Sie zählt zum nationalen Kulturerbe Frankreichs und bekam das Bundesverdienstkreuz für ihre Verdienste um die deutsch-französische Freundschaft. Ihr Leben spielte sich auf den großen Bühnen dieser Welt ab, doch wenn die Lichter ausgingen, kam erst die große Dunkelheit: Mireille Mathieu war und ist eine der erfolgreichsten kommerziellen Künstlerinnen Frankreichs, doch all der Ruhm und das Geld machten die zierliche Sängerin mit der leicht tremolierenden Stimme nicht wirklich glücklich. Was fehlte der demoiselle D’Avignon, wie sie gerne liebevoll genannt wird?
Ihr Leben begann so ganz anders, eine Kindheit in Armut und der Drang, neben 13 weiteren Geschwistern nicht unterzugehen. Der Vater unterstützte die musikalischen Ambitionen seiner Tochter, ihren ersten Auftritt hatte Mireille Mathieu mit vier Jahren in einer Mitternachtsmesse. Von da an war es noch ein langer Weg, bis sich die ersten Erfolge einstellten. Nach zahlreichen Gesangswettbewerben in ihrer Heimatstadt Avignon gewann sie erst 1965 einen, der ihr daraufhin einen Auftritt im Fernsehen bei télé dimanche ermöglichte.
Bekannt wurde Mathieu mit ihren Interpretationen von Edith Piaf. Zuletzt in diesem Jahr erschienen ist ihr Album Chante Piaf, doch der Vergleich mit der französischen Ikone war ihr nicht immer ganz recht, und so sorgte ihr Entdecker und Manager Johnny Stark dafür, dass sie sehr bald ein eigenes Repertoire bekam. Eine weise Entscheidung, sonst wäre die Mathieu vermutlich allein als Piaf-Interpretin stigmatisiert worden.
Mathieus erste Single „C’est ton nom“ mit dem Hit „Mon credo“ auf der B-Seite wurde allein in Frankreich 1,5 Millionen Mal verkauft, ihre Reisen führten sie nach Amerika, wo ihr Manager weltweite Verträge für die schöne Künstlerin abschloss. Ende der 60er Jahre war Mathieu bereits ein beliebter Dauergast im Deutschen Fernsehen und bekam 1969 ihre erste eigene Fernsehsendung mit dem Titel „Rendezvous mit Mireille“ im ZDF. Weitere ZDF-Shows folgten:
- 1977 Es ist Zeit für Musik
- 1982 Bonsoir Mireille und
- 1998 Meine Welt ist die Musik (ARD)
Die meisten deutschsprachigen Lieder schrieb Christian Bruhn für sie, mit dem die Zusammenarbeit im Jahr 1969 begann. „An einem Sonntag in Avignon“ (1970) oder „Akropolis Adieu“ (1971) waren die ersten Hits hierzulande.
So richtig wohl fühlte sich die Sängerin mit dem Pagenkopf und der obligatorischen roten Lippenstiftfarbe aber nur auf der Bühne. Zu Hause jedoch fiel die Künstlerin in tiefe Depressionen, denn es wartete niemand auf sie. Die große Liebe durfte sie bisher nicht erleben, Beziehungen zu Männern hatte sie zwar immer wieder, aber nichts, was wirklich von Dauer war. Geliebt fühlt sie sich nur von ihren Fans, doch diese Liebe kann nicht die Geborgenheit zwischen zwei Menschen ersetzen. Gegen ihre Depressionen nahm sie sogar Medikamente, doch diese ließen sie zeitweise ihre Texte vergessen. Sie kämpfte mutig weiter und gab trotzdem weiterhin Konzerte. Momentan lebt sie mit ihrer Schwester in Paris, vielleicht wird ihr ja das große Glück noch begegnen.