Am 26. Oktober wird in der Alpenrepublik traditionell nicht gearbeitet, denn in Österreich ist heute Nationalfeiertag. Damit feiern die Österreicher ihre Unabhängigkeit, denn am 26. Oktober 1955 zogen die letzten Besatzungsmächte ab, nachdem die österreichische Neutralität beschlossen wurde. Die Österreicher sind zurecht unheimlich stolz auf ihre Unabhängigkeit und auf ihre Kultur, die sich natürlich auch in der Sprache zeigt. Die Alpenrepublik mit ihren neun Bundesländern bietet eine Vielzahl an unterschiedlichen Dialekten sowie Sängern und Bands, die sich ihrer Muttersprache verschreiben. Zum Österreichischen Nationalfeiertag stellen wir Euch einige Dialekte und Bands, die in diesen singen vor.
Österreichischer Dialekt wird zwischen Vorarlberg und dem Burgenland gesprochen und gesungen, einmal mit Wiener Schmäh und einmal mit Tiroler Bodenständigkeit, aber immer zu 100% rot-weiß-rot!
Hier wurde der Alpenrock geboren! Was heute Inspiration für viele Künstler wie die Dorfrocker oder voXXclub ist, hat seinen Ursprung in Österreich. Auch der Austro-Pop ist, wie der Name schon sagt, zwischen Tirol und Wien zuhause. Schlagerstars wie Brunner & Brunner und Popbands wie Ja, Panik kommen ebenfalls aus dem kleinen Land zwischen Deutschland und Italien. Dass die Volksmusik und der Volkstümliche Schlager in Österreich „dahoam“ sind, ist sowieso klar!
Küss die Hand: Die Fakten
Es gibt nicht „den österreichischen Dialekt“, es handelt sich bei den Dialekten Österreichs um bairische und alemannische Dialekte, die zu den oberdeutschen Dialekten gehören. Anders als in den übrigen bairischen Dialekten wird im „gehobenen Wiener Dialekt“ z.B. der Vokal „a“ oft gezogen ausgesprochen, vor allem vor einem „s“ (z.B. Kaas) und nicht wie meist üblich als „o“. Auch andere Wörter wie „ich“ werden hier nach der Schrift gesprochen. In Vorarlberg und Teilen des Tiroler Außerfern spricht man, im Gegensatz zum restlichen Land, alemannische Dialekte.
Außerdem gibt es neben den gebräuchlichen bairischen Dialektbegriffen spezielle Ausdrücke, die man nur in Österreich kennt. So z.B. „Gatsch“ (Morast, Dreck), „Greißler“ (Krämer), „Häfn“ (Topf, Gefängnis), „picken“ (kleben), „Sandler“ (Landstreicher), „Schmäh“ (Witz, Humor), „schiach“ (hässlich) oder „Tschick“ (Zigarette).
Auch spezielle Redewendungen wie „Küss die Hand“ (Gruß) oder „am Sand sein“ (in schlechter Verfassung sein) haben sich nur in Österreich etabliert.
Den unterschiedlichen Dialekten des Landes nähern wir uns nun anhand ihrer musikalischen Vertreter, geordnet nach Bundesländern, in beliebiger Reihenfolge.
Wien
Los geht es in der Hauptstadt Österreichs. In Wien spricht man Wienerisch und der Wiener Schmäh ist weithin bekannt. Die Donau fließt hier entlang, Sissi hat hier gelebt, in Grinzing gibt es die berühmten Heurigen-Lokale, im Wienerwald gibt es hier nicht nur Fast-Food, sondern auch Bäume und die wichtigsten Liedermacher Österreichs sind hier zuhause! Hier entwickelte sich auch der Austro-Pop, der anfangs ausschließlich Wienerisch gesungen wurde. Neben Pop, Rock und Chanson hatte auch das Wienerlied einen großen Einfluss auf diese Musikrichtung.
