Schlager und Heimat – gehört das zwingend zusammen?

Schlager und Heimat – gehört das zwingend zusammen?

Heimat, Tracht und Musik

Das Dirndl auf der Alm und die Lederhose mit der Ziehharmonika – zwei Bilder, die wunderbar zur Volksmusik passen. Heimatverbundenheit scheint ein Thema zu sein für die, die Musik auf ihrer Muttersprache machen. Traditionell als Volksmusik bezeichnet, wird auch klar, dass auch das „Volk“ es so sieht und der Schlager als die Musik des Landes anerkannt wird. Und auch mit Globalisierung und zunehmender Vernetzung über Ländergrenzen hinweg bleibt diese doch erhalten, denn die Faszination für den Schlager ist ungebrochen.

Das Edelweiß steht für alpenländische Gemütlichkeit – ein Bild, das wunderbar zum Schlager und der Volksmusik passt. Aber ist diese Heimatverbundenheit noch zwingend Teil von deutscher Musik?
Das Edelweiß steht für alpenländische Gemütlichkeit – ein Bild, das wunderbar zum Schlager und der Volksmusik passt. Aber ist diese Heimatverbundenheit noch zwingend Teil von deutscher Musik?

Das zeigen auch die vielen jungen Schlagerstars, denn stetig gibt es Nachwuchs in der Branche: Beatrice Egli, Vanessa Mai und Annemarie Eilfeld sind nur drei der jungen Sterne am Schlagerhimmel. Auch Andreas Gabalier, Florian Silbereisen und Helene Fischer zeigen, dass Schlager unter 35 absolut zeitgemäß ist. Diese Stars sind es auch, die den Schlager aus der Welt der Klischees holten: Helene Fischer spielt Rekordtourneen und Florian Silbereisen ist längst mehr als der klassische Schlagersänger, als der er seine Laufbahn vor vielen Jahren begonnen hat. Längst zum Gesicht der deutschen Volksmusik geworden, präsentierte er vor Jahren noch das „Frühlingsfest der Volksmusik“, das „Fest der Feste“ und das „Große Fest der Volksmusik“ in Lederhosen und Janker. Dann 2014 plötzlich der Wandel, denn auf einmal steht der Moderator nicht mehr in Tracht auf der Bühne, sondern in Jeans, T-Shirt und locker sitzendem Sakko.

„Was ist da los?“ fragten sich viele der eingefleischten und auch teilweise betagten Fans. Denn Traditionen zu brechen ist nicht Teil dieser traditionellen Musik, die dem Volk gehört und irgendwie „schon immer so war“. Aber bedeutet andere Kleidung auch ein Schwinden der Traditionen? Und kann Schlager ohne Traditionen überhaupt sein?

Was macht Schlager aus

Um diese Frage zu beantworten muss man „Back to the Roots“. Volksmusik – was ist das? Zunächst einmal besagt das Wort, dass es die Musik des einfachen Volkes ist. Keine hochtrabenden Harfenklänge und Chansons, stattdessen einfache verständliche Texte und volkstümliche, erschwingliche Musikinstrumente. Da gehört die Quetsche genauso dazu wie Zither und Horn. Eine Musik, die das Volk eint und feiern lässt. Ist das auch gleich Schlager?

Schlager ist feiern – und Volksmusik kann absolut Schlager sein, aber nicht jeder Volksmusikssong ist ein Schlager. Denn ein „Schlager als Phänomen“ ist vor allem das Lied, das die Massen zum Feiern bewegt und Genre übergreifend funktioniert. Ein Beispiel – oder viel mehr DAS Beispiel aus den letzten Jahren – ist Atemlos von Helene Fischer. Oder auch „An Tagen wie diesen“, wie Florian Silbereisen im Interview mit der Thüringer Allgemeine beschreibt. Denn ein Schlager ist in erster Linie ein „Verkaufsschlager“ und ein Song, der eingängig ist und in weiten Teilen Anklang findet. Das zeigt auch, dass die Heimatverbundenheit im deutschen Schlager erst einmal wenig zu suchen hat und Schlager nicht untrennbar damit verknüpft ist.

