv-aggressive, wehrlose Art und Weise.

© Youtube / wandamusikVEVO

Es folgt die bereits vorab erschienene Single „Columbo“, die die den Namen der Krimi-Erfolgsserie benutzt, um einen Tag zu beschreiben, bei dem man sich mit einem Film im Bett eine Auszeit von der (schlechten) Welt gönnt. Es folgt das ebenfalls vorab erschienene „0043“, in dem die „traurig-schöne Kindheit“ in Österreich (Ländervorwahl 0043) aufgearbeitet wird. Generell ist Kindheit und Erwachsenwerden ein Thema, das auf „Niente“ öfter auftaucht. Bestes Beispiel ist wohl der Song „Das Ende der Kindheit“, aber etwa auch bei „Schottenring“ geht es um vergangene Tage in der Jugend. Hinzu kommt der bereits erwähnte Italien-Bezug der Band, dem sie auf ihrem neuen Longplayer, neben dem Albumnamen auch mit zwei Titeln komplett auf Italienisch Rechnung tragen. Der zweite Track „Lasciarsi è una pazzia“ ist dabei eine italienische Version des Wanda-Hits „Auseinandergehen ist schwer“ und wird im Gegensatz zu „Lascia mi fare“, bei dem zumindest die Strophen auf Deutsch gesungen werden, komplett auf Italienisch interpretiert.

© wandamusikVEVO

Klanglich überraschen Wanda auf „Niente“ nicht – ihr musikalisches Konzept setzen sie konsequent fort – was nicht heißt, dass dieses nicht überzeugt. Wie schon bei den Vorgänger-Alben erzählt Sänger Marco Wanda auch auf „Niente“ in 15 neuen Liedern Geschichten über Liebe, Leidenschaft, die Heimat Österreich und diesmal eben auch die Kindheit. All diese Themen behandelt die Band unglaublich authentisch, was wohl auch durch den Dialekt-Gesang unterstützt wird. Nichts auf „Niente“ wirkt gespielt oder genau so gewollt – es scheint als wären die Lieder einfach so entstanden, nach einer Nacht mit viel Wein, als sich die fünf Musiker in den Morgenstunden auf einen Absacker getroffen haben.

Fazit

„Niente“ reiht sich nahtlos in die musikalische Geschichte von Wanda ein. Von Lied Eins an wird der Hörer in den Wanda-Kosmos aus leicht depressiver Lethargie, die aus einer gehörigen Portion Weltschmerz entsteht, und dem großen Hoffnungsschimmer der Liebe am Horizont gezogen. Das Schlagzeug spielt, wie schon bei den Vorgänger-Alben, einen Beat, der auch zu Volksmusik im Bierzelt oder einem Rock’n‘-Roll-Song der 60er passen könnte. Dazu gibt es viel Fläche und Hall durch Keyboard und Gitarre. Eine Mischung, die wohl den Erfolg von Wanda ausmacht: Der Mix aus pulsierender Rock-Musik und fließendem Pop, der Sänger Marco Wanda den perfekten Boden bereitet und ihm viel Freiheit für seinen mitreißenden Gesang bietet. Mit ihrem dritten Album setzen Wanda ihren Weg konsequent fort und beweisen, warum sie den Austro-Rock quasi im Alleingang wieder hip und aktuell gemacht haben.

So sieht das Cover des neuen Albums aus!
So sieht das Cover des neuen Albums aus!
©Universal Music / Vertigo Berlin

Alle Songs auf Wandas „Niente“ im Überblick:

  1. Weiter, weiter
  2. Columbo
  3. 0043
  4. Lieb sein
  5. Wenn du schläfst
  6. Schottenring
  7. Lascia mi fare
  8. Das Ende der Kindheit
  9. Cafe Kreisky
  10. Einfacher Bua
  11. Ein letztes Wienerlied
  12. Ich sterbe
  13. Lasciarsi e una pazzia
  14. Wenn du weißt, wo du herkommst
  15. Gemeinsam rosarot
  16. Meine beiden Schwestern (live)
  17. Ich will Schnaps (live)

Wandas drittes Studioalbum „Niente“ ist am 6. Oktober 2017 erschienen.

Richard Strobl
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