Georg Danzer
Einer der bekanntesten Wiener Liedermacher ist der Austro-Pop-Pionier Georg Danzer. Das 2007 verstorbene Urgestein wienerischer Popkultur gilt als bester Songwriter auf seinem Gebiet und wird bis heute von Fans und Kollegen geschätzt und verehrt. Er war neben Rainhard Fendrich und Wolfgang Ambros Teil der Erfolgsformation „Austria 3“. Eines seiner bekanntesten Lieder ist „Jö schau“:
„Neilich sitz i umma hoiba zwa im Hawelka
Bei a poa Wuchteln und bei an Bier.
Auf amoi gibt’s beim Eingang vuan an Mord’s Trara,
weu a Nackerter kummt eine bei der Tür…
Jö schau, so a Sau, jössas na!
Was macht a Nackerter im Hawelka?“
Einer seiner meistgecoverten Songs, vor allem nach seinem frühen Tod, ist „Lass mi amoi no d’Sun aufgeh‘ segn“:
„Madl hoid mi fest und hoid mi woam!
Hoid mi tiaf versteckt in deine Oam!
Fria samma stundenlang so glegn,
Lass mi amoi no d‘ Sun aufgeh‘ segn!“
Rainhard Fendrich
Ebenfalls Teil von „Austria 3“ und Austro-Pop-Legende aus Wien ist Rainhard Fendrich. Während er zunächst mit Wienerischen Schlagern wie „Macho Macho“ bekannt wurde, widmete er sich schnell auch gesellschaftskritischen Themen und wurde ernstzunehmender Vertreter des Austro-Pop. Sein „I am from Austria“ wurde die innoffizielle Nationalhymne Österreichs:
„Auch wenn wir´s schon vergessen hab´n,
i bin dei Apfel, du mein Stamm.
So wie dein Wasser talwärts rinnt,
unwiderstehlich und so hell,
fast wie die Tränen von an Kind,
wird auch mein Blut auf einmal schnell,
sag´ ich am End´ der Welt voll Stolz
und wenn ihr a wollt´s auch ganz alla - I am from Austria“
Peter Cornelius
Auch Peter Cornelius ist ein Mitbegründer des erfolgreichen Austro-Pop. Während Hits wie „Der Kaffee ist fertig“ oder „Du entschuldige, I kenn di“ eher im Hochdeutschen und wenig erklärungsbedürftig sind, gibt sein „Calafati“ manchem Nicht-Wiener Rätsel auf:
„Wie da Calafati auf’m Prater Ringelspü steh i do und i waaß net wie ma gschicht!
Wie da Calafati auf’m Prater Ringelspü, alles draht si um mei gelb’s Chineseng’sicht!“
Zur Erklärung: Der „Calafati“ ist eine neun Meter große Chinesenfigur im Wiener Würstelprater.
Falco
Der weltweit erfolgreichste österreichische Popstar ist Johann Hölzel, besser bekannt als Falco. Der 1998 verstorbene Musiker sang Wienerisch, Deutsch, Englisch und ein bisschen Italienisch. All diese Sprachen wurden auch oftmals in einem einzigen Song untergebracht. Sein „Rock me Amadeus“ erreichte als einziger Wiener Song und als einziges Deutschsprachiges Lied überhaupt Platz 1 der amerikanischen Charts! Seine „Jeanny“ sorgte für einen Skandal wegen der heiklen Thematik des Stücks. Falcos Auftritt beim Donauinselfest 1993 vor 150.000 Zuschauern wurde legendär! Einer seiner ersten Hits war „Der Kommissar“:
„Drah di net um – Der Kommissar geht um!
Er wird di anschau’n und du waaßt warum, die Lebenslust bringt di um!“
Nach Veröffentlichung wurde der Song auch in Deutschland extrem erfolgreich, wenn hier auch einige Hörer zunächst Verständnisprobleme hatten! Das wienerisch gedehnte „Drah di net um“ wurde von vielen Piefkes – so nannte Falco die Deutschen abfällig – als sinnfreies „Da didel dum“ verstanden.
