Je oller, desto doller – dieser zugegeben nicht sehr charmante Spruch trifft momentan bestens auf die vielen Aktivitäten von Schlagerlegende Mary Roos zu, die mit ihren 69 Jahren gleich mehrere Fässer aufmacht: So übernimmt die Hamburgerin in diesem Jahr die Aufgabe der nationalen Jury-Präsidentin beim „Eurovision Song Contest“-Finale am 12. Mai. Dazu ist sie in der VOX-Show „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ als erste Schlagersängerin zu Gast und geht sowohl mit ihrem Kabarett-Programm „Nutten, Koks und frische Erdbeeren“ und Wolfgang Trepper auf Tournee als auch auf eigene Solo-Tournee im Herbst. Bei diesem vollen Terminkalender würden selbst Jungstars Schnappatmung bekommen – nicht so Mary Roos, die voller Lebensfreude und Energie zu stecken scheint.
Als wäre all das nicht genug, erscheint mit „Abenteuer Unvernunft“ am 04. Mai das neue Album von Mary Roos mit zehn neuen Songs und fünf zeitlosen Klassikern aus dem Werk der Sängerin. Ihr ist es dabei gelungen, die Crème de la Crème der deutschen Songwriter zu versammeln. Johannes Oerding, Pe Werner, Frank Ramond und Tobias Reitz sind nur einige von vielen namhaften Künstlern, die an diesem Album mitgewirkt haben.
Wie klingt „Abenteuer Unvernunft“ von Mary Roos?
„Am Anfang der besten Geschichten, steht immer eine Schnapsidee“, so beginnt das Album mit dem Eröffnungs-Titel „Am Anfang der besten Geschichten“. Der Song ist in ein liebevoll-üppig arrangiertes Klangbett gelegt, das durchaus an die Hochzeiten des Schlagers in den Siebziger Jahren erinnert. Genau das richtige Stück, um das „Abenteuer Unvernunft“ zu beginnen, denn die Schnapsideen, das etwas Durchgeknallte und Verrückte ist, wofür Mary Roos hier eine Lanze bricht und dessen Thematik sich wie ein roter Faden durch die neuen Songs zieht. „Man sagte Kolumbus, ‚Du hast sie nicht alle!’, doch er schob den Kahn Richtung Meer, / dann fuhr er wie’n Blinder in Richtung der Inder, zumindest so ungefähr“, geht es in dem Eröffnungssong weiter.
„Zu schön um wahr zu sein“ ist eine zu Herzen gehende, hoffnungsfrohe Ballade mit Gitarren- und Klavierbegleitung, die um eine Situation kreist, die wohl jeder kennt, der sich neu verliebt: „Kannst du vergessen und verzeih’n? Lässt du dich wirklich auf mich ein? / Oder wär das zu schön, um wahr zu sein?“ Dazu erklingt Mary Roos’ sanfte und fast jugendlich-zärtliche Stimme, die nicht allein auf diesem Album in den Balladen immer mitten ins Herz trifft und den Uptempo-Nummern den Schuss Übermut verleiht, den es zum „Abenteuer Unvernunft“ braucht“.
Schlager und Chansons mit Witz und Tiefgang
Weitere Highlights des durchgängig wundervoll getexteten und komponierten Albums sind das drollige und lebenserfahrene „Bauch und Kopf“, das ausgeflippte „Möglich aber sinnlos“, das üppig orchestrierte und augenzwinkernde „Ich wär bei mir geblieben“, sowie die zum Niederknien schöne Ballade „Schweig mit mir“. Auch die erwähnten Klassiker wie „Aufrecht geh’n“, „Nur die Liebe lässt uns leben“, „Arizona Man“ und weitere sind liebevoll neu arrangiert. Die Instrumente sind alle von Hand eingespielt und das hört man – Popschlagergedudel aus der Dose, das gibt’s bei Mary Roos nicht. Hier werden die großen Gefühle und die kleinen Verrücktheiten des Lebens zu erstklassigen Schlagern und Chansons mit ganz viel Herz und Verstand.
Fazit
Mary Roos liefert mit ihrem Album „Abenteuer Unvernunft“ eine beeindruckende Mischung aus Balladen und Tanz-Nummern ab, wie keine andere. Sie liefert einmal mehr den Beweis dafür, dass sie ein Händchen für moderne Lieder mit Tiefgang hat, ohne dabei Witz und Ironie vermissen zu lassen. Ein wenig scheint Mary Roos mit ihrer Stimme und Erscheinung mittlerweile das Erbe der seligen Hildegard Knef anzutreten – und das völlig zu Recht. Mary Roos ist eine der größten Schlagersängerinnen die wir haben – das wird auf „Abenteuer Unvernunft“ noch einmal deutlich.