Bläck Fööss
Wer an die Bläck Fööss denkt, denkt naturgemäß zuerst an den Köllschen Karneval. Das liegt daran, dass die Band in köllscher Mundart singt, was 1970, als sie zum ersten Mal in bekannter Konstellation sowie unter eben diesem Namen zusammenfanden, ein absolutes Novum darstellte. Die Band, aus der die Bläck Fööss hervorging, nannte sich The Stowaways und hatte sich auf Beat-Stücke spezialisiert. Sie sangen die Beatles, Kinks oder Hollies. Einige von ihnen waren bereits als Vorband der Beachboys oder The Whos aufgetreten. Wie das im feucht-fröhlichen Karnevalsgetümmel im Rheinland aber nun mal so ist, kam die Band nicht umhin, auf einschlägigen Veranstaltungen auch Karnevalslieder zu spielen.
Aufgrund des Erfolges, den die Stowaways damit erlebten, wurden sie bald angehalten, ihre erste Single auf Köllsch zu produzieren. „Tommy“ Engel, „Bömmel“ Lückerath, Franz Peter Schütten, „Erry“ Stoklosa, Hartmut Priess und „Joko“ Jaenisch sahen sich allerdings weiterhin vornehmlich als Beat-Gruppe, weswegen sie sich dazu entschieden, ihren guten englischen Namen nicht zu beschmutzen und stattdessen einen Köllschen wählten. Ihre erste Single in Kölner Mundart „Rievkooche-Walzer“ erschien unter ihrem heute bekannten Namen, womit der Beginn der Bläck Fööss Biographie eingeläutet wurde.
Der Name ist zweideutig gedacht, zum einen verweist er auf ihre englischsprachigen Wurzeln, zum anderen bedeutet er barfuß –weswegen, gemäß Bläck Fööss Wiki-Wissen, sie ihre ersten Auftritte nackten Fußes absolvierten, was sich allerdings als nur bedingt praktisch herausstellen sollte: Immer wieder verletzten sich die Band-Mitglieder an Scherben zerbrochener Trinkgefäße. Einer ihrer heute größten Hits und Bestandteil einer jeden Bläck Fööss Diskografie wurde zunächst von mehreren Plattenfirmen abgelehnt: Was sollte „Drink doch eine met“ denn überhaupt bedeuten? 1972 fand sich dann doch eine Plattenfirma und begann, durch den enormen Erfolg des Trinkliedes den Namen der Band als karnevalistischen Dauerbrenner zu etablieren. Spießigere Karnevalsvereine sträubten sich zuerst, die langhaarigen Hippies mit ihren E-Gitarren und tragbaren Verstärkern auf ihre altehrwürdigen Bühnen zu lassen, doch ihre Beliebtheit gab ihnen Recht. Die Biographie der Bläck Fööss ist eine Erfolgsgeschichte. Es folgten Alben und Singles, die bis heute nicht aus dem Karneval oder den schlageraffinen Kneipen wegzudenken sind. „Mer losse d’r Dom en Kölle“, „Bye Bye My Love“ oder „Frankreich, Frankreich“ kennt man heute nicht nur im Kölner Raum.
Zwar gab es personelle Wechsel, so spielt heute Willy Schnitzler für „Joko“ Jaenisch Piano oder die Ergänzung durch „Gus“ Gusovius, doch keiner wog so schwer für das Selbstverständnis der Band wie der durch künstlerische Differenzen bedingte Weggang des Frontmanns Tommy Steiner 1994, der durch „Kafi“ Biermann ersetzt wurde.
Zum vollständigen Steckbrief gehört natürlich die Erwähnung der Tatsache, dass die Band, häufig als Saufmusiker verkannt, durchaus sozialkritische, historische und emotionale Texte im Repertoire hat. So setzten sich die Mitglieder im Laufe ihrer Karriere gegen Fremdenfeindlichkeit und eine kurzsichtige Baupolitik der Stadt Köln ein und wurden für ihr Engagement für Kinder immer wieder mit Auszeichnungen geehrt.
Die Jungs von den Bläck Fööss stehen auch heute noch putzmunter auf den Bühnen der Republik und wirken nicht so, als wollten sie so bald aufhören, dem Köllschen Karneval ihren Stempel aufzudrücken.