Tirol
Von der Hauptstadt geht es in den Westen der Republik: Tirol heißt das Ziel. Die Musik ist hier „dahoam“ wie in keinem anderen Bundesland. Alleine im Zillertal gibt es über 200 Musikgruppen! Der Tiroler Dialekt ist ein Südbairischer Dialekt (im Außerfern bei Reutte Alemannisch), Kennzeichen ist die Aussprache „fescht“ für „fest“ oder „du bisch“ für „du bist“. Während viele vor allem volkstümliche Musikgruppen Tirols in einem sehr „verständlichen“ bzw. „abgemilderten“ Dialekt singen, sind es vor allem die Liedermacher und Austro-Pop-Künstler, die im „echten“ Tiroler Dialekt singen.
Hannah
So zum Beispiel Hannah. Die Sängerin aus der Nähe von Innsbruck macht bodenständigen Dialekt-Pop und gilt als weibliches Pendant zu Andreas Gabalier, mit dem sie bereits auf Tour war. Ihre Frauenhymne „Weiber es isch Zeit“ ist angelehnt an den Ausruf „Mander, es isch Zeit“ vom Tiroler Freiheitskämpfer und Nationalhelden Andreas Hofer, der das „heilige Land Tirol“ bis 1809 gegen Napoleons französische und bayerische Truppen verteidigte.
„Hey Weiber, es isch Zeit für storkche Weiberleit!
mia san aschtig, modern und gscheid,
und ham a mordstrumm mehr Weiblichkeit!
Mit Highheels sein mia geborn,
mia klettern über jeden Stoan!
Starkch sein ham mia uns gschworn,
sei ma mia, sei ma Weiber gworn!“
Bluatschink
Weiter geht es im alemannischen Teil Tirols, dem Außerfern. Hier liegt zwischen Reutte und Lech am Arlberg eine der letzten Wildflusslandschaften Europas, das Lechtal. Für seinen Schutz und die Erhaltung der Lechtaler Mundart setzt sich Toni Knittel mit seiner Band „Bluatschink“ ein. „Bluatschink“ ist übrigens ein Lechtaler Fabelwesen, welches im Lech lebt und Kindern, die dem Lech zu nahe kommen, in den „Schinken“ beißt. Die bekanntesten Austro-Pop-Hits der Band sind „A Schalele Kaffee“, „I drah mi um di“ und „Funka fliaga“. Knittels neuester Song macht es Nicht-Lechtalern durchaus nicht leicht, zu verstehen, um was es geht:
„Vo inna dinna will's nåch aussa daussa.
Gib dir an Ruck und låss es oafåch aussa!
Vo unta dunta will's nach oba doba,
Sei mal verruckt und låss des Leba toba!
Starr und stur ummahocka, tia doch nur fade Nocka,
stocksteif wia a Brett, he, ge, geah doch glei i’s Bett!
Vo inna dinna will’s nåch aussa daussa. Dinna, daussa, dunta, doba!“
Ursprung Buam
Auch die Ursprung Buam aus dem Zillertal singen im Tiroler Dialekt. Mit ihrer urigen Zillertaler Hochzeitsmusik (Steirische Harmonika, Geige und Harfe) und bodenständigen Texten über Heimat und Liebe wurden sie zu einer der erfolgreichsten Volksmusikgruppen überhaupt und sind auch beim jungen Publikum extrem beliebt. Unter dem Motto „Aufgeigt weacht“ ist Stimmung garantiert:
„Aber aufgeigt weacht, na, nit oft samma zeacht,
Weil a Zillachtola Klang, ja der isch dawert!
Aber aufgeigt weacht, so wia’s ins daugt,
Gemma, gemma, ja jetzt pack i glei mei Geigl aus!