Imagewandel des Schlagers

Aber dennoch kommt der deutsche Schlager häufig aus der Volksmusik. Da nahm Helene Fischer ihren Anfang und auch traditionell erfolgreiche Künstler wie Jürgen Drews sind mit einfachen eingängigen Texten erfolgreich geworden. Heute klingt das, was zum Schlager wird ein wenig poppiger als noch zu früheren Zeiten. Die Grenzen zwischen Deutschpop und Schlager verschwimmen immer mehr und auch junge Menschen werden wieder davon mitgerissen. Volksmusik und auch die Sicht auf den deutschen Schlager haben sich modernisiert, sie gehen mit der Zeit – eine logische Entwicklung eigentlich, denkt man daran, dass sich jedes Genre nach und nach weiterentwickelt.

 

Tracht ist etwas, das zur Heimat gehört – und damit auch zum Schlager. Wie dieser sich in den letzten Jahren gewandelt hat, hat sich aber auch die Trachtenmode verändert. Zwar ist nicht mehr jeder Schlagersänger in Lederhosen und Dirndl unterwegs, die Jugend trägt aber gerne wieder traditionelle Kleidung, die zeitgemäße Trends und Formen aufgreift.
Tracht ist etwas, das zur Heimat gehört – und damit auch zum Schlager. Wie dieser sich in den letzten Jahren gewandelt hat, hat sich aber auch die Trachtenmode verändert. Zwar ist nicht mehr jeder Schlagersänger in Lederhosen und Dirndl unterwegs, die Jugend trägt aber gerne wieder traditionelle Kleidung, die zeitgemäße Trends und Formen aufgreift.

Wie sich das auf die Kleidung auswirkt

Waren Schlagerstars früher prinzipiell in Trachtenmode vertreten, hat sich das inzwischen deutlich ausgeweitet. Helene Fischer tritt in allerhand sportlichen, eleganten und sexy Outfits auf. Florian Silbereisen gibt es in Jeans, im Anzug, aber auch in Trachten. Und VolksRock’n’Roller Andreas Gabalier hat die Lederhose zu seinem Markenzeichen erkoren. Diese Mischung betont zum einen das frischere Image, dass dabei auch trotzdem noch Trachten im Repertoire vorkommen zeigt, dass auch die Trachten sich gewandelt haben. Die Trachtenmode hat sich aus der staubigen Ecke hin in die Moderne bewegt – in Pastelltönen und mit tollen Stoffen werden aktuelle Trends aufgegriffen. Immer wieder neue Stoffmuster, Formen und Schnitte zeigen, dass es auch hier Trends gibt – auch Hochzeitsdirndl gibt es wieder vermehrt, wie auch bei Krüger Dirndl ersichtlich wird. All das macht deutlich: Trachtenmode ist ebenso vom Wandel der Traditionen ergriffen wie die Volksmusik und die Einstellung dieser gegenüber.

Heimatverbundenheit und deutsche Musik – das gehört noch zusammen. Auch Trachten als Teil dieser Heimatverbundenheit finden immer wieder Anwendung, sowohl im Schlager, als auch im normalen Alltag. Dennoch hat beides eine deutliche Wendung hingelegt und sich von dem verstaubten Image verabschiedet. Schlagerstar sein heißt nicht mehr, herziges Bayrisch zu sprechen und immer in Lederhosen herumzulaufen. Aber das kann es heißen, wie bei unserem Lieblings-Rock’n’Roller Andreas Gabalier. Und auch eine sonst topmodern gestylte Helene Fischer zeigt sich mal im Dirndl. Die Grenzen verschwimmen und alles geht mit der Zeit – und das ist ja auch gut so.

 

 

Patrick Kollmer
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