Steiermark
Im Südosten Österreichs liegt das „Grüne Herz“ des Landes: Die Steiermark. Auch hier wird ein österreichischer Dialekt gesprochen mit dem sich die Menschen identifizieren und der sie verbindet. Zwischen dem Ausseerland im Norden und der slowenischen Grenze im Süden, zwischen Gletscher und Reben lebt man Traditionen und trägt die Lederhose noch im Alltag. Die Dialekte unterscheiden sich hier sehr, dass man nicht vom „Steirisch“ reden kann. Während die Dialekte der Obersteiermark zum Mittelbairischen zählen und als „Stoasteirisch“ bezeichnet werden, zählen die West- und Oststeirischen Dialekte zum Südbairischen. Sie zeichnen sich vor allem durch die Diphthongierung der betonten Vokale aus. Umgangssprachlich könnte man dies als „Bellen“ bezeichnen. „O“ wird zusammen mit „u“ und „ö“ mit „ü“ (ould = alt; Öülfnban = Elfenbein).
Auch die angesagtesten Musikgruppen Österreichs kommen aus dem Land von Brettljausn, Steirer Kren und Kernöl und singen natürlich Steirisch:
Die Seer
Sie sind eine der erfolgreichsten Musikgruppen Österreichs: Die Seer aus dem Ausseerland im Norden der Steiermark. Mit ihrem jährlichen Open-Air locken sie ca. 20.000 Menschen an den Grundlsee und veranstalten somit eines der größten Konzertereignisse Österreichs. Die Texte der Seer handeln von Liebe („Schee wars wenns do warst“), Heimat („Hoamatgfühl“), Freundschaft („Lebenselixier“) und anderen bewegenden Themen („Oma“). Den größten Hit der Seer hat Frontmann Alfred Jaklitsch geschrieben, als er aus dem Krankenhaus kam in dem gerade sein Sohn geboren wurde:
„Bist wia a Wüd’s Wossa, des vom Berg owa rinnt.
Wia a Wüd’s Wossa auf a Roas mi mitnimmt.
Wia a Wüd’s Wossa, so frisch und so kloa.
Und auf oamoi is nix mehr, wia’s vorher woa.“
Andreas Gabalier
Er ist der Durchstarter der letzten Jahre: Andreas Gabalier! Er hat den Schlager wieder rot-weiß-rot gemacht und dabei eine ganze Musikrichtung erfunden: den Volks-Rock’n’Roll. Steirisch singt man durch ihn nun auch in Hamburg oder Köln: „I sing a Liad für di und dann fragst du mi, magst mit mir daunzn geh’n…“ Auch seine Hymne auf das Steirerland wird bei seinen ausverkauften Konzerten landauf-landab mitgesungen:
„Ja ja mei Steirerland, des is mei Heimatland!
Und drum trog i ah mit so vü Stolz mei Steirerg’wand!
Ja wir san froh, dass ma so fesche Diandalan hobn.
Und a Freindschaft hoit bei uns a Leben lang!“
S.T.S.
Diese drei Buchstaben stehen für Austro-Pop pur: S.T.S.. Die Buchstaben stehen für die drei Urgesteine Gert Steinbäcker aus der Steirischen Hauptstadt Graz, Günter Timischl aus dem steirischen Fürstenfeld und Schiffkowitz aus Graz. Das Trio brachte das 6.000 Einwohner zählende Städtchen Fürstenfeld in der Südoststeiermark zu großer Bekanntheit. Ihr ursprünglich ironischer Song „Fürstenfeld“ wurde zum unfreiwilligen „Wiesnhit“ 1984 und wird bis heute lautstark mitgegrölt. Dass das Lied überhaupt veröffentlicht wurde, war eher ein Zufall! Die Band gab ihre letzten Konzerte im Jahr 2012. Neben „Fürstenfeld“ hatten sie weitere große Hits wie „Großvater“, „Wunder meiner Seligkeit“ oder „Gö, du bleibst heut Nacht bei mir“:
„Gib des Bandl aus de Hoar, beitel’s owi, lass es foin,
lass auf deiner waachen Haut zarte, sanfte Schatten moin.
Leg di her do neben mir, bleib bis morgen in da Friah!
I wü nur die Zeit von dir. Gö, du bleibst heit Nacht bei mir!“
Vorarlberg
Ganz im Westen Österreichs liegt das Bundesland Vorarlberg, welches vor allem durch seinen Bodenseezugang in Bregenz und seine Skiorte St. Anton am Arlberg und Lech am Arlberg bekannt ist. Auch das Kleinwalsertal, eine an das Allgäu grenzendende Enklave, gehört zu Vorarlberg. Als einziges österreichisches Bundesland gehört Vorarlberg vollständig dem alemannischen Sprachraum an. Dialekte wie der Montafoner, Lustenauer oder Bregenzerwälder Dialekt sind besonders ausgeprägt und mit anderen Österreichischen Dialekten kaum vergleichbar. Typisch sind Begriffe wie „Hus“ oder „Hüsle“ für „Haus“, „Für“ für „Feuer“, „i bin gsi“ für „ich bin gewesen“ oder „i han ghaa“ für „ich habe gehabt“. Viele Begriffe im Vorarlbergerischen sind so speziell, dass ein Verständnis ohne Übersetzung nicht möglich ist. „Abalaikig“ steht für „schmierig“, „Ägagrind“ für „Sturkopf“, „Busalar“ für „Kühe“, „Gögle“ für „Baby“ oder „hoaklig“ für „sehr wählerisch“. Auch geht der Vorarlberger nicht einkaufen, sondern „poschta“ und zur Verabschiedung kann man in Lustenau auch „Lebe“ hören. Auch die Musik Vorarlbergs hat ihre Eigenheiten und sprachlichen Hürden:
HMBC
Die Abkürzung HMBC steht für „Holstuonarmusigbigbandclub“, dahinter verbirgt sich die erfolgreichste Dialekt-Band Vorarlbergs. Im Sommer 2010 sorgten sie mit ihrem Erfolgstitel dafür, dass im ganzen Land „Way down, way down, way down“ lautstark mitgegrölt wurde. Der restliche Text blieb den meisten Hörern ein Rätsel. Dass es sich bei „Way down“ eigentlich um „Weh tau“, also „weh getan“, handelt, war nur sprachgewandten Hörern bewusst. Das Lied „Vo Mello bis ge Schoppornou“ war nämlich nicht auf Englisch, sondern auf Vorarlbergerisch verfasst und erinnerte im Refrain nur an das englische „Way down“:
„Samstag Zaubod a dor Egg, I beo wiedor amaul halb varreckt.
Oas, zwo, drü, vier, fünf, seggs, siebo Gläsle sand oas zviel gsin, I gloub i ka nix daföar!
No an letschta Blick uf mine Rolex Uhr, häb oa Oug zua, dass I jau do Zwölfar sea,
Glück kea, glück kea und scho hat ar mi gseah,
Guni seyt itz züod fädo I toar nämle zuo min Lädo.
Vo Mello bis ge Schoppornou bean I gloufo, d'Füaß himmor weh tau.
Weh tau, we tau, we tau, d'Füaß himmor weh tau.
Burgenland
Vom äußersten Westen geht es in den äußersten Osten: Umgeben von Slowakei, Ungarn und Slowenien liegt das ehemals königliche, ungarische Burgenland. Dieses wurde erst 1921 Teil Österreichs und wäre beinahe auf den Namen „Heinzenland“ getauft worden. Grund hierfür ist der im Burgenland vorherrschende Dialekt, das Hianzisch. Diese Sprache zählt zu den mittelbairischen Sprachen und wird zu den „ui-Mundarten“ gezählt. Beispiele hierfür sind „guid“ (= „gut“, bairisch „guad“), „Muida“ (= „Mutter“, bairisch „Muada“) oder „suicha“ (= „suchen“, bairisch „suachn“). Ebenfalls auffällig sind die Verzwielautung von e-Lauten und die Verwendung des „si“ statt „es“. Ein Beispiel für beide Besonderheiten wäre „si réignt“ statt „es regnet“. Eigene Begrifflichkeiten gibt es im Hianzischen ebenfalls genügend. So sagt man zur Musikkapelle „Banda“, anfangen wird zu „aongéinzn“, das Ferkel wird zum „Faadl“ und „unterwegs“ heißt „hintawèign“.
Neben Hianzisch wird im Burgenland auch „Burgenland-Kroatisch“ gesprochen. Allerdings gehört diese Sprache zu den südslawischen Sprachen und kann deshalb nicht als deutscher Dialekt angesehen werden. Willi Resetarits ist wohl einer der bekanntesten Dialektmusiker aus dem Burgenland. Unter seinen Liedern finden sich ebenfalls Songs auf Burgenland-Kroatisch.
Natürlich hat auch das Burgenland mit seinem Hianzischen Dialekt musikalische Vertreter, wenn diese auch eher regional bekannt sind.
Heigeign
Die Band Heigeign beispielsweise vereint Texte in Hianzisch, Burgenlandkroatisch und ungarisch und interpretiert diese mit einer Mischung aus Neuer Volksmusik, Folk und Weltmusik. In Liedern wie „Oh Jelena, Jelena“ oder „Huamweh“ besingen sie Themen wie Heimat und Liebe:
„Af d´Roas bin i gaongan, in d´Fremd hot´s mi zogn,
mi hot´s vull Valaungan wia´s Vogerl furttrogn.
I ho niamer bleibn mejgn, bi aus ´n Nest furt,
Um ah amol d´Welt z´sehgn, bol´do und bol´durt.
Huamweh, wann da Tog nia glei Nocht ween wü.
Huamweh, wann da d´Treinan zan wanan fön
Hoamweh, wann di nix mehr hoidn ku.
Kärnten
Naßfeld und Bad Kleinkirchheim für Skifahrer, der Wörthersee für Sommerfrischler und der Faaker See für die Biker! Kärnten hat für alle etwas zu bieten! Das südlichste Bundesland Österreichs ist touristisch gut aufgestellt und auch die Kärntner Mundart ist ein Österreichischer Dialekt, der sich sehen und hören lassen kann. Dieser südbairische Dialekt lässt sich wiederum in Ober-, Mittel- und Unterkärntnerisch unterteilen. Charakteristika sind hier der erhaltene Selbstlaut im Artikel („di/ de Muatter“ statt „D’Muatter“) und das affrizierte „k“ („Kchua“ = „Kuh“). Auch die Verkleinerungsformen -le, -len oder -lan sind typisch („Deandle“ = „Mädchen“, „Fegele“ = „Vogel“, „Fegelen“/ „Fegelan“ = „Vögel“).
Carinthia Chor Millstatt
Im musikalischen Bereich sind vor allem die Chöre wie der „Carinthia Chor Millstatt“ oder das „Kärntner Doppelsextett“ Botschafter für das Kärntnerland. Ihre Texte sind größten teils in Kärntner Mundart verfasst:
„Lei liabn, lei liabn, aba hamla, hamla,
denn die hamlane Liab is siaß, namla namla.“
Faia Salamanda
Aber auch in der populären Musik wird kärntnerisch gesungen. So beispielsweise der Reggae Künstler Faia Salamanda aus dem Gurktal. Seine Musikrichtung nennt er „Carinthia Reggae“:
Also schau ma, dass ma wieder zruck zu unsre Wurzeln finden.
Weil sonst irgendwann Kultur und Brauchtum ganz und goa verschwinden.
Schau lei kurz ins Land, du wirst segn dei Heimat is so schee.
Net lang nochdenka, oafach des Gfü erlebn – Carinthia…“
Salzburg
Vom Süden zurück in den Norden: Es geht in die Heimat Wolfgang Amadeus Mozarts nach Salzburg. Touristisch interessante Orte wie Zell am See oder die Stadt Salzburg und berühmte Berge wie das Steinerne Meer und der Großvenediger liegen auf Salzburger Gebiet. Sprachwissenschaftlich gesehen, gibt es keine Salzburger Dialekte. Die hier gesprochenen Dialekte lassen sich nicht eindeutig von ähnlichen Dialekten anderer Bundesländer abgrenzen. Festhalten lässt sich, dass in Salzburg südmittelbairischer Dialekt gesprochen wird, mit Ausnahme des Flachgaus denn hier wird Mittelbairisch gesprochen. Beispiele für die Aussprache dieser Dialekte wären „Dog“ (Tag), „Gnechd“ (Knecht), „Khuá“ (Kuh) oder „Moo“ (Mann). Speziell in der Stadt Salzburg ist auch der Wiener Einfluss zu spüren. Hier sagt man zur Zahl „zwei“ nicht „zwoa“ sondern „zwaa“.
Musikalisch gibt es in Salzburg nicht nur Wolfgang Amadeus Mozarts und die singende Trapp-Familie sondern Salzburg ist auch bei der Dialektmusik ganz vorn dabei.
Meissnitzer Band
Im Bereich des Alpenrocks oder Austro-Pops ist die Meissnitzer Band die Mundart-Band Nr. 1. Die Band aus Abtenau wurde ursprünglich zur Unterstützung für die Skiläuferin Alexandra Meissnitzer als „Meisi Musi“ gegründet. Nach der Umbenennung in „Meissnitzer Band“ wurde die Gruppe um Christiane Meissnitzer mit ihrem Alpenrock in Salzburger Mundart erfolgreich. Texte wie „Hoamat“ sind längst über die Grenzen Salzburgs hinaus beliebt:
„Mei Hoamat bist du, du bist mei Hoit, du bist mei Stern.
Mei Hoamat bist du, i gher zu dir!
Mei Hoamat bist du, du bist mei Wurzel, bist mei Kern.
I kimm gern zu dir, denn du gherst zu mir, mei Hoamat bist du!“
Oberösterreich
Linzer Torte, Dachstein, Salzkammergut: Das sind die Sachen, die einem sofort in den Kopf kommen, wenn man an Oberösterreich denkt. Auch hier zwischen Mühlviertel und Halltätter See spricht man Dialekt. Es gibt jedoch keine ausschließlich oberösterreichischen Charakteristika, es wird ähnlich wie in den angrenzenden Ländern, Mittelbairisch gesprochen. Die regionalen Unterschiede zwischen Mühlviertel, Alpenvorland und Alpenland mit dem Salzkammergut sind zwar hörbar, lassen sich jedoch unter Mittelbairisch zusammenfassen.
Musikalisch ist natürlich zwischen Bergen, Hügeln und Seen einiges los. Das wird bereits im berühmten „Weißen Rössl am Wolfgangsee“ deutlich, auch wenn in diesem Musical Oberösterreich auch nur als Kulisse dient und nicht im Dialekt gesungen wird.
Hubert von Goisern
Der berühmteste Dialekt-Musiker Oberösterreichs ist wohl Hubert von Goisern. Der Erfinder des Alpenrocks lebt zwar in Salzburg, wurde jedoch am Ufer des Hallstätter Sees und am Fuße des Dachsteins in Bad Goisern geboren und ist dort aufgewachsen. „Der Goiserer“ war einer der ersten Musiker, die aus Dialekt und Steirischer Harmonika „mehr“ herausholten, als Volksmusik. Seine Mischung aus Rock, Blues, Weltmusik, Jazz und Volksmusik wurde zum länderübergreifenden Erfolg und sorgte dafür, dass Oberösterreichischer Dialekt heute in Österreich, Deutschland und der Schweiz lautstark mitgesungen werden kann. Die Liebe zu seiner Heimat zeigte von Goisern mit einem Blues:
„A woanders gfoit’s ma oft.
Ober dann ganz unverhofft,
riahrt se plötzlich wos in mir,
und zruck, zruck muaß i zu dir!
Goisern, Goisern, i steh auf di!
Und i steh ah auf dei oafachs,
und abgnudlds Jodl-ei-ti!“
Niederösterreich
Unser letzter Stopp auf der Dialektreise durch Österreich ist Niederösterreich, das größte rot-weiß-rote Bundesland. Das Land lässt sich in das Industrieviertel südlich von Wien, das Mostviertel südwestlich von Wien und das Wald- und Weinviertel nördlich von Wien aufteilen. Hier wird ebenfalls mittelbairischer Dialekt gesprochen, der jedoch sehr charakteristisch ist. Wald- und Mostviertel sind Teil des Donaubairischen Sprachverbands. Außerdem sind im Niederösterreichischen die Wiener Einflüsse vor allem durch das gedehnte „a“ stark spürbar. Die bereits erwähnte „ui-Mundart“ ist im Weinviertel ebenfalls vertreten, jedoch auf dem Rückzug. Besondere Begrifflichkeiten gibt es in Niederösterreich zu genüge. So sagt man beispielsweise zum Brotanschnitt „Scherzl“ oder zu schlechtem Wein „Heckenklescher“. Ist eine Beschwerde sinnlos, so kann man sich „beim Soizamt aufpudeln“. Im kulinarischen Bereich spricht man in Niederösterreich oft von „Germstriezel“ (= Hefezopf), „Topfengolatschen“ (=Quarktasche) oder „Xöchtem“ (= Geräuchertes Schweinefleisch). Abgerundet werden diese Köstlichkeiten vom ein oder anderen „Fluchtachterl“.
Wolfgang Ambros
Das musikalische Vermächtnis Niederösterreichs ist bunt gemischt: Joseph Haydn, Komponist der österreichischen Nationalhymne, und Freddy Quinn, der vermeintliche Seebär, wurden hier geboren. Mit seinem erfolgreichsten Song zog es ihn jedoch nicht in die niederösterreichische Heimat:
„Am Freitag auf d’Nacht, montier i de Schi
auf mei Auto und dann begib i mi
ins Stubaitoi oder noch Zö am See,
weu durt auf de Berg drom homs oiwei an leiwand‘n Schnee!
Weu i wü Schifoan, Schifoan,
weu Schifoan is des Leiwandste, wos ma si nur vurstö’n ko.
Damals wie heute: I am from Austria
Österreichischer Dialekt ist so vielfältig wie seine Musikgruppen! Von kroatischen bis zu alemannischen Einflüssen, von Volksmusik bis Reggae hier ist alles dabei! Diese Vielfalt, der Ideenreichtum und die Andersartigkeit machen auch einen Teil des länderübergreifenden Erfolgs österreichischer Interpreten aus, egal ob sie Steirisch, Tirolerisch, Kärntnerisch, Vorarlbergerisch oder Wienerisch singen. Falcos Wiener Schmäh trifft auf die Steirische Kernigkeit Andreas Gabaliers und Hubert von Goiserns Virtuosität trifft auf die einfachen und eingängigen Harmonien der Ursprung Buam. Die Erben von Mozart und Strauß sorgen dafür, dass die Musik auch in Zukunft rot-weiß-rot bleibt und auch Österreichischer Dialekt nicht konserviert wird, sondern lebendig bleibt.
Das österreichische Lebensgefühl, das all den Songs und Dialekten zugrunde liegt, bringen wohl S.T.S. in einem ihrer Hits am besten auf den Punkt:
„I bin die feine Mischung, Special Blend,
Soiche wie mi, waaßt wia ma de nennt?
I bin die wilde Sorte, do wean Braune bleich:
I bin aus Österreich!“